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Nett ist die kleine Schwester von Scheiße

Nett ist die kleine Schwester von Scheiße

Titel: Nett ist die kleine Schwester von Scheiße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Niazi-Shahabi
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Schwäche, die man zu verbergen versucht, ist eine Schwäche. Eine offen angesprochene Not verdient immer Respekt. Weil ich zugegeben hatte, wie es wirklich um mich stand, war ich auch nicht mehr angreifbar.
     
    Der Berliner Logistikunternehmer und Millionär Klaus Zapf erzählte in einem Interview, wie er seine jetzige Frau kennengelernt hat: Eines Tages stolperte er in einer Zeitung über eine Anzeige: »Suche Millionär zwecks Heirat«. Diese Anzeige habe ihn sehr beeindruckt, erklärte er, die Frau, die so unverblümt und direkt äußerte, was sie sich wünschte, wollte er unbedingt treffen. Also schrieb er ihr: »Ich glaube, ich bin der Richtige für Sie«, dazu Name und Telefonnummer. Nach dem dritten Treffen rief sie ihn an und fragte, ob er sie heiraten wolle. Auch Klaus Zapf war direkt. »Gut, wenn du mich nicht nervst und die Verantwortung für deine Freizeitgestaltung selbst übernimmst.«
     
    Kann ein Geschäftsführer, Manager, Produzent, Abteilungsleiter oder Millionär nicht mit Ihrer Direktheit umgehen? Sein Problem!
zweiter Bewerbungstipp
    Geben Sie sich, wie Sie sind
    Der Ausspruch Goethes »Man spürt die Absicht und ist verstimmt« beschreibt das Gefühl, das sich meist einstellt, wenn jemand bei einem anderen erkennt, dass dieser auf eine bestimmte Art und Weise auf ihn wirken will: locker, kompetent, souverän, seriös, geschäftstüchtig oder geistreich. Das Absichtsvolle ist schwerer zu ertragen als jede noch so schlechte Laune, wenn sie dem wirklichen Wesen eines Menschen entspricht. Aus der ehrlichen Selbstdarstellung ergibt sich wenigstens ein echter Kontakt, und darum sollte es ja zwischen den Menschen gehen, auch bei Bewerbungen.
     
Authentisches Benehmen kann
kein Marketingtool sein.
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    Aus diesem Grund sind auch die geschulten Telefonkräfte mancher Unternehmen so unangenehm. Jeder ahnt hinter dem überfreundlichen und korrekten »Hier ist Susanne Müller, vielen Dank für Ihren Anruf, was kann ich für Sie tun« die Knute des Marketingleiters, der jeden sofort feuert, der beim Telefonieren nicht positiv genug klingt.
    Wer sich bewirbt, sollte sich bewusst sein, dass der gezielten Manipulation des eigenen Auftretens Grenzen gesetzt sind und einem oftmals genau dann, wenn man die Kontrolle über sich verliert, Wohlwollen entgegenschlägt.
    Wie zum Beispiel dem Schriftsteller Peter Wawerzinek. Bei der Verleihung des Ingeborg-Bachmann-Preises 2010 in Klagenfurt war er sicher nicht auf kontroverse Diskussionen aus. Aber als die Jury seinen Roman Rabenliebe über seine Kindheit in der DDR kritisierte, hat er jede – normalerweise bei so einem Anlass gebotene – Zurückhaltung fallen gelassen und der Jury widersprochen. Als Begründung dafür, dass er sich nach seiner Lesung in die Jurydebatte eingeschaltet hat, meinte Peter Wawerzinek: »Ich bin nicht das Lamm auf der Schlachtbank.« Wenn er attackiert werde, müsse er sich doch wehren dürfen, fügte er hinzu. Dabei weiß jeder, dass der Autor, der sich mit der Jury anlegt, seine Chancen auf den Preis verspielt, auch Peter Wawerzinek wird das gewusst haben. Dennoch hat er den Ingeborg-Bachmann-Preis bekommen.
     
Wer sich einmal hat gehen lassen,
dem kann nur noch wenig passieren.
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    Verhalten, das ganz ohne Berechnung an den Tag gelegt wird, kann sicherlich irritieren oder stören, aber wirklich kritisiert werden kann es nicht. Sogar wenn die Person selbst mit ihrer unfreiwilligen Entgleisung nicht zufrieden ist. Ein gutes Beispiel hierfür ist ein Treffen von Ralf Schmerberg mit einer Marketingchefin einer afrikanischen Telefonfirma. Wie immer, wenn er sein Talent für kommerzielle Zwecke einsetzen muss, war er auch diesmal nervös, denn er befürchtete vorab bereits, sich in seine Ideen reinreden lassen zu müssen und nicht verstanden zu werden. Da er sich keinesfalls verbiegen wollte, wäre er eher bereit, den Job nicht anzunehmen, als irgendetwas zu produzieren, das ihm nicht entspricht. Das Gespräch mit der afrikanischen Geschäftsfrau hatte kaum begonnen, da ging Schmerberg aufgrund seiner Befürchtungen bereits auf Konfrontation. Sein Agent zerrte ihn schnell nach draußen und ermahnte ihn: »Spinnst du, die Frau ist ein echter Fan von dir und hat sich gefreut, dich zu treffen. Sie will dir für deinen Film vollkommen freie Hand lassen, und du bist so unhöflich zu ihr.« Ralf war sein Verhalten daraufhin so unangenehm, dass er sich, als er wieder im Konferenzraum saß, geschlagene zwei Minuten bei ihr

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