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Nett ist die kleine Schwester von Scheiße

Nett ist die kleine Schwester von Scheiße

Titel: Nett ist die kleine Schwester von Scheiße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Niazi-Shahabi
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weil Sie ahnen, dass Sie anschließend monatelang Ihrem Geld hinterherrennen dürfen und sich dann noch anhören müssen, dass Sie kleinlich sind. Wenn Sie selbstständig sind, machen Sie keine Sonderpreise und tun niemandem einen Gefallen, der mehr Zeit in Anspruch nimmt als eine halbe Stunde.
    Irgendwann werden Sie es geschafft haben, dass immer erst andere gefragt werden, wenn ein Umzug ansteht oder Kinder gehütet werden müssen, bevor jemand auch nur auf die Idee kommt, sich an Sie zu wenden.
     
     
     
    In diesem Schaubild sehen Sie, was passiert, wenn Sie Geld verleihen. Wenn Sie gleich nein sagen, sparen Sie sich viele Schuldgefühle und vor allen Dingen das Geld. Die Freundschaft ist nach dieser Frage sowieso nicht mehr zu retten. Das Gleiche gilt übrigens auch für »Tust du mir einen Gefallen?« und »Machst du mir einen Freundschaftspreis?«.
     
Die Na-und-Strategie
     
    Es gibt eine unschlagbare Erwiderung auf sämtliche Vorwürfe, die Ihnen Freunde oder Partner machen und mit denen diese an Ihr moralisches Gewissen appellieren. Sie lautet: »Na und?« Probieren Sie es aus: Mit »Na und?« schlagen Sie jeden Gegner k. o.
     
Du willst doch nur mit ihr schlafen.

Na und?
Gib zu, dass du einfach zu faul bist.

Na und?
Immer willst du etwas Besseres sein.

Na und?
Du denkst immer nur an dich.

Na und?
Du hast nicht eingekauft, nicht saubergemacht usw., wie wir das abgemacht hatten.

Na und?
Merkst du nicht, dass du störst?

Na und?
Die Gefühle-zulassen-Strategie
     
    Christoph fährt um die Mittagszeit durch die Stadt Frankfurt und ist gestresst. Seine Freundin sitzt neben ihm. Er flucht und schimpft auf den umständlichen und lahmen Fahrer vor ihm, auf die Fußgänger, auf das Auto, auf die Stadt Frankfurt … Seine Freundin fragt: »Was regst du dich denn so auf, das ist doch gar nicht nötig?« (Wenn es nicht nötig wäre, würde Christoph es nicht tun.) Dann fügt sie hinzu: »Der Mann vor dir kennt sich vielleicht in Frankfurt nicht aus, da muss man Verständnis haben.« Christophs Antwort: »Es sollte verboten sein, dass Ortsfremde in europäischen Innenstädten Auto fahren. Auch der Fahrradfahrer hat das Mitgefühl seiner Freundin: »Sicher hat er keinen Führerschein und weiß daher nicht, dass du Vorfahrt hattest.« Christoph: »Wenn ich nicht wüsste, dass ich dann ins Gefängnis muss, hätte ich ihn über den Haufen gefahren.«
    Wir kennen das alle – Menschen, die sich weigern, uns zu bestätigen, obwohl wir es gerade dringend brauchen. Sie stellen sich dumm und sammeln Hunderte vernünftig klingende, unwiderlegbare Argumente gegen unsere Wut, unseren Ärger und unsere schlechte Laune. Doch genau das hilft in der momentanen Stimmung nicht weiter. Wo ein einfaches »Ja, du hast recht, es ist wirklich unglaublich, wie furchtbar die Leute sind« ausreichen würde, um uns wieder mit der Welt zu versöhnen, foltern sie uns mit ihrem Verständnis für die ganze Welt. Das ist illoyal und scheinheilig.
    Wir sollten daher zurückfoltern und in ihrer Gegenwart einen Wutanfall nach dem anderen bekommen.
Die Lästerstrategie
     
    Manche Menschen versagen sich das Lästern, weil sie starke Schuldgefühle empfinden, wenn sie ihre wahren Gefühle gegenüber einem Partner oder Freund aussprechen. Sie verurteilen es, sich über Dritte aufzuregen und lustig zu machen, und ignorieren die schlichte Tatsache, dass nicht alle Konflikte durch ein ehrliches Gespräch zu klären sind – zum Beispiel mit Eltern, Schwiegereltern, mit Kollegen oder dem Chef, mit Nachbarn, Behörden oder mit begriffsstutzigen Menschen.
     
    Bei einer buddhistischen Veranstaltung in Berlin war Lästern ein großes Thema. Der Meister, der die Veranstaltung leitete, wurde eingehend zum dritten Gebot des edlen Achtfachen Pfades, dem Gebot der rechten Rede, befragt. Irgendwann meldete ich mich und erklärte, dass Lästern meiner Meinung nach Verbundenheit und Nähe schaffe, zum Beispiel zu einer Freundin oder Arbeitskollegin, mit der man sich über Bekannte oder Kollegen austausche. Einer Bekannten, die neben mir saß, war das Ganze so peinlich, dass sie ein Stückchen von mir abrückte. Der Meister antwortete: »Nein, dennoch ist die schlechte Rede nicht erlaubt.« »Schade«, meinte ich, »dann ist das hier nichts für mich.« Das sollte eigentlich ein Scherz sein, aber niemand lachte, viele warfen mir sogar verächtliche Blicke zu.
    Nach der Veranstaltung stürmten etliche Anhänger des Meisters nach vorne und

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