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Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters

Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters

Titel: Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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kostbaren Teppiche im Innern des Zeltes gesetzt hatte.
    Auch Yonathan bemerkte den schlanken Mann mittleren Alters, der wie ein Gelehrter aussah. Das ehemals schwarze Haupt-und Barthaar war von der Farbe der Weisheit durchzogen. Er trug einen längs gestreiften Mantel und ein langes Untergewand aus feinem, weißem Leinen. Das also war Sahavel, wie Baltan Mitglied der Charosim, der vierzig engsten Vertrauten Goels, zugleich auch Erzieher und Lehrmeister Felins; und in diesem Augenblick Gefangener in dessen kräftigen Armen.
    »Was tust du hier, Sahavel? Dieses Unternehmen kann ziemlich gefährlich werden.«
    »Es gibt vieles zu berichten«, gab Baltan anstelle des Lehrmeisters zur Antwort. »Für beide Seiten. Lasst uns ein ordentliches Mahl einnehmen und dabei alles besprechen.«
    Daran war nichts auszusetzen. In den vergangenen drei Tagen hatten sie nur trockenes Brot, Schafskäse und Dörrobst bekommen. Wegen der Gefahr entdeckt zu werden, konnte man kein Feuer machen.
    Sofort bei seiner Ankunft im Lager waren Yonathan die köstlichen Düfte aufgefallen, die aus dampfenden Töpfen aufstiegen und einen Hungrigen in den Wahnsinn treiben konnten. Ja, jetzt ein heißes, wohlschmeckendes Essen, dazu einen Krug Würzbier – was konnte es Schöneres geben?
    »Warum glotzt du eigentlich die ganze Zeit wie ein Esel vor dich hin und sagst kein Wort?«
    Yonathan blinzelte. Was war das? Woher kam diese Stimme?
    »Aha, unhöflich bist du auch. Nicht einmal antworten kannst du.«
    Yonathan drehte langsam und unter Schmerzen den Kopf in die Richtung, aus der diese glockenhelle Stimme kam, und blickte in zwei große, schwarze Augen.
    »Blöd scheinst du auch noch zu sein, so wie du guckst.«
    »Das liegt wohl daran, dass mir der Schädel brummt.« Yonathan war verwirrt und wusste nicht, warum. Eines stand fest: Diese helle Stimme und die beiden nachtschwarzen Augen gehörten einer weiblichen Person.
    »Wer bist du?«, fragte Yonathan. Ja, das war gut! Man musste den Gegner aus der Reserve locken.
    »Sag erst mal, wer du bist.«
    Fehlschlag! Diese Kleine dort besaß offenbar Verstand. Jetzt nur nicht aus der Ruhe bringen lassen!
    »Mein Name ist Yonathan. Ich gehöre zu den dreien da.« Er deutete hinüber zu Yomi, Gimbar und Felin.
    »Das wäre mir nicht aufgefallen.«
    Noch ein Fehlschlag! Warum redete er nur solch einen Unsinn? Er musste jetzt endlich mal was Gescheites sagen, etwas, was Eindruck machte.
    Mit einer Miene, die zugleich Überlegenheit und Langeweile ausdrücken sollte, blickte er auf das einen Kopf kleinere Mädchen hinab. Sie war ja noch ein Kind! Nein, sie war eigentlich kaum jünger als Yonathan. Aber ihr Aussehenpasste irgendwie nicht zu ihren stachligen Äußerungen. Ihr Gesicht war schmal, ebenmäßig und von bronzener Färbung, die Wangenknochen traten leicht hervor, die Mandelaugen standen ein wenig schräg, schwarze Locken fielen wie ein Wasserfall vom Kopf bis zu den Hüften herab… Aber warum war sie nur so dünn?
    Kinn und Stupsnase herausfordernd in die Höhe gereckt, mit den dunklen Augen funkelnd wie ein Obsidian im Sonnenlicht, triumphierend lächelnd, stand sie einfach da und sagte nichts.
    Yonathan räusperte sich. »Du sprachst von Höflichkeit«, begann er zaghaft. »Wäre es nicht an der Zeit, mir deinen Namen zu verraten?«
    Wieder flackerte Angriffslust in den Augen des Mädchens, dann wichen die Flammen jedoch zurück. »Mein Name ist Bithya«, erwiderte sie. »Ich bin mit Sahavel gekommen. Er bringt mich zu meinem Großvater, Goel.« Die Stimme klang jetzt weniger herausfordernd, eher etwas traurig.
    »Wie ich sehe, habt ihr euch schon vorgestellt«, mischte sich Felins Stimme in das Gespräch.
    »Kennst du sie?«, fragte Yonathan und deutete mit dem Kopf auf seine kleine Nachbarin, die ihn so in Verlegenheit gebracht hatte.
    Felin lachte. »Ob ich sie kenne? Sie ist meine Base. Genau genommen meine Großbase, die Enkelin des Bruders meines Großvaters.«
    Yonathan versuchte die schwierigen Verwandtschaftsverhältnisse in seinem Kopf zu ordnen.
    »Sie sagte, sie sei Goels Enkelin.«
    »Unsere Familie stammt von Goel ab, Yonathan.«
    Aus den Augenwinkeln konnte Yonathan erkennen, dass die beiden dunklen Augen schon wieder aufloderten. »Dann ist sie eher so eine Art Urururenkelin.«
    »Wenn er will, kann er sogar denken«, sagte Bithya.
    »Sei nicht so unhöflich zu unserem Gast«, ermahnte Sahavel, der sich neben Felin gestellt hatte. »Er hat einen Unfall gehabt und ist noch nicht ganz

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