Neue Zeit und Welt
Höhlenwand belebte ihn. Er vergrub sich im Duft ihrer Haut und ihres Blutes, das ihn im Tiefsten rief.
Sie erstarrte und erschlaffte wieder, als die weiße Härte seines Zahnes die zarte Haut an ihrem Hals eindrückte, dann durchstach. Sie spürte, dass von dort, wie von einem ersten Kuss, Wärme ausging, die zu einem schwarzen Mahlstrom wurde, der sie mit kreiselnden, saugenden Wellen ins Innere hinabriß, so, als sei sie selbst Bestandteil dieser strudelnden, schäumenden See.
In der Ferne kam Wind auf; ein Sturm rückte an.
Kapitel 13
Putsch, beinahe unblutig
I sis saß schnurrend im Schoß der Königin. Die Königin streichelte sie auf eine Art, die Isis als ungeschickt, aber noch erträglich empfand. Die kleine Katze hatte die Nase nah am Bauch der Königin, der mit jedem Tag rundlicher wurde. Dort wuchs etwas, wie Isis wusste – etwas, das auch von Josh war. Es war nicht der Brudergeruch und nicht Josh selbst, aber etwas Ähnliches. Es hatte von Josh etwas an sich.
Sie leckte zweimal am Bauch der Königin, wo er am dicksten war. Die Königin lächelte und streichelte Isis den Kopf.
»Fertig«, sagte Fleur und hielt die Phiole mit bernsteinfarbener Flüssigkeit ans Licht. » Wir sind fertig.«
»Delio nulong abortion gloan tog«, sagte Elspeth und nickte. »Osi gelendis. Die Königin hat Verdacht.« Sie saß in einem Polstersessel, die Zähne zusammengebissen.
»So muss es wohl sein«, bestätigte Fleur. »Sie weigert sich, vom Führungskreis der ENGEL jemanden zu sich zu lassen. Du hast natürlich recht. Das muss Osi übernehmen.« Er trat hinter Elspeth, legte ihr die dünnen, rosigen Finger auf die Schultern und begann sie sanft zu massieren. »Wir segeln auf stürmischem Meer, meine Liebe.«
»Logress«, sagte Elspeth und lehnte sich behaglicher zurück. Sie streckte die missgestaltete Hand nach hinten und berührte Fleurs Körper.
»Leg dich hin, dann gehe ich auf deinem Rücken hin und her«, schlug Fleur vor. »Danach überrede ich den Vampir dazu, das zu übernehmen. Er ist genau wie die anderen, ein eingebildeter Laffe. Viel Geschwätz, aber wenn etwas geschehen soll, heißt es nur: ›Lass Fleur das machen.‹«
Elspeth legte sich auf den Bauch. Fleur ging auf ihrem Rücken hin und her. Elspeth stöhnte zufrieden.
»Olientog«, murmelte sie. »Sag das zu Sire Osi. Olientog orogro dos.«
Isis lag schlafend in der Ellenbeuge der Königin, als diese leise zu ihr sprach.
»Schlaf, kleines Kätzchen, schlaf, wie mein Fötus schläft, Fötus sinnt, kleines Kind, wie du siehst, wie du siehst. Schöner Fötus, träum mir zu, schöner Embryo, schlaf in utero, schön wirst du sein, nicht hässlich klein, nicht wie ich, die keiner will. Nur Kätzchen und Ungebor’ne lieben eine wie mich. Ungeeignet für menschlichen Verkehr, unberührt von Menschenhand – bis auf einmal! Ja, einmal wurde ich berührt, mit Händen und Herz, mein kleines Kanalkätzchen, einmal war ich schön, wie die Rose in mir weiß, so mein Embryo heiß, denn ein Mensch empfand einmal für mich. Joshua hieß er, sein Kind füllt mich aus, Ontogenie wiederholend den Augenblick in Zeit und Raum, als ich nicht die isolierte, verhaßte, verblasste, sublimierte, ventilierte, viel zu dicke, hässliche, einsame, missbrauchte, wahnsinnig große und schrecklich unziemliche Königin war, die ich immer gewesen und wohl immer sein werde, wie du siehst, wie du siehst.«
Bei der Erwähnung von Joshuas Namen öffnete Isis kurz die Augen und hob den Kopf, aber als sie ihn nirgends sah, schlief sie wieder ein. Die Königin ließ ihr raues Lachen hören und redete weiter mit der schlafenden Katze, mit dem Klang vieler Stimmen.
»Einsam sind wir, mein kleiner Hausgeist, du weißt, du bist bei einer verrottenden Hexe, die ich bin, die ich kenne, wie du dich. Einsam in diesem Haus der Sorgen, die sie borgen, nichts als Sorgen, kalt und freudlos, diese heimelige Mutter wird bald nicht mehr allein sein – dieses wird mich befreien aus meiner lebenslangen Nacht zum Morgen meiner Mutterschaft, dem Sorgen meiner langen, leeren, unfruchtbaren frühen Jahre. Sei still, die Blüte reift schon; die Früchte dieser Wehen werden unser trocken und geschmacklos Leben nicht mehr trostlos sehen, Granatäpfel für den sonnvertrockneten Müden, so soll unser keimendes Kind Nahrung sein, wie du siehst, wie du siehst, wie du siehst.«
Isis gähnte und legte sich bequemer zurecht.
»Ihr habt mich gerufen, Hoheit?«
»Fleur, ich bin in den
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