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Nett ist die kleine Schwester von Scheiße

Nett ist die kleine Schwester von Scheiße

Titel: Nett ist die kleine Schwester von Scheiße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Niazi-Shahabi
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Arbeitnehmer von ihrer eigenen Existenzangst versklavt: Aus Sorge darüber, Essen, Miete und die Telefonrechnung nicht mehr bezahlen zu können, ruinieren sie ihre Gesundheit, ihre Lebensfreude, ihre Beziehungen und kosten den Staat am Ende mehr Geld, als wenn sie gleich Sozialhilfe kassiert und dabei neue Kraft geschöpft hätten.
    Aus der Presse ist bekannt, wie mit Schlecker-Mitarbeitern und Lidl-Kassiererinnen umgegangen wird. Das Unbegreifliche an solchen Arbeitsverhältnissen ist: Je unattraktiver der Job, desto strenger sind oftmals die Verhaltensvorschriften. In vielen Fällen werden gerade in Jobs, in denen sehr gutes Benehmen gefordert wird, die Arbeitnehmer nicht wirklich geachtet.
    Wenn Sie aber schon nicht geachtet werden und sich dabei sehr gut benehmen müssen, dann sollten Sie sich diese Zwänge wenigstens wenn möglich mit einem hohen Gehalt und einem eigenen Firmenwagen vergüten lassen.
     
Warum suchen Sie einen Job?
Können Sie sich sonst nicht beschäftigen?
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    Wir wünschen uns einen Job, bei dem unsere Fähigkeiten zum Tragen kommen und für den wir angemessen bezahlt werden – ganz gleich, wie die Chancen statistisch für uns stehen.
    Dietlind Tornieporth beschreibt in ihrem Buch Die perfekte Verführerin die richtige Haltung von Frauen auf Männersuche. Eine Frau wirft sich einem Mann niemals an den Hals, sie will keinen Mann, der sie nicht will. Tornieporths Meinung nach ist es äußerst unattraktiv, wenn eine Frau verbissen jedem Date hinterherrennt. Je mehr eine Frau unternimmt, um ihr Ziel zu erreichen, desto schmerzhafter spürt sie den Mangel – und das strahlt sie dann auch aus. Und genau das lässt sich meiner Ansicht nach auch auf die Arbeitssuche übertragen.
    Bei vielen Personalern werden Sie mit einer selbstbewussten Einstellung keinen Erfolg haben, bei einigen wenigen vielleicht schon, aber auf die kommt es an.
Erste Regel
    Besuchen Sie kein Bewerbungscoaching
    Mittlerweile ist ein ganzer Berufszweig entstanden, der es sich zum Ziel gesetzt hat, die Bedürfnisse von Arbeitgebern zu befriedigen. Was einem von Coaches und Karriereplanern als erster Schritt in eine bessere berufliche Zukunft verkauft wird, ist jedoch in Wirklichkeit der Anfang einer Kapitulation. In fast allen Büchern zu diesem Thema wird das Abhängigkeitsverhältnis von Arbeitssuchenden und Arbeitgebern betont, von Angestellten und Chefs, von Freiberuflern und Auftraggebern.
    Im Ratgeber eines bekannten Karrieretrainers fand ich die Empfehlung, dass man seinem Vorgesetzten, wenn man ihm am Wochenende auf dem Markt begegnet, am besten einen hilfreichen Hinweis für seinen Einkauf geben sollte, zum Beispiel, an welchem Stand die Tomaten am günstigsten sind. Und genauso sollte man sich bei zufälligen Treffen im Fahrstuhl oder in der Kaffeeküche verhalten: immer ein Bonmot auf den Lippen, eine sinnvolle Bemerkung, fröhlich, en passant und kompetent geäußert. Anstatt einfach einmal gar nichts zu sagen. Solche Ratschläge sind furchtbar. Wer sie befolgt, wirkt sicher nicht sympathisch, sondern grotesk.
     
Nichts ist deprimierender, als Menschen
dabei zuzusehen, wie sie versuchen,
ihre Performance zu verbessern.
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    In dem Haus, in dem ich wohne, hat auch eine Berufsberatungsagentur ihre Räume, und mindestens einmal am Tag gehe ich an einer Gruppe von Menschen vorbei, die beieinanderstehen, Kaffee trinken, rauchen und sich darüber unterhalten, dass sie ihre Situation jetzt viel optimistischer einschätzen. Am liebsten würde ich mich jedes Mal sofort umdrehen und sagen: »Dazu besteht aber bei Ihnen gar kein Anlass.«
    Denn die Mühe, die jemand sich bei der Jobsuche macht, steht ja umgekehrt proportional zur Attraktivität, die er ausstrahlt. Je mehr jemand sich mithilfe von Experten selbst in Frage stellt und »optimiert«, desto weiter weg rückt die ersehnte Arbeit.
Zweite Regel
    Machen Sie in der Agentur für Arbeit
einen möglichst schlechten Eindruck
    Zu solchen Bewerbungscoachings wird geschickt, wer sich bereits in der Arbeitsagentur zu bemüht gezeigt hat. Auch ich habe diesen Fehler gemacht, als ich mich nach dem Abschluss meines Studiums arbeitslos gemeldet habe, weil ich dachte, es wäre wichtig, meinen Arbeitswillen zu signalisieren. Völlig falsch, wie ich dann allerdings feststellte. Die gut gekleideten, höflichen Menschen saßen immer am längsten in den Zimmern ihrer Berater, mussten am meisten Unterlagen bringen und bekamen die strengeren Auflagen. Als ich nach drei Wochen keine

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