Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
neue SF 1

neue SF 1

Titel: neue SF 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Langdon Jones
Vom Netzwerk:
neuem Licht präsentieren würden?
    BALLARD : Ja, ich glaube, es handelt sich hier ausnahmslos um Kapitel einer viel längeren Erzählung, die sich in ganz eigenem Tempo entwickelt. Ich meine nicht, daß sich das in einer Art Ablauf entwickelt – etwa so wie beispielsweise die Ereignisse in Moby Dick nacheinander geschehen; sie entwickeln sich anscheinend zufällig, doch alle Bilder haben miteinander zu tun, und wenn noch weitere Stories geschrieben sind, werden sie sich hoffentlich gegenseitig stärken und etwas entstehen lassen, das größer ist als die Summe seiner Teile.
    MACBETH : Trotz Ihrer Worte über die Science-Fiction-Leserschaft halten Sie sich vermutlich nicht für einen Science-Fiction-Autor, eher nur für einen Schriftsteller?
    BALLARD : Ich sehe mich nicht als Autor dessen, was die meisten Leute die moderne Science Fiction nennen, die vorwiegend amerikanisch ist, obwohl sie zu einem Teil auch von britischen Autoren stammt. Die moderne amerikanische Science Fiction hat sich aus Magazinen wie Popular Mechanics der Dreißiger Jahre entwickelt; sie ist eine extrovertierte, optimistische Literatur der Technologie, während ich meine, daß die neue Science Fiction, die außer mir nun auch andere Leute zu schreiben beginnen, introvertiert ist, möglicherweise pessimistisch und nicht optimistisch, sich ihres eigenen Terrains viel weniger sicher. Die moderne amerikanische Science Fiction der Zeit zwischen 1930 bis i960 ist von einem gewaltigen Optimismus durchdrungen, von der Gewißheit, daß Wissenschaft und Technologie alle Probleme lösen können. Dies ist zweifellos nicht die dominante Form der heutigen Science Fiction. Ich meine, Science Fiction entwickelt sich zu etwas, das weitaus spekulativer ist, weniger überzeugt vom Zauber der Wissenschaft und ihrer moralischen Autorität. Die neuen Autoren sind viel vorsichtiger geworden.
     
    (Dieses Gespräch wurde im Dritten Programm des BBC gesendet.)

Brian W. Aldiss
 
Fern von Prag
     
    Der Chauffeur hielt an, ging mit schnellen Schritten um den Wagen herum und öffnete Slansky den Schlag. Slansky stieg aus und sah sich in der verkommenen Straße um. Kinder kamen herbei und sahen zu, wie er die Treppe zum Hotel hinaufstieg. Die Doppeltüren waren geschlossen; zerstreut registrierte er das schöne Gittermuster des Holzes. Er stieß dagegen, und ein Türflügel öffnete sich quietschend. Als er in den dunklen Vorflur trat, folgte ihm der Fahrer, stellte seinen Koffer ab und salutierte, eine Hand am Turban, die andere fordernd ausgestreckt.
    Ohne nachzudenken gab ihm Slansky eine Rupie. Der Mann verschwand, die Tür schloß sich wieder. Slansky blieb allein im süßen Halbdämmer der Vorhalle zurück. Ich muß nach Hause.
    Seine Verzweiflung und seine Wut waren so stark, daß er eine Minute lang völlig versunken dastand und in Gedanken in Prag weilte. Dann erinnerten ihn Schweißtropfen, die ihm am Hals entlangrannen, an seine physische Gegenwart.
    Fliegen surrten im Dämmerlicht der Halle. Ein Radio ließ irgendwo leise veena -Musik ertönen. Auch die Gerüche waren indisch: die Schärfe von Holzrauch, ein defekter Abfluß irgendwo, ein schweres Parfüm, ein Geruch nach würzigen Speisen.
    »Ist jemand da?« fragte er auf englisch.
    Ein seltsames Hotel, war da eigentlich ein Schild über der Tür? Ich habe nicht hingeschaut. Aber Bihari Das hat mir die Adresse gegeben – er muß doch wissen, daß es stimmt. Egal. Nichts hier ist wichtig.
    Nachdem er nun allein war, nachdem er Sadal Bihari Das und seinen unzähligen Freunden entronnen war, wollte sich Slansky ganz seiner Wut und seiner Verzweiflung hingeben. Doch es war seltsam, wie sich diese Gefühle von einem viel unbedeutenderen Ärger verdrängen ließen. Gewiß, er hatte sich unhöflich von Sadals Party entfernt, die eigentlich ihm zu Ehren gegeben wurde, doch bestimmt würde ihm Sadal nicht den bösen Streich spielen, ihn an irgendeinen unmöglichen Ort zu schicken. Mußte er sich ein Taxi besorgen, zurück nach Delhi?
    Eine kleine Nische bildete den Empfang. Ein schwaches Licht brannte dort, doch ansonsten wirkte das Haus wie ausgestorben. Geschlossene Türen ringsum. Die Luft war unbewegt.
    Und in meiner Frau wächst die Welt der Zukunft – ein kleines zusammengerolltes Ding mit winzigen Nägeln und Kiemen, das Haar bildet sich bereits, erste Träume zucken durch seinen Kopf, es soll in einer glücklicheren Welt leben, hofften wir das nicht, o Gordana, mein liebster Schatz?
    Ein Glasperlenvorhang

Weitere Kostenlose Bücher