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Nett ist die kleine Schwester von Scheiße

Nett ist die kleine Schwester von Scheiße

Titel: Nett ist die kleine Schwester von Scheiße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Niazi-Shahabi
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zum Schluss höflich geblieben sind. Insbesondere, wenn das Gespräch nicht auf Augenhöhe geführt wurde und ein deutliches Wort dabei geholfen hätte, das Gleichgewicht wiederherzustellen.

SO NUTZEN SIE IHRE CHANCEN,
WENN SIE KEINE MEHR HABEN
     
    Fähige Menschen erkennen sofort, wer kompetent und zuverlässig ist, sie müssen das nicht erst prüfen. Die Herausforderung beim Bewerben ist also, sich den Prüfungen zu verweigern und das Kennenlernen zu ermöglichen. Doch das gegenseitige Kennenlernen gestaltet sich mit jedem potenziellen Arbeitgeber anders und lässt sich daher auch nicht üben. Dennoch finden Sie im Folgenden fünf Tipps für eine erfolgreiche und vor allen Dingen amüsantere Bewerbung.
erster Bewerbungstipp
    Seien Sie direkt
    Viele Menschen halten es für unhöflich, die eigenen Wünsche direkt zu thematisieren. Deshalb besuchen zum Beispiel Selbstständige Kurse, um Tipps für die Akquise zu erhalten, also für das Ansprechen von potenziellen Auftraggebern bei Partys, Messen und Premieren. So wollte eine Maskenbildnerin von mir wissen, wie sie bei einer Premierenfeier mit einem Regisseur ins Gespräch kommen könnte, für den sie gerne arbeiten würde. Welche Themen, welche Bemerkungen über seinen Film, welches Lob und welche Schmeichelei wären geeignet, um seine Sympathie zu gewinnen? Meiner Ansicht nach kann der Regisseur auf das zehnte Lob an diesem Abend sicherlich verzichten, außerdem ist es kontraproduktiv, einen Menschen in ein Gespräch zu verwickeln, um dann erst über Umwege auf sein eigentliches Anliegen zu sprechen zu kommen. Zumal ein Regisseur sich bestimmt denken kann, was eine Maskenbildnerin, die ihn bei einer Premierenfeier anspricht, von ihm möchte.
    Es ist für alle Beteiligten angenehmer, direkt und schnörkellos auf sein Ziel loszugehen. Wäre ich die Maskenbildnerin, würde ich dem Regisseur Folgendes sagen: »Hallo, ich heiße … Ich bin Maskenbildnerin und würde sehr gerne für Sie arbeiten.«
    Jetzt kann der Regisseur sich überlegen, ob er mehr über die Person erfahren möchte oder nicht.
     
Direktheit hinterlässt Eindruck und
ist vor allen Dingen nicht aufdringlich!
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    Wenn jemand bereit ist, direkt auszusprechen, was er möchte, braucht er auch nicht lange zu überlegen, wie er sein Anliegen am besten verpacken könnte, sondern kann einfach loslegen. So hat etwa ein Illustrator und Grafiker auf der Frankfurter Buchmesse einen bekannten Verleger folgendermaßen angesprochen: »Ich finde Ihre Zeitschrift und Ihre Bücher toll, und ich würde wirklich sehr gerne für Sie illustrieren.« Unangenehm wird ein Gespräch meist erst dann, wenn jemand versucht, seinen Wunsch irgendwie zu verschleiern, es aber womöglich gar nicht schafft, zum eigentlichen Thema vorzudringen.
     
    In dem Film Kramer gegen Kramer , einem Scheidungsdrama (USA, 1979), spielt Dustin Hoffmann Ted Kramer, einen Vater, der um das Sorgerecht für seinen Sohn Billy kämpft. Als die Verhandlungen darüber anstehen, verliert er seinen Job – eine Katastrophe, denn die damalige Gesetzgebung in den USA besagte, dass ein Mann ohne geregelte Arbeit keine Chance auf das Sorgerecht für sein Kind hatte. Ted Kramer bewirbt sich also, aber jeder spürt seine Nervosität, und niemand will ihn. Der Gerichtstermin rückt näher. Eines Nachmittags sitzt er wieder einem Chef gegenüber, und der will ihn loswerden: »Wir melden uns, wenn wir eine Entscheidung getroffen haben.« Da verliert Ted Kramer die Nerven und ruft: »Geben Sie mir den Job! Ich brauche ihn.« Und er bekommt ihn.
     
    Das funktioniert nicht nur im Film. 2002 war ein sehr schlechtes Jahr für freie Werbetexter. In sämtlichen Berliner Agenturen lag meine Textermappe, und immer versprach man mir, mich anzurufen, wenn man einen Job für mich hätte. Natürlich erhielt ich nie einen Anruf. Etliche Male am Tag stellte ich die Frage »Braucht Ihr Unterstützung, ich habe gerade Kapazitäten frei«. Eines Tages war mir schließlich alles egal. Ich rief bei einer großen Agentur an und fragte nach dem Chef. »Was willst du von ihm?«, meinte die Sekretärin. »Das kann ich ihm nur selbst sagen«, antwortete ich. Als sich der Agenturchef meldete, sparte ich mir jede Vorrede: »Ich brauche dringend Geld. Gib mir Arbeit. Ich muss nicht einmal unbedingt texten, ich putze auch.«
    Prompt wurde ich für mehrere Wochen gebucht. Doch selbst wenn mich der Agenturchef abgewiesen hätte, hätte ich mitnichten meine Würde verloren. Denn nur eine

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