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Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters

Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters

Titel: Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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sogar!«
    Yonathan trieb Kumi an.
    Ohne Erfolg: Kumi hob angewidert den Kopf, behielt aber alle vier Füße dort, wo sie schon seit geraumer Zeit verweilten. Yonathan drehte verzweifelt die Augen zum Himmel. Jetzt lass mich nicht im Stich!, flehte er still zu Yehwoh, während er
    beruhigend auf das Lemak einredete: »Komm, mein Guter, wir
    wollen hier nicht anwachsen, setz dich in Bewegung.«
    Kumi blieb stehen.
    Die vier Freunde beobachteten das Schauspiel interessiert. Sie schienen es nicht eilig zu haben.
    Da kam Yonathan eine Idee. »Gurgu!«, rief er die kleinste unter seinen Verbündeten.
    Die Masch-Masch-Dame löste sich vom Haarbüschel auf Kumis Kopf, rannte den Hals des Lemaks hinunter und nahm in Yonathans ausgestreckten Händen Platz. Während er sich mit der Linken das Pelzbündel vor das Gesicht hielt, förderte die Rechte Din-Mikkiths Keim zutage. Gurgis Augen sprangen in blitzschnellen Bewegungen zwischen dem grünen, funkelnden Ding und dem Gesicht Yonathans hin und her.
    Ohne einen Laut redete Yonathan mit dem Masch-Masch. Es dauerte eine Weile, bis das kleine Tier eine Reaktion zeigte. Gurgi sprang von Yonathans Händen und eilte den Hals Kumis hinauf. Oben angekommen, bezog sie Stellung in ihrem Haarbüschel, piepste aufgeregt und zupfte immer wieder an den behaarten Ohren des Reittieres herum.
    Die vier Gefährten beobachteten abwartend die Szene. Yomi amüsierte sich, Yehsir und Felin schauten etwas skeptisch drein und nur Gimbar bewahrte einen neutralen Gesichtsausdruck.
    Da hob Kumi plötzlich ruckartig den Kopf, blökte laut und setzte sich in Bewegung. Mit wenigen, schwankenden Schritten hatte das große Lemak den pflanzenlosen Boden der Mara erreicht.
    Sobald die unsichtbare Barriere überschritten war, konnte auch Yonathan wieder lenkend auf die Zügel einwirken. Er klopfte Kumi anerkennend auf die Schulter und drehte den Kopf des Tieres dahin, wo sich eben noch der quirlige Schwanz befunden hatte.
    »Ich dachte mir gleich, dass es wenig Zweck haben würde direkt mit Kumi zu sprechen«, rief er gut gelaunt den Gefährten zu, die staunend aus dem Verlorenen Tal herüberstarrten. »Aber ich wusste, dass er meiner kleinen Freundin hier nichts würde abschlagen können.«
    Damit war der lähmende Bann gebrochen. Gimbar beeilte sich, sein Pferd an die Seite Yonathans zu lenken, und die anderen Freunde folgten zaghaft nach. Selbst Yomi konnte sich überwinden, den harten Boden des »bitteren« Landes zu betreten.
    Auch die Packtiere schienen nicht nachstehen zu wollen. Und so kroch der aus Lemak und Pferden bestehende Tausendfüßler schon bald wieder in gleichmäßiger Bewegung der Sonne entgegen, die als Einzige während all der Unentschlossenheit keinen Augenblick auf ihrer Bahn gezaudert hatte.
     
     
Der Schützende Schatten
     
    Die Mara war anders als alles, was Yonathan bisher kennen gelernt hatte. Kein Baum, kein Strauch, nicht einmal das kleinste Grasbüschel war zu sehen, so weit das Auge reichte. Einzig der harte, von ungezählten Steinen übersäte Boden bot ein seltsames Bild vielfältiger Gleichförmigkeit. Der Grund, auf dem die Karawane dahinzog, war bedeckt mit einem dichten Netz von Sprüngen, als hätte jemand mit großer Sorgfalt die Scherben unzähliger zerbrochener Tonkrüge zu einem gigantischen Mosaik zusammengesetzt. Jede Quadratelle hatte ein eigenes Muster. Doch da der Wechsel sich nur auf die Sprünge beschränkte, die matschbraunen Scherben aber immer dieselben blieben, verlor der Blick des Reisenden schon bald das Interesse.
    Yehsir hatte sofort erklärt, dieser Scherbenteppich sei ein gutes Zeichen. Er deute darauf hin, dass es hier geregnet habe, Regen sei Wasser und Wasser sei Leben. Tatsächlich überraschte dann auch am Abend des dritten Tages ein wolkenbruchartiger Schauer Mensch und Tier mit verschwenderischer Flut. Der Karawanenführer ordnete an, alle verfügbaren Gefäße aufzustellen und das kostbare Nass darin aufzufangen. »Ihr werdet dankbar sein für jeden Tag, an dem ihr nicht das bittere Pas-Wasser trinken müsst«, hatte er mit hintergründigem Lächeln erklärt.
    Der Regenguss war eine willkommene Abwechslung in dem täglichen Einerlei. Allerdings bescherte er der Karawane auch eine unangenehme Nacht. Sobald das Licht des Tages sich zur Ruhe neigte, fielen nämlich die Temperaturen rücksichtslos in die Tiefe. War schon sonst die nächtliche Kälte nur dick eingewickelt in mehrere Lagen von Decken zu ertragen, so suchten die regennassen

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