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Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters

Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters

Titel: Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Langsam hob er den Arm und Ruhe kehrte ein auf dem Deck der Narga.
    »Ihr wisst«, begann er, »dass ich oft hart zu euch bin – aber nie ungerecht! Bar-Hazzat verlangt unbedingte Ergebenheit. Er duldet keine Nachlässigkeit. Indem ich von euch Disziplin fordere, helfe ich euch den Willen Bar-Hazzats zu erfüllen. Nur so können wir das große Ziel erreichen – ganz Neschan eines Tages in die Hand Bar-Hazzats, seines rechtmäßigen Regenten, zu legen. Ihr wisst, euer Lohn wird groß sein: Nach eurem Tod werdet ihr auf immer vereint werden mit dem Großen Herrscher, dem Erschaffer Neschans, dem König des Landes, Melech-Arez, vor dem selbst Bar-Hazzat sein Knie beugt.«
    Yonathan wurde fast schwarz vor Augen bei diesen gotteslästerlichen Worten. Er wünschte, der Stab in seiner Hand würde einen feurigen Blitz aussenden, der Sethur in ein Häufchen Asche verwandelte.
    Der Blitz blieb aus. Stattdessen meinte einer der beiden betrunkenen Wächter fröhlich: »Und wenn er alle gefressen hat, dann ist er ziemlich lange satt.«
    »Ihr aber«, explodierte Sethur und deutete mit dem Zeigefinger auf die beiden Wächter, »ihr habt Schande auf den Namen Bar-Hazzats gebracht. Schlimmer noch! Ihr habt die Ehre Melech-Arez’ selbst besudelt.« Sethurs Stimme senkte sich wie die Temperatur bei einem plötzlichen Wintereinbruch. »Deshalb werdet ihr euren Kameraden ein Beispiel geben, damit sie nie vergessen, was es bedeutet, wenn man den Befehlen Bar-Hazzats und seiner ausgewählten Diener zuwider handelt. Noch vor Sonnenaufgang werden eure Leiber leblos an den Rahen des Fockmastes baumeln. Drei mal sechs Tage sollen sie dort hängen, allen zur Mahnung. Und wer euren Namen ausspricht, der wird sich neben euch wieder finden.«
    »Aber es ist kühl da oben«, protestierte einer der beiden. »Können wir nicht in der Speisekammer hängen, neben den Räucherschinken?«
    Sethur ignorierte den Vorschlag. Laut, dass alle es verstehen konnten, fügte er hinzu: »Ihr habt natürlich Recht. Eigentlich sollte man euch eure nutzlosen Augen ausreißen und sie zusammen mit euch in siedendem Wasser kochen. Aber uns fehlt die Zeit dazu. Wir müssen früh in See stechen. Doch eines können wir noch tun und dies sei eine letzte Warnung für alle, die glauben ihre Pflicht vernachlässigen zu können!« Sethur drehte sich zu den hinter ihm stehenden Männern um und hielt zwei prächtige Säbel aus temánahischem Stahl in den Händen. Er versenkte die Spitzen der Waffen mit kräftigem Hieb in der hölzernen Reling. »Hier sind eure Säbel«, rief er den Verurteilten zu. »Wenn man eure Knochen ins Meer wirft, dann werden euch die Säbel folgen.«
    Ein Raunen ging durch die Meute der hartgesottenen Männer. »Damit hat Sethur ihre Familien ausgelöscht«, flüsterte Gimbar Yonathan zu. »Ihre Angehörigen sind fortan Ausgestoßene ohne Namen. Jeder kann mit ihnen tun, was er will.«
    Sethur erhob den Arm und zwang damit seine Männer erneut zur Ruhe. »Und jetzt zu euch«, wandte er sich Yonathan, Yomi und Gimbar zu. Er wirkte beinahe freundlich. »Mein Urteil mag euch hart erscheinen, aber nur so kann ich die Disziplin meiner Männer erhalten.«
    »Ich bezweifle, dass man mit Grausamkeit die Liebe seiner Männer erhalten kann«, warf Yonathan ein.
    »Liebe?« Sethur lächelte in sich hinein. »Liebe ist nicht das, was diese Männer antreibt. Es ist der Hass! Hass gegenüber den Richtern Eures Gottes. Nur weil sie für Yehwoh angeblich die Herzen der Menschen gewinnen wollen, müssen diese Männer hier in Waffen durch die Welt ziehen und das Recht Melech-Arez’ verteidigen. Meint Ihr nicht, sie würden stattdessen viel lieber zu Hause bei ihren Familien sein?«
    »Seid nicht Ihr es, Sethur, der Familien austilgt?«, ergriff Yomi das Wort, empört und erregt. »Familien, die ein ungestörtes, glückliches Leben führen wollen? Die niemandem etwas getan haben, noch Euch irgendwie gefährlich sein könnten? War es nicht die Narga, die vor zehn Jahren Darom-Maos dem Erdboden gleichmachte…?«
    »Schweigt!«, herrschte Sethur den blonden Seemann an, der den Tränen nahe war ob der schmerzlichen Erinnerung an den Verlust seiner Eltern. »Es ist dumm, was Ihr da sagt. Zu dieser Zeit war ich nicht älter, als Ihr es heute seid. Die Heere Temánahs – und auch die Narga – wurden damals von Advad-Hazzat befehligt. Ich kämpfe nicht gegen unschuldige Frauen und Kinder. Meine Aufgabe ist es, diejenigen auszumerzen, die den Anspruch des Melech-Arez und

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