Nett ist die kleine Schwester von Scheiße
flexible Arbeitszeiten, einen Chauffeur? Dann sagen Sie es. Ohne Begründung, aber auch ohne Anspannung. Wenn Sie es gesagt haben, müssen Sie gehen, denn dann ist der andere am Zug. Sie müssen keine Angst haben, dass Ihre Forderungen überzogen sind, denn darum geht es im Geschäftsleben nicht.«
Weiter meint Le Parc: »Es ist doch alles ein Spiel, ein mehr oder weniger subtiles Messen von Kräften und Bedürfnissen, aber viele verstehen nicht, dass es so ist, und können daher auch nicht alles aus diesem Austausch herausholen. Wer etwas fordert, stellt seine eigenen Spielregeln auf und verlässt die Rolle des Bittstellers. Er wird dadurch zum potenziellen Partner.«
Die Spannungen, die mit dem Fordern einhergehen, muss man natürlich aushalten können – eine wichtige Eigenschaft für das Berufsleben.
Selbstverständlich gibt es auch Personaler und Chefs, die Gespräche auf Augenhöhe nicht wünschen, sich gar von geäußerten Ansprüchen provoziert fühlen, aber in der Regel haben die auch keine Traumjobs zu vergeben.
fünfter Bewerbungstipp
Gehen Sie lieber ein Bier trinken,
als Bewerbungen zu schreiben
Zahlreiche Untersuchungen in England und Deutschland haben es ans Licht gebracht: Wer in Studienzeiten viel auf Partys geht und mit Freunden Bier trinkt, hat später die besseren Jobchancen. Das ist eigentlich auch logisch, denn vieles ergibt sich aus Beziehungen. Die eigene Firma wird mit dem besten Kumpel gegründet, einen großen Auftrag bekommt man durch die Empfehlung einer guten Freundin, ins Team hole ich mir als Abteilungsleiter lieber jemanden, den ich schon kenne, als jemanden, von dem ich nur die Bewerbungsunterlagen vor mir liegen habe.
Der Juniorchef einer alteingesessenen Berliner Unternehmensberatung scheiterte genau an diesem Phänomen. Er hatte von seinem Vater, dem Gründer des Büros, erstmals die ganze Verantwortung für ein Projekt übertragen bekommen, und tatsächlich war es ihm gelungen, im Kampf um den Auftrag einer Berliner Tageszeitung alle Mitbewerber auszustechen – bis auf einen. Zwei Unternehmensberater warteten also gespannt darauf, dass der Chefredakteur der Zeitung sich zwischen ihnen entscheiden würde. Doch er tat es nicht. Der Vater setzte den Sohn in der Folge unter Druck, riet ihm, sich noch mehr zu bemühen, neue Vorschläge zu unterbreiten, nachzufragen … Der Sohn tat alles, was der Vater empfohlen hatte, doch nach quälenden drei Wochen bekam der Konkurrent den Auftrag. Und wieso? Der Chef der anderen Unternehmensberatung hatte offenbar geahnt, dass die ausbleibende Entscheidung gar nichts mit der Qualität der Vorschläge zu tun hatte, sondern dass sich der Chefredakteur schlicht und einfach nicht entscheiden konnte. Also passte er diesen eines Abends vor dem Redaktionsgebäude ab und ging mit ihm ein Bier trinken.
Diese Art von Netzwerkpflege betreiben Männer häufiger als Frauen. Frauen setzen oft zu viel auf Fleiß und Können, was in der Regel aber bei Entscheidungen zweitrangig ist. So fand Claudia Laubstein in ihrer Studie über soziale Netzwerke von Männern und Frauen heraus, dass Frauen, welche sich um Führungspositionen bewerben, immer dann besonders im Nachteil sind, wenn die Vergabeverfahren intransparent und nicht formal sind. Mit anderen Worten, wenn Posten unter der Hand verteilt werden, gehen sie an Männer, die sich kennen, Frauen haben da keine Chance. Werden die Vergabeverfahren streng formalisiert, wird dieser Nachteil der fehlenden Beziehungen ausgeglichen. Dies ist jedoch selten der Fall.
In der bekannten und von vielen Sozialforschern aufgegriffenen Studie Getting a job konnte der Verfasser Mark Granovetter aufzeigen, dass nicht die nahen, engen Beziehungen bei der Jobsuche nützlich sind, sondern eher die unverbindlicheren. Das heißt also, dass nicht die Menschen, die mit Verwandten, Nachbarn und guten Freunden regen sozialen Austausch pflegen – also Frauen –, sondern die, welche die lockeren Kontakte – Bier trinken mit Kollegen und Bekannten aus der Branche – nicht vernachlässigen, irgendwann die besser bezahlten Jobs haben.
SCHLECHTES BENEHMEN ALS ANGESTELLTER
»Machen Sie sich erst einmal unbeliebt,
dann werden Sie auch ernst genommen.«
Konrad Adenauer
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In seinem Buch Outliers (2008) analysiert der Autor Malcolm Gladwell unter anderem Flugzeugabstürze mit Todesfolge. Als Outliers werden in Statistiken die Ausreißer aus der Normalverteilung aller jeweilig erhobenen Daten bezeichnet. Von der
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