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Nesser, Hakan

Nesser, Hakan

Titel: Nesser, Hakan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Perspektive des Gaertners
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Glaubwürdigkeit beurteilen zu können natürlich. Wenn Sie entschuldigen,
dass ich das sage, aber es könnte doch ganz einfach so sein, dass sie verrückt
ist. Und dann ist es plötzlich gar nicht mehr so verwirrend.«
    »Der
Gedanke hat sich mir auch schon aufgedrängt«, gebe ich zu.
    »Glauben
Sie, dass dem so ist?«, fragt er nach einer kurzen Pause des Nachdenkens. »Ist
sie allein das Problem, geht es nur darum, sie zu suchen, sie zu finden und in
Behandlung zu bringen. Oder... oder gibt es da noch etwas anderes?«
    Da
ich nicht sofort eine gute Antwort darauf finde, fährt er fort:
    »Könnte
es mit anderen Worten irgendeine Form von Substanz in ihren.... Andeutungen
geben? So haben Sie es doch genannt, oder? Gibt es tatsächlich die Möglichkeit,
dass sie eine Spur von Ihrer Tochter gefunden hat?«
    »Das
kann ich nicht beurteilen.«
    »Aber
die Polizei ist nicht weitergekommen in... wie lange ist es jetzt her?
Anderthalb Jahre?«
    »So
in etwa, ja«, bestätige ich. »Nein, die haben nichts gefunden.«
    »Was
glauben Sie? Ganz intuitiv.«
    Ich
zucke wieder mit den Schultern. Er zieht an seiner Zigarre und kratzt sich am
Kinn. »Wie gesagt habe ich nie das Glück gehabt, Kinder zu bekommen«, sagt er.
»Aber ich kann mir ohne Probleme vorstellen, welches Gefühl der Vollkommenheit
das beinhalten muss. Und
welcher Schmerz entsteht, wenn ein Kind verschwindet. Natürlich können Sie nur
hoffen - vielleicht gegen alle Regeln der Wahrscheinlichkeit -, dass Ihre Frau
Recht hat mit ihren... Ahnungen. Oder etwa nicht?«
    »Natürlich«,
sage ich.
    »Sie
sind aber kein Anhänger von Parapsychologie oder solchen Dingen?«
    »Nein.«
    »Gegner?«
    »Ich...
man muss kein
Gegner von etwas sein, was es nicht gibt. Das verdient keinen Widerstand.«
    Er
nickt. »Ich verstehe. Nein, ich habe auch noch nie über diese Grenze hüpfen
müssen, aber in so einer Lage wie dieser... wenn wir annehmen, dass jemand ein
Kind verliert und dass dieses Kind auf irgendeine Art und Weise, in irgendeiner
Form von Existenz, das Bedürfnis hat, Kontakt zu seinen Eltern aufzunehmen...
ja, vielleicht sollten wir dann diesen Gedanken doch nicht allzu leichtfertig
verwerfen?«
    »In
irgendeiner Form von Existenz?«, wiederhole ich. »Was meinen Sie damit?«
    Er
zieht wieder an seiner Zigarre und weicht einer Antwort aus.
    »Ich
weiß nicht, was ich glauben soll«, sage ich nach ein paar Sekunden Schweigen.
»Winnie hat nichts von übernatürlichen Dingen gesagt. Sie hat nur gesagt, dass
Sarah am Leben ist.«
    »Aber
sie ist zu diesem Parapsychologen auf der Perry gegangen.«
    »Offensichtlich.«
    »Hat
sie früher schon von irgendwelchen Zeichen in ihren Träumen erzählt?«
    »Früher,
ja. Aber nicht mehr, seit wir hierhergezogen sind.«
    »Meinen
Sie...«, setzt er an und unterbricht sich selbst einen Moment, um nachzudenken,
»meinen Sie nicht, dass es doch so sein könnte, dass sie eine Spur gefunden
hat. Dass Ihre Tochter tatsächlich am Leben sein könnte und dass... ja, dass
sie vielleicht hier in New York ist?«
    »Wie
das?«, frage ich. »Wie um alles in der Welt sollte so etwas möglich sein?«
    »Fragen
Sie mich nicht«, sagt Mr. Edwards. »Aber in dieser Stadt kann im Großen und
Ganzen so ziemlich alles passieren. Es braucht einige Jahre, bis man das
erkennt, aber so ist es nun einmal. Haben Sie irgendwelche Bekannte hier von
früher?«
    Ich
schüttle den Kopf.
    »Keine
Kontakte?«
    »Nein.«
    »Nun
mal konkret«, sagt er dann. »Sie gehen davon aus, dass Ihre Tochter tot ist,
oder?«
    »Ja«,
stimme ich zu. »Ich denke, davon gehe ich aus.«
    »Schon
die ganze Zeit?«
    »Ich
glaube schon«, sage ich. »Ja, in meinem tiefsten Inneren habe ich das wohl von
Anfang an gedacht.«
    »Das
ist schrecklich«, sagt Mr. Edwards. »Das muss für
Sie unerträglich sein. Sowohl für Sie als auch für Ihre Frau.«
    »Ja«,
sage ich. »Seit es passiert ist, ist jeder einzelne Tag unerträglich gewesen,
das ist vollkommen richtig.«
    »Ich
schlage vor, wir gehen folgendermaßen vor«, sagt er nach einer Weile, während
wir uns noch immer auf derselben Bank befinden. »Ich statte diesem Mystiker in
der Perry einen
Besuch ab, und dann werden wir sehen. Wie hieß er noch einmal, das ist mir
entfallen.«
    »Grimaux«,
sage ich.
    »Grimaux,
ja«, wiederholt Mr. Edwards. »Schwer zu sagen, was das bringt, natürlich.
Vielleicht umgibt er sich ja mit jeder Menge Geheimniskrämerei und Hokuspokus,
aber auf jeden Fall kann ich mir so ein Bild von ihm

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