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Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters

Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters

Titel: Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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nicht gut verträgt. Habt Ihr vielleicht ein wenig warmen Wein für ihn? Möglicherweise mit einigen Kräutern, die die Gedärme beruhigen?«
    Der Gefragte runzelte die Stirn. »Ich kenne mich da nicht aus. Aber unser Koch weiß bestimmt einen Rat. Er hat schon so manchen Arm und manches Bein abgenommen!«
    Yonathan ächzte erneut auf.
    »Das ist ja fein!«, stellte Yomi mit bemühter Freude fest. »Könntet Ihr ihn holen? Vielleicht kann er etwas für meinen Freund tun.«
    Der Wächter bohrte seinen Blick forschend in Yomis Augen. Für einige Augenblicke herrschte Stille. »Also gut«, stimmte der Soldat zu. »Aber ich werde hier bleiben, damit ihr nicht auf dumme Gedanken kommt.« Er rief zu seinem Kameraden hinauf, der noch immer den Bogen im Anschlag hatte: »Bringol! Lauf zum Koch und hole etwas heißen Wein und ein paar Kräuter für seinen verdorbenen Magen.«
    »Sind ihm etwa die Leckereien nicht bekommen?«
    »Red kein dummes Zeug! Lauf lieber. Oder willst du, dass Sethur böse wird?«
    »Schon gut, Trith, schon gut. Ich geh ja schon.«
    »Ich verfluche den Tag, an dem ich den Befehl erhielt auf euch aufzupassen«, stieß Trith hervor. »Man hätte euch lieber gleich den Zahnfischen vorwerfen sollen.«
    Ein leiser Luftzug wehte durch den Raum, die Strickleiter klapperte leicht. Trith wollte sich umdrehen, um der Sache auf den Grund zu gehen, aber Yonathans Stöhnen hielt ihn davon ab. »Kannst du ihn nicht beruhigen?«, fragte er Yomi entnervt. »Wenigstens, bis unser Koch da ist. Dem wird sicher was einfallen. Er hat schon…«
    »Ja, ja«, fiel Yomi dem Wachmann ins Wort. »Ich kann es mir lebhaft vorstellen.«
    Trith brummte noch etwas und schwieg. Einmal, als ihm Yomis entspanntes Gesicht auffiel, drehte er sich misstrauisch um. Doch er sah nichts, das er nicht erwartet hätte: eine leise schaukelnde Strickleiter und ein längliches, in Decken gewickeltes Bündel auf Gimbars Lager. Er seufzte aus tiefster Seele und wünschte sich woandershin – in ein tosendes Kampfgetümmel vielleicht, in dem Schwerter und Äxte auf Schilde und Knochen krachten. Warum musste gerade er auf diese Kinder aufpassen, mit denen man nur Scherereien hatte…?
    Aber war da nicht ein Geräusch in seinem Rücken, ein leiser Lufthauch nur? Er bemerkte, dass Yomi ihm gebannt über die Schulter starrte! Trith explodierte: In einer einzigen Bewegung zog er das Schwert, stemmte den schweren Körper hoch und wirbelte mit blitzender Klinge herum. Ohne dem Angreifer die geringste Chance zu lassen, durchtrennte er das Seil, an dem er sich leise aus dem Laderaum hatte stehlen wollen. Mit lautem Poltern fiel etwas auf die Planken und rollte ihm vor die Füße.
    »Bist du von allen guten Geistern verlassen?«, rief Bringol von oben.
    Trith kniff die Augen zusammen und schüttelte den Kopf. Der Tonkrug zu seinen Füßen hatte den Sturz unbeschadet überstanden. Trith steckte sein Schwert erleichtert in die Scheide zurück, hob den Krug auf und rief zu Bringol hinauf: »Du hättest dich ruhig bemerkbar machen können.«
    Bringol hob die Achseln und grinste schadenfroh.
    »Wo ist der Koch?«, fragte Trith.
    »Er meinte, ich solle ihn mit dem Bengel in Frieden lassen. Als ich ihm sagte, Sethur könne sehr ungehalten sein, wenn dem Jungen etwas geschieht, hat er nur gemeint, das sei unser Problem. Ich musste ihn bestechen, um wenigstens das da zu
    bekommen.« Er deutete auf den Krug in Triths Hand.
    Trith hob das Gefäß vor die Augen. »Bestechen? Womit?«
    »Nun, mit unserer ersten Bierration… Wenn das Verbot wieder aufgehoben ist…«
    »Hast du gesagt, mit unserer Ration?«, brauste Trith auf. »Hättest du ihm nicht den Säbel an die Kehle halten können?«
    »Schon. Aber Sethur und Kirzath hätten es uns übel genommen, wenn ihr Koch für längere Zeit ausgefallen wäre. Und ich schätze, der weiß das auch sehr genau!«
    Trith schnaufte, fluchte und knallte dann den Tonkrug auf die Planken. »Hier!«, fauchte er Yomi an. »Flöße ihm das ein. Und für den Rest der Nacht seid ihr so stumm wie euer herzloser Freund da.« Er wies auf das Bündel im Halbdunkel. »Wenn ich noch einen einzigen Ton von dem Bengel höre, dann ist mir egal, was Sethur nachher mit uns anstellt. Hast du mich verstanden?«
    Yomi nickte erschrocken. Schweigend blickte er dem wütenden Soldaten nach, der sich leise fluchend die Strickleiter emporhangelte.
    »Wie war ich?«, fragte Yonathan, nachdem die Deckenluke sich mit lautem Knall geschlossen

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