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Nett ist die kleine Schwester von Scheiße

Nett ist die kleine Schwester von Scheiße

Titel: Nett ist die kleine Schwester von Scheiße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Niazi-Shahabi
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Opfer-Täter-Spiel
     
    Dr. Jürgen Stepien beschreibt es so: »Das Wort Egoismus ist eine Waffe von Opfern mit dem Gift der Moral, um Schuldgefühle zu erzeugen. Opfer arbeiten liebend gerne mit Moral und machen uns auf diese Weise zum Täter. Täter muss man anklagen und man muss ihnen Vorhaltungen machen: Du bist schuld. Du machst dieses und jenes falsch. Du benimmst und kümmerst dich nicht. Du bist ein Egoist und denkst nur an dich usw.
    Oder sie reden im Konjunktiv – man müsste mal wieder … man sollte … – und zeigen damit, dass sie mit irgendetwas unzufrieden sind, was sie nicht ändern können.«
     
»Opfer sind Menschen, die Täter suchen.
Der eigensinnige Weg bedeutet,
bei der Fraktion der Opfer zu kündigen.«
Dr. Jürgen Stepien
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    Wenn jemand sich diesem Opfer-Täter-Spiel entzieht, also zum Schöpfer wird, bekommt er ganz sicher Probleme, denn dann werden ihm viele als Opfer entgegentreten und ihn attackieren. Die Umwelt will nämlich nicht, dass jemand Schöpfer ist, sie hat kein Interesse daran. Vielmehr erwartet sie, dass er funktioniert, seine Bedürfnisse verleugnet und vor allem nicht seine wahren Gefühle zeigt – denn Gefühle stören nur und sind unbequem.
    Was aber passiert, wenn jemand das tut, was die Opfer von ihm verlangen, nur um deren Anerkennung nicht zu verlieren? Dann schneidet er sich von seinen Bedürfnissen und seiner Lebendigkeit ab, er vergisst, was ihn wirklich interessiert und was sein Leben mit Sinn erfüllt.
     
    Wer in anderen das Opfer sieht, wird in sich selbst den Täter sehen. Und daraus folgt der Drang, etwas für den anderen zu tun. Für das Unvermögen der Opfer werden viele Entschuldigungen gesucht, und der Täter meint, ihre vermeintliche Benachteiligung ausgleichen zu müssen:
     
Ich muss mich um sie kümmern, ihr geht es ja so schlecht und sie ist allein.
Der Arme hat das eben nicht gelernt.
Sie meint es nicht so, sie ist nur gestresst, weil sie so viel arbeiten muss.
Man muss ihn verstehen, er trägt so viel Verantwortung für seine Kinder.
Sie ist sehr empfindsam, deshalb muss man sehr vorsichtig mit ihr umgehen.
Er ist krank, daher ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, ihm die Meinung zu sagen.
Er hatte eine schlechte Kindheit und kann nichts für sein Verhalten.
Ich kann ihm nicht sagen, dass ich keine Lust habe, ihn heute Abend zu sehen – das würde ihn traurig machen.
     
    Sei gut, geh helfend durchs Leben und nimm Rücksicht, mahnen die Opfer. Niemand ist aber nur fürs Helfen und Rücksichtnehmen auf der Welt. Wer übrigens die Opfer als Opfer sieht, verleugnet den Schöpfer in ihnen. Jesus sagte: »Ich bringe nicht Frieden auf Erden, sondern das Schwert.« Damit meinte er, dass wir uns zu uns selbst und unseren Überzeugungen bekennen sollen, auch wenn das anderen Leuten nicht gefällt. Doch das muss in Kauf nehmen, wer leben will, wie es ihm entspricht.
     
»Moralische Entrüstung besteht in den meisten Fällen zu zwei Prozent aus Moral,
zu 48 Prozent aus Hemmungen und zu
50 Prozent aus Neid.«
François Duc de La Rochefoucauld
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    Oft sind es eigentlich positive Eigenschaften, die einem von seinen Mitmenschen am hartnäckigsten angekreidet werden – dahinter steckt aber meist Neid. Neid von Menschen, die eben nicht so leben, wie sie es im Grunde gerne möchten. Wenn Ihnen folgende Vorwürfe gemacht werden, sind Sie auf dem richtigen Weg:
     
Vorwurf:
wirkliche Eigenschaft:
 
egozentrisch
charakterstark
arrogant
natürliche Autorität
stur
geistig unabhängig
unverschämt
offen, lebendig
wenig hilfsbereit
lässt sich nicht ausnutzen
vorwitzig
intelligent, schlagfertig
geschmacklos
sexy
eingebildet
attraktiv
exzentrisch
exzentrisch
nervig
engagiert, kompetent
exaltiert
interessant, anregend
im Mittelpunkt stehen wollen
außergewöhnlich
unzuverlässig, sprunghaft
spontan
dominant
selbstbewusst
untreu
lebendig
angeberisch
stolz auf sich selbst
geldgierig
geschäftstüchtig
     
»Eine Tugend kann zur Untugend werden –
wenn sie uns schadet.«
Jürgen Stepien
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    Wie schwer oder unmöglich es ist, ein Leben als Gutmensch zu führen, schildert Bertolt Brecht in seinem Stück Der gute Mensch von Sezuan . Drei Götter besuchen die chinesische Provinz Sezuan, um in einer von Egoismus geprägten Gesellschaft gute Menschen zu suchen. Niemand will die drei Fremden aufnehmen, nur die Prostituierte Shen Te bietet ihnen ein Nachtquartier. Als Dank dafür schenken die Götter ihr ein kleines Vermögen, mit dem Shen Te einen

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