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Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters

Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters

Titel: Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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sehen«, versuchte Jonathan zu scherzen.
    »Keine Angst… Obwohl… Er kennt alle deine Krankheiten. Ich werde einen guten Arzt aus Edinburgh kommen lassen. Er soll auf jeden Fall Dr. Dick konsultieren, bevor er sich auf die Reise macht.«
    Ehe der angekündigte Arzt aus der schottischen Hauptstadt eintraf, geriet Jonathans Traumbruder abermals in eine Situation, in der er dringend Hilfe brauchte. In diesen Tagen pendelte Jonathan ständig zwischen den Geschehnissen seiner Träume und der vermeintlichen Wirklichkeit hin und her. Sein Wesen glich einer Kupfermünze, die ursprünglich einmal in schnelle Rotation versetzt worden war: Für lange Zeit hatte sich dieses Geldstück mit verwirrender Schnelligkeit gedreht, sodass ein Betrachter es mit der gleichen Sicherheit für einen englischen Penny wie für einen neschanischen Even hätte halten können. Ja, irgendwie war es eine Zeit lang beides zugleich gewesen. Doch nun hatte sich eine Veränderung eingestellt. Aus der schnellen Pirouette der Münze war ein unsicheres Taumeln geworden. Und wer konnte schon wissen, auf welcher Seite sie schließlich liegen bleiben würde?
    Vorerst galt es allerdings, Gold zu machen. Zirgis’ neueste Bedingung bereitete Jonathan erhebliche Kopfschmerzen. Er lebte im zwanzigsten Jahrhundert! Er wusste, dass man Gold nicht einfach machen kann. Gold ist ein Element. Ein Stück Gold besteht demzufolge aus unzähligen Goldatomen. Man konnte nicht einfach verschiedene Substanzen zusammenschütten, umrühren, ein wenig kochen, das Ganze schließlich erkalten lassen und fertig war der Goldbarren.
    »Was willst du machen? Gold?«, fragte William Marshall erstaunt, als Jonathan bei seinem Lehrer Rat suchte.
    »Na ja, betrachten Sie es als ein Gedankenspiel. Natürlich kann man kein Gold machen. So viel weiß ich auch, selbst wenn Chemie nicht mein Lieblingsfach ist. Aber könnte man nicht irgendetwas anstellen, dass alle glauben, man könnte Gold herstellen?«
    »Du willst doch nicht etwa jemanden betrügen?«
    »Würden Sie die Ladys, die vergoldete Ringe und Ketten tragen, etwa alle als Betrügerinnen bezeichnen?«
    Mister Marshall schmunzelte. »Nicht sehr fair von dir, auf eine Frage mit einer Gegenfrage zu antworten, Jonathan! Ich für meinen Teil würde den Ladys zugestehen, dass sie vielleicht nur sparsam sind. Andererseits…« Der Lehrer stockte.
    »Andererseits was?«
    »Ich glaube, du hast dir mit deiner Frage eben selbst die Antwort gegeben. Man könnte einen Gegenstand ›vergolden‹. Wenn man nicht gerade darauf rumkratzt, könnte ihn jeder glatt für pures Gold halten.«
    »Vergolden?«
    »Ja, durch Galvanisierung.«
    »Aha.«
    »Du siehst nicht so aus, als könntest du mit diesem Wort etwas anfangen.«
    »Wie gesagt, Chemie ist nicht gerade…«
    »Dein Lieblingsfach«, unterbrach der Lehrer lachend. »Schon gut, schon gut. Ich werde dir erläutern, wie es funktioniert.«
    Nach Mister Marshalls Chemielektion verstand Jonathan schon mehr von der Kunst des »Goldmachens«. Trotzdem bat er den Lehrer noch zusätzlich um ein Buch, das ihm helfen könne, die Vorgänge um das Galvanisieren vollends zu begreifen. Jonathan hätte normalerweise selbst in der gut bestückten Bibliothek seines Großvaters herumgestöbert, aber sein schlechter Gesundheitszustand ließ das zur Zeit nicht zu. Er musste das Bett hüten. Als der Lehrer sich erkundigte, was denn der Grund für das plötzliche Interesse an diesem neuen Wissensgebiet sei, antwortete Jonathan nur: »Es soll eineÜberraschung werden.«
    Eine Überraschung wurde es wirklich! Zwar nicht für irgendjemanden, der Mister Marshall in den Sinn gekommen wäre, aber Zirgis, den Kaiser von Cedan, zu beeindrucken – und ganz nebenbei auch Barasadan, dessen Hofgenie –, war sicherlich auch kein einfaches Unterfangen.
    Nachdem Jonathan abermals in der Nacht die Flöte geblasen und sich mit seinem Traumbruder getroffen hatte, konnte er nur noch den Blick nach innen, in seine Träume, richten und zuschauen. Er bewunderte den Einfallsreichtum, mit dem Yonathan die ihm gegebenen Hinweise umgesetzt hatte – schließlich konnte dieser nur Werkzeuge und Zutaten verwenden, die man in dem weniger entwickelten Neschan bereits kannte. Aber es hatte schließlich geklappt: ein Kupfer-Even war vergoldet worden!
    Dass Kaiser Zirgis sich dann trotzdem geweigert hatte Yonathan in das Haus Baltans gehen zu lassen und dass es schließlich die weise oder schlaue Vorausschau des Traumbruders war, die das

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