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Nesthäkchen 07 - Nesthäkchen und ihre Küken

Nesthäkchen 07 - Nesthäkchen und ihre Küken

Titel: Nesthäkchen 07 - Nesthäkchen und ihre Küken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Ury
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»Das geht Sie gar nichts an, das ist meine Sache!« Gleich darauf schämte sie sich ihrer Heftigkeit. Wie viele Kragen und Oberhemden hätte sie für das eine verdorbene Stück zum Plätten fortgeben können.
    Als sie mittags mit den beiden Kleinen Vronli von der Schule abholte, fiel ihr Blick auf das Schild einer Plättanstalt: »Junge Mädchen können hier das Feinplätten erlernen.« Halt - das war was. Sie mußte die Sache fachgemäß erlernen. Dann würde sich auch das verdorbene Hemd leicht einbringen lassen.
    » Hänschen, Häuschen, denk daran,
    Was aus dir noch werden kann. «
    Sie wollte etwas erreichen. Sie wollte sich nicht von einem Mißerfolg wieder sogleich ins Bockshorn jagen lassen.
    »Kinder, geht mal voraus bis zum Schokoladengeschäft, aber nicht weiter. Dort dürft ihr euch das Schaufenster angucken. Ich komme gleich nach.« Unmöglich konnte sie sich als Mutter mit drei Kindern zum Plättenlernen melden. Wer weiß, ob man sie dann nahm.
    »Taufste uns denn auch was, Muttißen?« erkundigte sich Hansi als vorsichtiger Mann, ehe er seinen Schwestern folgte.
    Die Antwort blieb zweifelhaft.
    Das wird siß finden, überlegte Hansi sinnend die Worte der Mutter. Er stand Posten vor dem Laden, in dem seine Mutter soeben verschwunden war. Drinnen teilte Annemarie mit, daß sie das Glanzplätten gern erlernen wolle.
    »Kennen Se, Freilein. Achtstündige Arbeitszeit täglich, auf sechs Monate missen Se sich verpflichten.« Eine Frau, rotglühend wie ein Bolzen, ließ, während sie mit Annemarie verhandelte, das Bügeleisen kunstgerecht über ein Oberhemd gleiten. Neiderfüllt sah Annemarie, daß es nicht sengte, sondern tadellosen Glanz erzeugte. »Acht Stunden jeden Tag ... nein, das ist ganz unmöglich; kann ich denn nicht dreimal in der Woche zwei Stunden kommen?« Das war schon das höchste der Gefühle. Länger konnte sie sich auf keinen Fall freimachen.
    »Ja, Freileins, die nischt tun wollen, die kennen mir nischt nitzen. Davor lerne ich Ihnen das Plätten nich. Wenn Se hier anjestellt werden wollen und 'n ePlätterin werden, denn missen Se sich eben mal 'ibißken weniger amisieren, Freilein.«
    »Ich will doch nur für den Privatgebrauch feinplätten lernen und ...«
    »Ach so ... Se sind wohl irjendwo in Stellung und kennen nie so fort? Na, vielleicht jeht's nachmittags, wenn Ihre Jnädje schläft, Freilein?«
    Annemarie biß sich auf die Lippen, um nicht zu lachen. »Das ginge vielleicht. Und wie sind Ihre Bedingungen?«
    »Ja, wenn Se nich richtig als Plätterin hier eintreten, denn missen Se berappen. Denn kann ich Se nich for umsonst nehmen, Freilein, davor verderben Se zuerst noch zu ville.« Annemarie dachte beschämt an ihr zerlöchertes Oberhemd zu Hause und fragte nach dem Preise. Hoffentlich war er für sie erschwingbar.
    »Jotte doch, so'n junges Mädchen in Stellung hat ja auch nich zu ville iebrig. Na, denn jeben Se mich man fünf Mark 'nMonat und kommen Se, sooft Se fortkennen, Freilein«, sagte die Frau freundlich.
    Wie gut, daß sie sich nicht als Frau Hartenstein eingeführt hatte, da wäre es sicher teurer geworden.
    »Muttißen, tommste denn niß bald? Iß sa sreckliß!« schimpfte ein Kinderstimmchen durch die geöffnete Ladentür.
    Annemarie verleugnete zum erstenmal ihren Sohn. Sie tat, als ob er nicht zu ihr gehöre. »Also, dann komme ich morgen ...«
    »Nee, dleich solßte tommen, Muttißen.« Hansis Stimme trompetete geradezu. Ach, du Gütiger - nun würde sicher der Preis erhöht.
    »Ach so, Se sind selbst de Jnädje? Na, warum sagen Se das denn nich jleich?« brummte die Frau ärgerlich. »So 'ne vornehme Damens nehm' ich ieberhaupt nich in de Lehre. Die kennen ihre Wäsche herschicken zum Plätten und brauchen einem nich das Brot fortzunehmen. Andere Leite wollen ooch leben.« Also wieder nichts. Annemarie war ganz geknickt. Aber sie gab sich noch einen Ruck.
    »Ja, liebe Frau, glauben Sie, daß es für eine Mutter von drei Kindern, die den ganzen Tag im Haushalt beschäftigt ist, eine große Annehmlichkeit ist, sich auch noch ein paar Stunden ans Plättbrett zu stellen? Das tut nur eine, die es in dieser schweren Zeit wirklich nötig hat.« Es mußte wohl etwas in Annemaries Stimme liegen, was die Frau von der Richtigkeit überzeugte. Sie sah sie wieder freundlich an.
    »Na, denn kennen wa's ja mal mitenander versuchen«, lenkte sie ein. »Wie is denn der Name?«
    »Hartenstein ... Frau Hartenstein ...«
    »Jotte doch ... de Frau Doktern sind Se? Na, warum sagen Se

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