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Nesthäkchen 07 - Nesthäkchen und ihre Küken

Nesthäkchen 07 - Nesthäkchen und ihre Küken

Titel: Nesthäkchen 07 - Nesthäkchen und ihre Küken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Ury
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Doktor, du siehst ja wie Braunbier und Spucke aus. Strenge dich doch nicht so an, Marlene. Die Gören werden auch ohne dich die Lektionen lernen. Du mußt unbedingt ausspannen.«
    »Ich bin kein Ackerknecht, der ausspannt, Klaus«, lachte Marlene. »Wer kann heute an Reisen denken ...«
    »In den großen Ferien müßt ihr alle miteinander zu mir nach Lüttgenheide auf die Weide kommen. Was, Peter? Mit jungen Damen sind wir nicht allzu reichlich dort gesegnet.«
    »Nun«, lachte der Vetter, »die Stining, Mining und Trining, unsere Schönen in Holzpantinen, werden sich gekränkt fühlen, wenn du ihre holde Weiblichkeit derart unterschlägst. Aber sie müssen sich wirklich unser Zwillingsgut einmal anschauen, meine Damen. Es ist ein wunderschönes Fleckchen Erde. Sogar das Meer hört man rauschen.«
    »O wie schön!« Marlenes dunkelblaue Augen schienen bereits das Meer zu sehen. »Also Lüttgenheide heißt das Eldorado?«
    »Grotgenheide, das ist Peter Frenssenscher Besitz. Ich hause auf Lüttgenheide. So heißt aber eigentlich nur das Dorf. Das Herrenhaus, oder vielmehr das 'Schloß' ,wie die Tagelöhner es nennen, wartet noch auf den Namen seiner Herrin. Vielleicht helft ihr mir es taufen.«
    »Gleich in Kompanie?« neckte Marlene.
    »Freilich, ihr beide könnt doch nur einen türkischen Pascha heiraten, damit ihr euch nicht zu trennen braucht. Na, Ilse, ist dir die Sprache bei der Temperatur draußen eingefroren? Oder bockst du noch immer von neulich? Tranfunzeln kann ich auf Lüttgenheide nicht gebrauchen. Aber ich denke, der Name 'Ilsenheim' wäre gar nicht so übel für das Haus. Was meinst du?« setzte er übermütig hinzu, da Marlene gerade von Peter in ein Gespräch gezogen wurde.
    »Ich finde 'Maelnenheim' bei weitem passender«, sagte Ilse mit zornigen Augen. Solch eine Unverschämtheit, sie derart zu verkohlen!
    »Aus die Luke kiekste?« Klaus lachte herzlich. »Also einigen wir uns auf IlsenMarlenen-Heim. Euch zuliebe, Kinder, lege ich mir sogar einen Harem an.« Ilse, die fühlte, daß die Tränen sie wieder mal im Halse zu würgen begannen, wandte sich schnell Margot zu, die gerade eintrat. Ein gräßlicher Mensch, der Klaus! Kaum war man wieder beisammen, da ärgerte er sie schon wieder. Er hatte sogar die Frechheit, laut zu singen:
    » Reich mir die Hand mein Leben,
    Komm auf mein Schloß mit mich;
    Ich will dich Kuchen geben,
    Denn Semmel frißte nich. «
    Nun mußte Ilse doch wieder lachen. Das war ja eben das Schlimme. Man konnte ihm nie ernsthaft böse sein, dem Klaus.
    Aber eins wußte sie. Nach Lüttgenheide fuhr sie bestimmt nicht im Sommer. Hannes wunderbare Torten - die alte treue Seele hatte ein ganzes Dutzend gebacken - »denn einmal wird unser Jroßmamachen nur siebzig, und Jott weiß, ob se zum achzigsten noch leben dut« - ja, diese Meisterwerke von Torten mit Nuß-, Schokoladen- und Fruchtfüllungen mußten auch die trübseligsten Stimmungen zerstreuen. Oder war es der feurige Sherrywein, der Ilses Augen so glänzend machte und ihre Zunge löste, daß sie wie in den Kindertagen mit Klaus scherzte und lachte? »So gefällst du mir, Ilschen«, sagte Klaus beifällig. »Darauf lege ich durchaus keinen Wert«, versicherte Ilse.
    »Na-na ...« Klaus machte ein ungläubiges Gesicht. »Aber Marlenchen gefällt mir auch. Sie nur, was für rosige Wangen sie vom Wein bekommen hat. Und wie die dunkelblauen Augen strahlen. Bildhübsch sieht Marlene aus! Trink noch ein Glas Wein, Ilse, dann siehst du es auch. Du gehörst zu den Menschen, die erst nach dem dritten Glas genießbar werden«, neckte Klaus.
    »Und du kannst zehn Flaschen trinken und bleibst immer noch ungenießbar«, gab Ilse schlagfertig zurück.
    »Donnerwetter!« Klaus amüsierte sich köstlich.
    »Wonnerdetter is dar niß ßön, das darf man niß sagen!« erzog ihn sein kleiner Neffe Hansi.
    »Hast recht, mein Junge. Aber ich wünsche dir, daß du dich mal nicht so zu ärgern brauchst wie ich.«
    »Ärdert Tante Ilse?« Hansi blickte aufmerksam von einem zum andern.
    »Ja, Tante Ilse ärgert den Onkel Klaus immer.«
    »Na, du, die Sache ist wohl umgekehrt«, protestierte Ilse.
    »Hau se doch! Aber tüßtiß. Ontel Tlaus Tante Ilse verhauen!«
    Hansi ballte bereits kriegerisch die Fäustchen, um sich zu verbünden.
    »Niß Taue Ise hauen!« Klein-Ursel umklammerte zärtlich die Knie der geliebten Tante.
    »Szenz se jüschen Tusch!«
    »Na, wenn du meinst, Urselchen. Es muß ja wohl nicht gleich sein. Aber jetzt hast du's gehört,

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