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Nett ist die kleine Schwester von Scheiße

Nett ist die kleine Schwester von Scheiße

Titel: Nett ist die kleine Schwester von Scheiße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Niazi-Shahabi
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bleibt, nehme ich auch.«
    Vor zehn Jahren musste Schmerberg ein Casting für einen seiner Werbefilme abhalten. Von der Castingfirma wurden ihm für eine weibliche Hauptrolle mehr als 30 junge Frauen vorgeschlagen, die er sich im Laufe eines Tages ansehen sollte. Schon bei der Ersten hatte er das Gefühl, die Richtige für die Rolle gefunden zu haben, doch die restlichen 29 Frauen musste er sich natürlich auch noch anschauen. Schließlich hatten ihm einige für die Rolle gut gefallen, er hatte sich am Ende des Tages bestimmt ein Dutzend Mal verliebt und musste anschließend überlegen, welchen 29 Frauen sein Sekretär absagen sollte.
    Nach so einem Casting war Ralf Schmerberg jedes Mal emotional total erschöpft.
    »Und nicht nur ich habe damit anderthalb Tage vertan, sondern auch die Frauen. Schließlich haben sie sich vorbereitet, Fotos geschickt, Sprechen geübt, einen Termin mit mir gemacht. Das ist doch Zeitverschwendung und bringt niemandem etwas. Heute mache ich das anders. Wenn ich für eine bestimmte Aufgabe jemanden brauche, überlege ich mir, wer aus meinem Umfeld dafür geeignet ist, anstatt so eine unnötige Menschenschlacht zu veranstalten.«
vierte Regel
    Bewerben Sie sich um Jobs,
die Sie gar nicht haben wollen
    In der Theorie lässt es sich natürlich leicht empfehlen, frech und unkonventionell bei der Arbeitssuche aufzutreten. Wie verhält es sich aber, wenn ich keinen Job habe, die Miete zahlen muss und mir finanziell gesehen das Wasser bis zum Hals steht? In so einer Situation ist jeder sicherlich eher ängstlich und angespannt statt locker und mutig.
    Doch keine Angst zu haben, lässt sich üben. Bewerben Sie sich neben Ihrer wirklichen Jobsuche auf Stellen, die Sie gar nicht haben wollen. Lassen Sie, wenn Sie zum Vorstellungsgespräch eingeladen werden, alles raus, was Sie in den anderen Gesprächen unterdrücken, und achten Sie darauf, wie Ihr Gegenüber reagiert. Werden die Leute wirklich so schnell wütend, wie Sie befürchtet haben? Geht es wirklich so schnell, jemanden in Erstaunen zu versetzen oder abgelehnt zu werden? Und wenn ja – ist das tatsächlich eine so schlimme Erfahrung? Es kann Ihnen durchaus weiterhelfen, in einem Vorstellungsgespräch für einen Job zu sitzen, den Sie gar nicht haben wollen, und auszuprobieren, wie es sich anfühlt, genau das zu sagen, was Sie denken. Bei der Bewerbung um einen Job als Servicekraft am Flughafen fragte ich beispielsweise den Personaler, was das seiner Meinung nach für Leute sein sollten, die einen Job annehmen, bei dem man jeden Morgen um vier Uhr aufstehen muss und von dem man trotz einer 40-Stunden-Woche nicht leben kann. Obwohl ich das ganz freundlich gefragt hatte, rastete der Mann sofort aus. Bei einem Gespräch mit dem Inhaber einer bekannten Werbeagentur machte ich es ähnlich. Der Inhaber fand es problematisch, dass ich einerseits Werbetexte verfasse und andererseits Bücher schreibe. Er hielt mir einen Vortrag über meine Unentschlossenheit und prophezeite mir, dass ich auf beiden Gebieten keinen Erfolg haben würde. Ich sagte ihm, dass ich das für eine Projektion seinerseits hielt. Dieses Mal bekam ich die Stelle nicht.
     
»Sich anpassen, macht unsicher.
Sich ausprobieren, macht sicher.«
Ralf Schmerberg
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    Allerdings gehen ähnliche Experimente in den meisten Fällen gut. Doch ich habe es auch gelernt, mich darüber zu amüsieren, wenn es schiefgeht. Und das ist letztlich der Sinn dieser Übung: Denn wer einmal erlebt hat, dass nach einem Fehltritt nicht er selbst, sondern sein Gegenüber die Ruhe verliert, der spürt keine Angst mehr. Das ist ähnlich wie beim Sportrudern: Entspannt losrudern können nur diejenigen, die mindestens schon einmal mit ihrem Boot gekentert sind.
    Inzwischen kann ich auch viel besser einschätzen, ob meine Bemerkungen jemanden nur reizen oder gleich aus der Fassung bringen werden. Aus der Fassung bringen möchte ich eigentlich niemanden, aber reizen sollten wir unsere Gesprächspartner schon, denn sie haben ein Recht darauf, nicht von uns gelangweilt zu werden.
     
Überwinden Sie Ihre Angst – dann ist selbst ein aussichtsloses Bewerbungsgespräch zu etwas nutze!
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    Wem es zu anstrengend ist, sich zusätzlich zu seiner echten Jobsuche auch noch auf andere Stellen zu bewerben, der sollte wenigstens die Situation nutzen, wenn er während eines Bewerbungsgesprächs merkt, dass er den Job sowieso nicht bekommt. Viele Menschen ärgern sich im Nachhinein, dass sie trotz deutlicher Ablehnung bis

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