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Nesthäkchen 08 - Nesthäkchens Jüngste

Nesthäkchen 08 - Nesthäkchens Jüngste

Titel: Nesthäkchen 08 - Nesthäkchens Jüngste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Ury
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daß Tante Margot an Stelle der verstorbenen Tante Ola Hausdame bei Onkel Hans war. Deshalb lohnte es sich wirklich nicht, sein Gehör so anzustrengen.
    »Ja, meinst du wirklich, Annemie? Wird es deinem Mann nicht weh tun? Handle ich nicht treulos gegen Ola? Du glaubst es gar nicht, in welchem seelischen Zwiespalt ich seit gestern abend bin, wo dein Bruder Hans mit mir gesprochen hat. Ich habe ihm eine ausweichende Antwort gegeben. Denn mein Entschluß stand fest: Ich mußte erst nach Lichterfelde und eure Ansicht hören. Das war meine erste Pflicht. Ich wollte nicht treulos gegen euch handeln.« Tante Margots sonst so ruhige Stimme klang erregt. »Du bleibst dir immer gleich, Margot, in deiner selbstlosen Pflichtauffassung, selbst wenn sie gegen dein Interesse ist. Aber du hast auch noch eine andere Pflicht: die gegen Hans und gegen dich selbst. Glaubst du, ich habe es nicht gemerkt, daß du schon seit unserer Backfischzeit« - nein, solche Bosheit! Jetzt wurde Mutters Stimme ganz leise, gerade jetzt, wo es interessant wurde. »Ja, doch, Margotchen, ich bin ja schon still, ich rede kein Wort mehr.« Laut und lachend klangen Mutters Worte jetzt wieder. »Eine schönere Nachricht hättest du uns gar nicht bringen können. Und wie ich, denkt auch ganz gewiß mein Mann.« »Was denkt dein Mann?« hörte Ursel des Vaters Stimme dazwischen. Er mußte inzwischen das Biedermeierzimmer betreten haben.
    »Daß uns Margot keine bessere Nachricht bringen kann, als...hiergeblieben, Margot! Nicht ausgekniffen! Ich sage es Rudi ins Ohr, wenn es dir peinlich ist, es mit anzuhören.« Ursel da draußen auf der Terrasse schüttelte den blonden Kopf. Da mochte ein anderer daraus klug werden. Schöne Nachricht - wie stimmte das damit zusammen, daß es Tante Margot vor dem Vater so peinlich war? Das ließ doch wieder darauf schließen, daß es sich dennoch um ihre Entlassung handelte. Tante Margot hatte ja auch vorhin geäußert, sie wolle gehen.
    »Gratuliere - gratuliere von ganzem Herzen!« Ursel, die sich vorsichtig zu dem Fenster gepirscht hatte, um etwas zu erspähen, sah mit Staunen, daß ihr Vater Tante Margot, die wieder knallrote Backen hatte, darauf küßte. »Eine liebere Nachfolgerin meiner Ola hätte der Hans nimmer wählen können, Margot. Nun wollen wir uns aber den merkwürdigen Bräutigam mal telefonisch langen, der seine Braut vorausschickt, um das Feld zu erkunden. Und eine Bowle wird halt angesetzt für den Abend, Fraule.« Braut - Bräutigam - in Ursels Hirn begann es zu dämmern. Sie stand starr. »Aber Rudi, Hans weiß ja gar nichts davon, daß ich zu euch herausgefahren bin«, wandte Tante Margot ein.
    »Macht nix - her muß er. Ich werde ihm sagen, seine Braut vergehe vor Sehnsucht.«
    »Nein - nein!« Tante Margot hielt dem Vater den Mund zu. »Das bin ich ja überhaupt noch gar nicht. Ich habe ihm noch keine bindende Antwort gegeben.«
    »Um so besser - so feiern wir heute abend hier draußen Verlobung.«
    »Verlobung - was - auf ihre alten Tage wird Tante Margot noch Ehefrau?« entfuhr es der blonden Lauscherin an dem Fenster.
    »Holla - ein neugieriger Spatz hat sich da gefangen.« Mit einem Griff hatte der Vater die Ursel am Ohr.
    »Aber Urselchen, schämst du dich denn gar nicht?« drohte die Mutter.
    »Na, wenn ihr so laut redet, könnt ihr euch nicht wundern, wenn die Spatzen es von den Dächern pfeifen«, gab Ursel schlagfertig zur Antwort. Mit neugierigen Augen blickte sie auf Tante Margot. Alt sah die in der Tat noch nicht aus. Eigentlich ganz zart und jugendlich mit ihrem schmalen Gesicht und dem weichen, braungescheitelten Haar. Aber immerhin - eine Braut hatte sich Ursel doch ganz anders vorgestellt.
    »Ei, und der Glückwunsch - wo bleibt denn der, Ursel?« erinnerte der Vater.
    »Erst muß sie richtig verlobt sein, eher gratuliere ich nicht. Onkel Hans kann sich ja inzwischen anders besonnen haben. Wenn ich mal Braut bin, kriegt es zuerst überhaupt keiner zu erfahren als ich und der betreffende Glückliche. Das denke ich mir viel interessanter«, meinte Ursel.
    »Deine Mutter auch nicht, Ursel?« fragte Frau Annemarie lächelnd.
    »Du, meine kleine Muzi. Ja, du sollst es wissen«, versprach Ursel. »Wir beide sind ja Freundinnen.«
    »Erst die Nas', dann die Brille, du Klugschnack«, lachte sie der Vater aus. »Leiste du halt erst was Tüchtiges in der Bank.«
    Die Bank - haach! - wie ein Dolchstoß durchfuhr das Wort Ursels Brust. Sie hatte es über Tante Margots große Neuigkeit ganz

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