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Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters

Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters

Titel: Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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unangenehmes Missgeschick, das meinem Gefährten widerfahren ist, und jede Erwähnung des Unglücks ruft schmerzliche Erinnerungen in ihm wach.«
    »Oh, das tut mir Leid«, sagte der Kaiser, während er Yomi einen mitleidsvollen Blick zuwarf. Er nickte verständnisvoll und flüsterte Yonathan verschwörerisch zu: »Ich verstehe. Wir werden es einfach übersehen.«
    Aber da fragte auch schon die Kaiserin laut und vernehmlich: »Ist es auch nicht ansteckend?«
    Zirgis’ Augen wanderten besorgt von seiner Gemahlin zu Yonathan, der daraufhin unauffällig den Kopf schüttelte.
    »Serina«, richtete der Kaiser das Wort an seine Gattin, »glaubt Ihr etwa, Baltan würde irgendetwas tun, was unser Wohl und unsere Gesundheit gefährden könnte?«
    Die Kaiserin lächelte dem grauhaarigen Kaufmann gewinnend zu. »Nein, das würde er bestimmt nicht tun.«
    »Dann wollen wir unseren jungen Gast nicht weiter quälen«, beschied Zirgis. Er drehte den Oberkörper leicht zur Seite und wies mit ausgestreckter Hand auf den schreibwütigen Mann, der nach wie vor über seinen Unterlagen brütete. »Beinahe hätten wir einen in unserer Runde vergessen. Darf ich Euch Barasadan vorstellen: Erfinder, Bau- und Waffenmeister sowie oberster Künstler meines Reiches.«
    Yonathan kam zu dem Schluss, dass die Kopfbedeckung Barasadans wohl sein Haupthaar war. Er hatte sich diesen Mann anders vorgestellt. Barasadan galt als der größte Gelehrte und zugleich bedeutendste Künstler seiner Zeit. Am Hofe des Kaisers stand er an der Spitze eines ganzen Heeres von Wissenschaftlern und Kunstschaffenden.
    Barasadan – der Kaiser redete ihn volkstümlich mit »Bara« an-verfügte über alle Merkmale eines Exzentrikers. Die seltsame Haartracht des Gelehrten legte die Vermutung nahe,er würde sich wenig aus seinem Äußeren machen. Aber der sorgsam geteilte Kinnbart, dessen Spitzen von einer breiten, goldenen Spange zusammengehalten wurden, widerlegten diesen Eindruck. Doch dieser Gegensatz bestätigte lediglich Yonathans Vermutung, dass die gesamte Erscheinung Barasadans eine sorgfältige Inszenierung war, ein äußeres Spiegelbild seines verschrobenen Geistes.
    Barasadan hatte auf die Vorstellung durch seinen Monarchen überhaupt nicht reagiert. Dem Kaiser war ein derartiges Benehmen wohl nicht ganz fremd und er verfügte auch über das geeignete Gegenmittel. Mit der flachen Hand schlug er auf das Pergament vor der Nase des Gelehrten und fügte unbekümmert hinzu: »Und das, Bara, sind unsere Gäste. Baltan kennst du. Dies da ist Yomi, ein Kaufmann. Ebenso dieser junge Herr dort, sein Name ist Gimbar. Und dieser Knabe hier ist Yonathan, aus dem fernen Kitvar.«
    Erst Yonathans Name hievte Barasadan aus seinen Gedankengängen; eine buschige Augenbraue hob sich sogar interessiert.
    »Ihr müsst entschuldigen«, fuhr Zirgis an seine Gäste gewandt fort, »Bara ist stets mit neuen Erfindungen und Entdeckungen beschäftigt. Deshalb wirkt er manchmal ein wenig… unaufmerksam. Bitte betrachtet es nicht als Unhöflichkeit.«
    Zirgis muss ihn wirklich sehr schätzen, wenn er sich dazu herablässt, sich für ihn zu entschuldigen, dachte Yonathan bei sich.
    »Erst in dieser Woche hat mich Bara mit einer seiner neuen Glanzleistungen überrascht«, teilte der Kaiser stolz mit. »Hier, seht«, sagte er, während er zu seiner Gemahlin hinüberwies.
    Die drei Freunde sahen sich ratlos an, dann schauten sie zu Kaiser und Kaiserin.
    »Eine diebstahlsichere Gartenmöbelgarnitur!«, löste Zirgis das Rätsel, wobei sein Zeigefinger steil nach oben deutete.
    »Wie Ihr seht, sind die Möbel aus Sedin-Gestein. Was Ihr nicht seht: Vier Fünftel liegen unterhalb des Erdbodens.« Zirgis strahlte, als hätte er in einem einzigen Satz die Funktion des Universums erklärt. »Der Tisch und die Sessel sind aus großen, massiven Sedin-Blöcken gearbeitet, deren größter Teil sich unter diesem Rasen hier verbirgt. Man bräuchte schon eine Herde Elefanten, um die Möbel davonzutragen – und die dürfte dem Sinn für Unauffälligkeit, den Diebe für gewöhnlich pflegen, nicht gerade entgegenkommen.«
    Allgemeines Lächeln.
    »Genial!«, entfuhr es Gimbar, wobei Yonathan eine Spur von Sarkasmus herauszuhören glaubte. »Eine Frage noch, Majestät.«
    »Bitte?«
    »Wer wäre so dumm und würde versuchen Eure Gartenmöbel zu stehlen – egal wie tief sie in der Erde eingegraben sind?«
    Das Lächeln auf Zirgis’ Lippen wirkte mit einem Mal verkrampft. Hilfe suchend blickte er zu Barasadan

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