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Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters

Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters

Titel: Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Reisenden an diesem Abend vergeblich nach einem Rest von Wärme.
    Yehsir hatte sich standhaft geweigert das kostbare Feuerholz für ein Lagerfeuer zu verschwenden. »Es ist zum Kochen da.
    Dadurch werden unsere Körper von innen warm. Das ist sparsamer als ein riesiges Lagerfeuer.«
    Tagsüber war es dafür umso heißer. Yonathan hätte nie vermutet, dass die Sonne im Winter so unerträglich brennen könnte und es bereitete ihm ernsthafte Probleme, Yehsirs Begeisterung zu teilen, der darauf bestand, dass sie für die Reise keine bessere Jahreszeit hätten finden können. Zumindest lernte er, wie auch Yomi, Gimbar und Felin, den Wert eines Turbans schätzen. Die Kopfbedeckung Yehsirs, die in Yonathans Augen noch vor wenigen Tagen ein extravagantes Kleidungsstück gewesen war, stellte sich als wirksames Mittel gegen die allzu sengende Hitze heraus.
    Allerdings bestand der Schützende Schatten trotz Turban darauf, dass von der sechsten bis zur elften Stunde des Tages geruht wurde. Zu dieser Zeit hockte nämlich die Sonne geduldig wie eine Spinne im Netz des Firmaments und wartete nur darauf, irgendeiner unvorsichtigen Kreatur das Leben aus dem Leib zu brennen. Sobald die Schatten länger wurden, verordnete Yehsir den Gefährten sechs weitere Stunden auf dem Rücken ihrer Tiere. So ging es tagein, tagaus: sechs Stunden Ruhe, sechs Stunden Wandern, sechs der Ruhe…
    Immerhin hatte sich Yonathan mittlerweile an die Gangart Kumis gewöhnt. Ja, er fand inzwischen sogar Gefallen an dem monotonen Wippen und fühlte sich wie ein Seefahrer in einem endlosen Meer aus Sand. Nachdem er sich nicht mehr darüber den Kopf zerbrechen musste, ob ihm im nächsten Augenblick speiübel würde, erkannte er, dass das gleichmäßige Hin und Her ein Muster von zuverlässiger Beständigkeit zeichnete, in dem man festen Halt für seine umherschweifenden Gedanken fand.
    Am sechsten Tag der Mara-Wanderung wechselte das Bild der Landschaft. Der steinübersäte, harte, geäderte Boden wurde von weichem Sand verdrängt. Fasziniert tasteten Yonathans Augen den Horizont ab. Kein Ende im gleichförmigen Wechsel sandiger Berge und Täler war zu erkennen. Erst jetzt, so stellte er fest, stimmte der Vergleich mit dem Meer endgültig. Wie ein gefrorener Augenblick im Leben eines vom Sturm zerwühlten Ozeans mutete das Bild der Mara an. Für die einzige erkennbare Veränderung sorgte nur das Schiff der stetig dahinziehenden Karawane.
    Und Yehsir war ihr Kapitän. Der Vergleich gefiel Yonathan gut. Ein Karawanenführer und ein Schiffskapitän hatten vieles gemeinsam: Beide trugen die Verantwortung für die Mannschaft und für das Gelingen des ganzen Unternehmens; wie der Kapitän das Logbuch führte, so vermerkte auch Yehsir mit peinlicher Genauigkeit die täglich zurückgelegte Entfernung, wichtige Landmarken und die Position von Wasserlöchern in einer ledergebundenen Fibel; und beide, Schiffs-wie Karawanenführer, zeichneten für die Navigation verantwortlich. Neben der Sonne und den Sternen bediente sich Yehsir hierfür eines milchig grünen Kristalls mit einer bemerkenswerten Eigenschaft: Wenn man den Stein in einem bestimmten Winkel zu den Sonnenstrahlen hielt, dann konnte man klaren Blickes hindurchschauen und dabei über eine Kante des Kristalls hinweg den Horizont anvisieren. Auf diese Weise gelang es Yehsir sehr genau, die Position der Karawane im endlosen Meer der Wüste zu bestimmen.
    Ja, der Schützende Schatten hatte wirklich viele Qualitäten. In einer lebensfeindlichen Umgebung wie der Mara war es sehr beruhigend, einen solchen Freund an seiner Seite zu wissen. Yonathan jedenfalls dankte Yehwoh täglich dafür und er behielt jeden Tag auch einen kleinen Teil des Dankes zurück, um ihn für Baltan aufzusparen. Wenn Yonathan ihn je wieder sähe, würde er ihn mit Dank nur so überschütten, das hatte er sich fest vorgenommen.
    Im gleichen Maße, wie die Häufigkeit der Sanddünen zunahm, verringerte sich diejenige der Wasserstellen. Yonathan war während der ersten Wüstentage zu dem irrigen Glauben gelangt, dass die Sorge um das Wasser sich als eines der geringsten Probleme entpuppen würde. Kumi hatte sich in dieser Zeit als äußerst nützlich erwiesen. Viermal konnte die empfindliche Witterung des Lemaks Wasser melden. Yehsir kannte die Gründe genau, die den Lemakhengst plötzlich unruhig werden ließen, die ihn wie magisch zu einer Stelle in der Ferne zogen, welche für den Unerfahrenen nichts Auffälliges besaß. Wenn das schwankende

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