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Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters

Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters

Titel: Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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ist als Überraschung für das Volk geplant. Alles, was damit zu tun hat, unterliegt strengster Geheimhaltung. So viel steht jedenfalls fest: Schiff und Ausrüstung werden strengstens bewacht. Die letzte Prüfung, am Abend des ersten Festtages, wird in einem abgeschlossenen Innenhof des Palastes durchgeführt werden. Im Schiff selbst werden sich zwei oder drei Gehilfen Barasadans und etwa ebenso viele Soldaten befinden. Es wird also nicht leicht sein, deren Stelle einzunehmen und einfach so davonzufliegen.«
    »Als Sohn des Kaisers habe ich einigen Einfluss im Sedin-Palast. Ich denke, mir würde es schon gelingen, die entsprechenden Vorbereitungen zu treffen.«
    Baltan schien mit dem Vorschlag des Prinzen nicht recht einverstanden. »Deine Absicht ehrt dich, mein junger Freund. Aber ich fürchte, es wäre zu gefährlich, wenn du diese Angelegenheit selbst in die Hand nimmst. Ich bin überzeugt, dass dein Vater bemerkt hat, wie gut du dich mit Yonathan verstehst. Er wird dich bestimmt beobachten lassen. Du dienst unserer Sache mehr, wenn du uns die Informationen lieferst, die wir benötigen, und ich für den Rest meine eigenen Leute einsetze.«
    Felin dachte nicht lange nach. Er nickte und sagte: »Du hast Recht, Baltan – wie immer. Wir werden deinem Vorschlag folgen.«
    »Was ist mit uns?«, fragte Gimbar. »Mit Yomi und mit mir?«
    »Darüber bin ich mir noch nicht klar. Gebt mir einfach zwei oder drei Tage Zeit für die Vorbereitungen. Dann können wir den endgültigen Fluchtplan besprechen. Yonathan, denkst du, du könntest Zirgis noch ein zweites Mal überreden dich zu einem Besuch in mein Haus gehen zu lassen? Der Sedin-Palast hat zu viele Ohren.«
    »Bestimmt«, versicherte Yonathan zuversichtlich. »Inzwischen erwartet Zirgis von mir ja geradezu, dass ich ihm irgendwelche Schwierigkeiten bereite.«
    »Du willst Baltan schon wieder besuchen? Aber du warst doch erst vorgestern in seinem Haus.«
    Yonathan entging nicht, dass seine Bitte um Ausgang beim Kaiser auf wenig Gegenliebe stieß – Zirgis stand im Begriff wütend zu werden. »Es soll ja nur für einen Tag sein, wie beim letzten Mal«, sprach er beruhigend auf den Monarchen ein.
    »Ich weiß nicht. Das Ganze schmeckt mir nicht, Knabe Yonathan. Lass doch deine Freunde einfach in den Palast kommen.«
    »Und Baltan? Er ist auch mein Freund. Darf er mitkommen?«
    »Baltan? Baltan!«, schnaubte der Kaiser. »Der alte Schacherer fällt mir auf die Nerven – im Moment jedenfalls. Ständig hat er etwas an den Jubiläumsfeiern herumzunörgeln. Ich schätze seinen Rat – wenn die Feierlichkeiten vorüber sind. Bis dahin kann er in seinem runden Palast bleiben und sich das Fest von dort beschauen.«
    »Dann möchte ich zu ihm«, beharrte Yonathan.
    Zirgis verdrehte die Augen zur holzgetäfelten Decke des Speisesaals. »Du bist furchtbar starrköpfig, mein Junge!« Dann änderte sich sein Gesichtsausdruck. Yonathan entdeckte wieder diesen lauernden Zug, der ihm schon mehrmals aufgefallen war, wenn Zirgis etwas ausheckte. Es dauerte auch nicht lange und der Monarch wurde aktiv: Er genehmigte sich einen enormen Schluck Rotwein, rülpste, wischte sich über den Mund und richtete das Wort an Yonathan. »Wir könnten natürlich ein Geschäft machen.«
    Yonathan ahnte Schlimmes. »Ich habe nicht viel, das ich Euch bieten könnte, Hoheit. Und was den Stab betrifft…«
    »Lassen wir für einen Augenblick den Stab beiseite, Knabe Yonathan. Ich denke da an eine neue Prüfung. Wenn du sie bestehst, kannst du deine Freunde besuchen.«
    »An was für eine Prüfung hattet Ihr dabei gedacht, Hoheit?«
    »Du wirst mir Gold machen.«
    »Aber wie…?«
    »Genau! So machen wir es. Beschlossen und verkündet.«
     
     

Die Prophezeiung vom Brunnen
     
    Zirgis hatte weder Yonathan noch dem erzürnten Felin eine weitere Gelegenheit zum Einspruch zugebilligt. Dafür war er viel zu begeistert von seinem neuesten Einfall. Wenn es Yonathan nicht gelänge, Gold herzustellen, müsste er im Palast bleiben, und wenn doch… nun, ein güldenes Trostpflaster war allemal besser als nichts.
    Als Yonathan dann aber zwei Tage später tatsächlich einen Kupfer-Even in Gold verwandelte, war der Kaiser doch sprachlos. Nicht lang allerdings. Misstrauisch ließ er sich das Geldstück geben, klemmte es zwischen die Zähne und prüfte die Festigkeit des gelben Metalls. Zu Yonathans großer Besorgnis zeigten sich rötliche Risse auf der Bissstelle. Er versicherte, dass die Apparatur, die er aus

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