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Nett ist die kleine Schwester von Scheiße

Nett ist die kleine Schwester von Scheiße

Titel: Nett ist die kleine Schwester von Scheiße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Niazi-Shahabi
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Einsamkeit wird hierbei daran gemessen, wie sehr beziehungsweise wie wenig sich die Patienten bemühen, mit anderen Menschen Kontakt aufzunehmen. Einsame, so die Beobachtung der Forscher, sprechen häufiger (!) Leute an als Menschen, die nicht einsam sind.
    Die Einsamen werden dadurch jedoch nicht weniger einsam, im Gegenteil, die anderen erfassen instinktiv, was los ist: Wer so nett ist, hat’s nötig.
    Zu freundliche Einladungen, zu freudige Zusagen oder zu bedauernde Absagen (wenn man ohnehin nur als Partyfüllmaterial eingeladen wurde), zu aufwendige Mitbringsel – all das macht unattraktiv. Natürlich gehe ich nicht zu der »netten« Geburtstagseinladung meines Steuerberaters (hat der keine Freunde?) und folge nicht der Einladung meiner Nachbarn (habe ich keine Freunde?), und schon gar nicht nehme ich die Einladungen meiner Kollegen zum Karaokeabend an (ich will meinen Chef weder singen hören noch betrunken sehen).
Die Niemals-zu-nett-sein-zu-
Leuten-die-Sie-nicht-mögen-Strategie
     
    In Studien wurde bewiesen, dass heftige Abneigungen vor allen Dingen durch den »falschen« Körpergeruch hervorgerufen werden oder weil die betreffende Person uns mit ihrem Dialekt, ihrer Mimik und Gestik an einen ungeliebten Menschen aus der Vergangenheit erinnert. Wenig hilfreich sei es dann, so die Autoren, trotz einer spontan empfundenen Abneigung freundlich zum anderen sein zu wollen. Denn Menschen können dank ihrer Spiegelneuronen in der Regel gut beurteilen, ob die Emotionen des Gegenübers echt sind.
    Sparen Sie sich also verkrampfte Bemühungen und auch den Ärger über sich selbst, den man automatisch empfindet, wenn man versucht hat, jemanden günstig zu stimmen, der einem vom ersten Augenblick an unsympathisch war.



4
ÄRGERN, LÜGEN, PROVOZIEREN
    ARTIGSEIN HAT BEIM FLIRTEN
NICHTS ZU SUCHEN.
     
    »Du bist echt total nett.«
»Das heißt, ich darf dein Haar streicheln, deine Füße und den Rücken massieren,
aber wir werden nie vögeln?« »Ja.«
    ZusilloL auf Twitter
     

»Ihren sagenhaften Aufstieg verdankte die 17-jährige Chinesin Cíxi ihrem schlechten Benehmen im richtigen Augenblick. Cíxi wurde von einer der Nebenfrauen des Kaisers Xiangfeng zu einer der einflussreichsten Persönlichkeiten in China zum Ende der Kaiserzeit. Die Aufnahme in den Harem des Kaisers war ein Privileg und ihr erstes Hindernis. Dutzende Kandidatinnen wurden dem Kaiser jedes Jahr vorgestellt, die schönsten und vornehmsten Frauen aus den westlichen Provinzen Chinas, aus denen er nur wenige erwählte. Im Jahr 1852 war Cíxi unter einigen Dutzenden Mitbewerberinnen dabei.
    Die Vorführungszeremonie war streng. Hinter einem Vorhang hatten die Mädchen zu warten, bis sie vom Zeremonienmeister mit einem Klopfen seines Stabes nach vorne gerufen wurden. Vor dem Kaiser hatten sie zu knicksen, zu lächeln, ohne ihm in die Augen zu schauen, sich zu drehen und dann nach wenigen Sekunden wieder zu gehen. Im 30-Sekunden-Takt wurden die Mädchen vor Kaiser Xiangfeng gerufen, Cíxi stand hinter dem Vorhang mit klopfendem Herzen. So viele schöne Mädchen hatten sich dem Kaiser gezeigt – was, wenn dieser schon müde war und mit den Gedanken längst woanders oder sich mit seinem Eunuchen unterhielt, genau in dem Moment, in dem sie ihren Auftritt hatte? Dann war ihre winzige Chance verloren.
    Der Zeremonienmeister gab das Zeichen, das Mädchen vor ihr trat auf die Bühne, eine klassische Schönheit. Plötzlich wusste Cíxi, was zu tun war. Kaum war die Schöne auf der anderen Seite der Bühne verschwunden, schaute der Zeremonienmeister zu ihr herüber und schlug mit dem Stab auf den Boden. Cíxi blieb stehen. Der Zeremonienmeister schaute erstaunt und hob und senkte den Stab ein zweites Mal, Cíxi rührte sich nicht. Sie hörte, wie Unruhe im Saal entstand, der Zeremonienmeister wurde wütend, winkte und fuchtelte mit seinem Stab. Nun schritt Cíxi langsam auf die Bühne: Alle Blicken waren auf sie gerichtet: Wer war das Mädchen, das nicht kam, wenn man es rief?
    Der Kaiser fühlte sich durch ihr Verhalten provoziert, das reizte ihn. Außerdem war Cìxi stolz und schön, er wählte sie aus. 1861 übernahm sie nach seinem Tod die Regentschaft, welche sie bis zum Ende ihres Lebens 1908 innehatte, und regierte damit länger als die meisten Kaiser der chinesischen Geschichte.«
    Das Leben der Kaiserinwitwe Cíxi, nacherzählt in Das Mädchen Orchidee von Pearl S. Buck
     
     
    Flirten und schlechtes Benehmen gehören zusammen, denn Flirten ist

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