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Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters

Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters

Titel: Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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seines obersten Dieners, Bar-Hazzat, in Frage stellen.« Sethurs Stimme senkte sich wieder. Fast sprach Bedauern aus ihr, als er sagte: »Es war allerdings ein Fehler, Euch und dem Sohn Gims den Sklavendienst auf einer Galeere vor Augen zu halten. Das ist wohl schlimmer als ein schneller Tod. Kein Wunder, dass Ihr versuchtet zu fliehen.«
    Yonathan schwante Schlimmes. »Und was wollt Ihr nun mit uns anfangen?«
    »Was mit Euch geschieht, Yonathan, das wisst Ihr bereits. Bei Euren Freunden will ich Gnade walten lassen: Sie werden ertränkt, bevor wir in See stechen.«
    Für einen Moment schwindelte Yonathan und er kämpfte, auf Haschevet gestützt, um sein Gleichgewicht. »Das kann nicht wahr sein!«, rief er laut, entschlossen, um das Leben seiner Freunde zu kämpfen. »Ihr sprecht von Gnade und wollt sie umbringen? Ich werde das nicht zulassen!«
    Sethur konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. »Nicht zulassen? Aber was wollt Ihr dagegen tun, junger Mann?«
    »Ich habe immer noch das hier.« Yonathan hielt Haschevet in der geballten Faust nach oben, sodass die ihn umgebenden Wachen auseinander fuhren.
    Sethur blieb ungerührt. »Ich weiß, dass Ihr den Stab besitzt, Yonathan, und Ihr kennt meine Antwort auf Eure Drohung. Ihr werdet Euer Leben lassen, zusammen mit Euren Freunden, ehe ich zulasse, dass der Stab die Narga verlässt.«
    »Das sagt Ihr, Sethur, aber meint Ihr es auch wirklich so?« Trotzig schob Yonathan den Stab in seinen Gürtel, während seine Rechte ihn weiter umklammert hielt. »Wenn Ihr mich hier durch Eure Bogenschützen niederstrecken lasst, wird niemand den Stab nehmen können. Ihr werdet meine Leiche schon hier an Deck verfaulen lassen müssen.«
    Sethur wirkte betrübt. »Das werde ich wohl«, sagte er, aber mehr zu sich selbst als zu Yonathan oder irgendjemand anderem. »Passt auf sie auf«, wies er seine Wachen an und verschwand ohne ein weiteres Wort.
     
     
Weißer Fluch – schwarzes Schiff
     
    Der Morgen des neuen Tages näherte sich unaufhaltsam. Schon schob sich der östliche Horizont hell unter den schwarzen Baldachin der zurückweichenden Nacht. Yonathan, Yomi und Gimbar hockten an Deck, an den Stumpf des Großmastes gelehnt, den die Narga am Ewigen Wehr verloren hatte.
    Sie schwiegen. Die Worte waren ihnen ausgegangen. Zuerst hatten Yomi und Gimbar Yonathan Vorwürfe gemacht und gemeint, es wäre unvernünftig, wenn Yonathan für sie sein Leben aufs Spiel setzte. Solange er am Leben wäre, so lange gäbe es für ihn auch Hoffnung. Aber Yonathan wollte von alldem nichts hören. Und überhaupt, wie sollte er fliehen, auf einem Schiff, das auf hoher See der Südregion entgegenstrebte? Nein, er würde für seine Freunde kämpfen, das stand fest. Auch wenn er nur ein Junge war, so hatte Sethur durch ihn doch schon das Koach des Stabes zu spüren bekommen. Yonathan erinnerte sich an jene Nacht, in der Kapitän Kaldeks Weltwind von der Narga gejagt wurde und er, Yonathan, in höchster Verzweiflung gewünscht hatte, dass der Großmast des schwarzen Seglers bersten möge – geschah es da nicht wirklich? Immer noch hatte er den Klang des splitternden Holzes in den Ohren.
    Leises Waffengeklirr störte Yonathans Gedanken. Durch den Ring der Wachen traten drei Männer, die Ketten, schwere Säcke und einiges andere Gerät bei sich trugen. »Es ist so weit«, sagte einer der Männer, kniete neben Gimbar nieder und machte sich an dessen Fußgelenken zu schaffen. Zuerst legte er ihm zwei schwere, durch Nieten gesicherte Eisenschellen an und dann band er das Seil, an dessen Ende der schwere Sack hing, um die Fußfesseln und die Handgelenke Gimbars. Yomi hatte die ganze Prozedur argwöhnisch beobachtet. Nun ließ auch er sich ohne Gegenwehr in Ketten legen – zu einschüchternd wirkten die auf ihn gerichteten Waffen. »Hier«, grinste der Soldat schließlich und legte Yomi den schweren Sack in die Arme.
    Yonathan erwartete nun selbst auch gefesselt zu werden. Zu seiner Verwunderung ließ man ihn jedoch unbehelligt. Ja, man hielt sogar respektvoll Abstand von ihm; dafür waren umso mehr Pfeil- und Speerspitzen auf ihn gerichtet.
    Die Freunde mussten sich erheben; an Deck verbreitete sich erwartungsvolles Murmeln. Der Wind hatte aufgefrischt, zupfte an ihren Haaren, aber für Yonathan trug er den Atem des Todes, den Geruch der Verwesung in sich.
    Sethur hatte seine Kajüte verlassen und betrat das Großdeck. Gewandt sprang er auf eine Kiste, die man für ihn herbeigeschafft hatte. Alle blickten

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