Nett ist die kleine Schwester von Scheiße
zieht.
Aber was ist, wenn das Bekenntnis Ihrer Schwächen, Ihrer abwegigen Wünsche oder Rachefantasien in der Gesellschaft, in der Sie gerade davon erzählen, nicht ankommt? Dann haben Sie sich eben blamiert, aber ohne Risiko kein Erfolg.
Wann ist ein Witz ein Witz?
Ein Witz, so analysierte Sigmund Freud, arbeitet immer mit Tabus, das heißt mit Inhalten und Gedanken, die in unserer Kultur als verboten oder zumindest als verpönt gelten. Dabei nutzt der Witz das Moment der Überraschung, er erzählt also eine Geschichte, in der eine bestimmte Erwartung erzeugt wird, nur um diese dann plötzlich zu brechen. So wie in dem alten jüdischen – zugegebenermaßen nicht mehr sehr witzigen – Witz von dem Geschäftsmann Shlomo Ben-David:
Shlomo Ben-David, ein Kaufmann, liegt im Sterben. Seine Frau, sein Bruder und seine drei Söhne haben sich um ihn versammelt. Mit schwacher Stimme fragt er nach ihnen: »Rivce, mein geliebtes Weib, bist du da?« »Ja, Shlomo, ich bin hier«, antwortet seine Frau. »Und Moses, mein Bruder, bist du auch da?« »Mein Bruder, ich bin bei dir«, antwortet Moses. Dann fragt Shlomo nach seinen Kindern: »Jakob, Samuel, Benjamin, seid ihr da?« »Ja, Vater, wir sind hier«, antworten seine Kinder. Mit letzter Kraft richtet sich Shlomo nun in seinem Bett auf und fragt zornig: »Und wer ist dann im Geschäft?«
Vierter Schritt
Machen Sie Ihr größtes Problem
zu Ihrem Markenzeichen
Was mögen Sie an sich gar nicht? Finden Sie sich zu steif, zu laut, zu gehemmt, zu spröde, zu faul, zu nervös, zu dumm? Sie erkennen Ihr problematisches Merkmal daran, dass Sie bisher sehr viel Energie auf die Beseitigung dieser ungeliebten Eigenschaft verwendet haben. In Zukunft ist aber Schluss damit, denn ab heute werden Sie genau diese Eigenschaft kultivieren.
Sie können sicher sein, dass es irgendwo auf dieser Welt Menschen gibt, die eben wegen dieser von Ihnen nicht geschätzten Eigenschaft geliebt und bewundert werden. Fragen Sie zum Beispiel einen Schauspieler, wie oft ihm als Kind vorgeworfen wurde, dass er immer im Mittelpunkt stehen wollte. Kluge Menschen, die ihre Klugheit nicht verstecken, kennen den Vorwurf, ein Besserwisser zu sein. Und anspruchsvollen Frauen wird gern Divenhaftigkeit und Prinzessinnengehabe nachgesagt. Es gibt Menschen, die ihr zügelloses Temperament, ihre Hässlichkeit oder gar ihre Aggressivität zu ihrem Markenzeichen gemacht haben. Es existiert wohl keine Eigenschaft, die sich nicht mit etwas Unverschämtheit in einen beeindruckenden, einnehmenden Charakterzug verwandeln ließe. Verona Pooth war so schlau und machte ihre Unbildung und ihre Naivität zu ihrem Markenzeichen. Der ehemalige Außenminister Joschka Fischer (Die Grünen) wurde, seinem Widerspruchsgeist folgend, 1984 mit seinem an den Bundestagsvizepräsidenten Richard Stücklen gerichteten Zwischenruf bekannt: »Mit Verlaub, Herr Präsident, Sie sind ein Arschloch!« Nicht wenige Talkshowmoderatoren vermissen die Unbeherrschtheit eines Klaus Kinski, die immer hohe Einschaltquoten garantierte – bis heute gibt es für ihn keinen Ersatz.
Hier eine Checkliste: Kreuzen Sie an, was Sie bisher am wenigsten an sich gemocht haben.
zu ruhig
–
zu nervös
zu kompliziert
–
zu einfach gestrickt
zu arrogant
–
zu scheu
zu größenwahnsinnig
–
zu nihilistisch
zu laut
–
zu still
zu anspruchsvoll
–
zu bescheiden
zu verspielt
–
zu bodenständig
zu empfindlich
–
zu unempfindlich
zu unbedarft
–
zu vernünftig
zu ehrgeizig
–
zu phlegmatisch
zu verständnisvoll
–
zu zynisch
zu ungebildet
–
zu fein
zu phlegmatisch
–
zu aufgedreht
zu verkommen
–
zu kontrolliert
zu vulgär
–
zu bieder
Zum Vergleich eine Liste mit Namen charmanter Menschen, die eher negativ besetzte Eigenschaften zu ihrem Markenzeichen gemacht haben:
besserwisserisch
–
Marcel Reich-Ranicki, Literaturkritiker
eigensinnig
–
Karl Lagerfeld, Modedesigner, Fotograf
arrogant
–
Helmut Schmidt, ehem. Bundeskanzler
zynisch
–
Harald Schmidt
phlegmatisch
–
Hanna Schygulla
nervös
–
Louis de Funès
exzentrisch
–
Nina Hagen
vulgär
–
Charlotte Roche
verkommen
–
Kate Moss
Sehen Sie sich das Verhalten der Menschen ganz genau an, deren hervorstechende Charaktereigenschaft genau die Eigenschaft ist, die Sie in der Checkliste oben angekreuzt haben. Achten Sie darauf, wie diese mit dieser vermeintlichen Schwäche umgehen. Kopieren ist in diesem Fall übrigens erlaubt.
Was ein charmanter Mensch nicht
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