Neue Zeit und Welt

Elektrizität, die sich während eines Sturms in einem Schiff ansammelt. Nur war das kein gewöhnliches Schiff, sondern ein schwimmender Behälter aus Polymer-Quarzglas, und eine seiner wohl weniger bemerkenswerten Eigenschaften bestand darin, dass er eine Ladung – sogar eine starke Ladung – über beträchtliche Zeiträume hinweg speichern konnte, ohne viel davon abzugeben. Der Blitzstrahl befand sich jetzt also im Glas und verlieh ihm ein knisterndes, grünliches Glühen, das den Insassen praktisch blendete.
    Das ging lange so. Das Boot wurde um sämtliche Achsen gekippt, Wellenberge hinaufgezogen, in Wellentäler hinabgeschleudert, verkehrt herum in den tobenden Wind gestemmt, dann von der nächsten Welle klatschend verschluckt. Josh wurde von Wand zu Wand geschleudert, bis er sich durch eine enorme Willensanstrengung, bevor er das Bewusstsein verlor, an der Ruderstange festband.
    Er kam mehrmals kurz zu sich, konnte aber immer nur daran denken, dass er gleich würde sterben müssen. Einmal gab es ein grauenhaftes, mächtiges Knirschen, und Josh war schon überzeugt davon, dass der Rumpf geplatzt sein musste, aber das Polymer hielt viel aus, und der Ruck kam nur vom zersplitterten Ausläufer eines Korallenriffs, gegen den das Boot geworfen worden war.
    Es ging zu wie bei einer schweren Geburt. Der kleine Embryo aus Licht, ein zögernd strahlendes Ei, drängte aus einem schwarzen, strömenden Schoß in das wirbelnde Chaos hinaus. Und die Erde heulte in dieser Nacht wahrhaftig.
    Bis das Kristallschiff langsam – man möchte natürlich sagen, unausweichlich, obwohl das gewiss falsch wäre – von den Strömungen zu den gähnenden Höhlenöffnungen in den Klippen südlich der Stadt getrieben wurde, die als Eingang zu den Tunnels der Bucherei dienten. Eigentlich kein so verwunderliches Ziel – denn es waren die Lage der Kontinentalschelfs, die unerbittlichen tektonischen Stöße und das endlose Drängen eben dieser Strömungen, das für die Entstehung des Höhlensystems überhaupt gesorgt hatte, und dorthin kehrten die Strömungen immer wieder zurück.
    Das Schiff war zwei Meilen von der Küste entfernt, als ein Ausguck der Bucherei es zum ersten Mal als Lichtpünktchen, in der Dunkelheit auf- und abtanzend, entdeckte; manchmal verschwand es auch völlig. Bis das Fahrzeug vom Ufer noch eine Meile entfernt war, hatten die meisten Bücher und Angestöpselten von seiner Annäherung erfahren und starrten aus zahlreichen Spalten und Nischen in den Klippen rund um die Höhlenöffnungen stumm auf das Schauspiel. Es hielt sich dort rund eine Stunde, während der Sturm nachließ, wirbelte dann auf irgendeine Weise aus den Gegenströmungen und steuerte direkt auf den Eingang der Haupthöhle zu, vorwärtsgetragen von riesigen Flutwellen, die an die Klippenwand peitschten, dass es in sämtlichen Tunnels widerhallte.
    Die wartenden Menschen waren allesamt bewaffnet, obgleich sie kaum wussten, was sie zu erwarten hatten. Niemand hatte schon je eine schwimmende, leuchtende Kugel wie diese gesehen, nicht einmal Jasmine, die schon so lange auf der Welt war und vieles kannte, nicht einmal Ollie, der einmal Pirat gewesen war, oder auch Aba, der sich trotz seiner Herkunft als Vampir von hoher Bildung erwies.
    Als das schillernde Ding noch fünfzig Meter entfernt war, wurde es von einer Riesenwelle gepackt und an die Klippe geschleudert. Es gab einen gewaltigen Krach, als ein Teil der Felswand zerbröckelte, begleitet von einem ungeheuer lauten Zischen, da ein Teil der gespeicherten Elektrizität im Rumpf des Bootes geerdet wurde, so dass die Grellheit des Lichts nachließ. Die Angestöpselten duckten sich bei dem Geräusch, denn es war der Laut Der Schlange.
    Das Fahrzeug hämmerte eine ganze Weile an dem Gestein rund um die Höhlen herum – bei jeder Berührung entstand das Zischen und Knistern entweichender Elektronen, während das Leuchten im Schiffsrumpf immer mehr nachließ. Alle Zuschauer – vor allem die Angestöpselten, die sich so lebhaft an das Fauchen des Schlangengottes erinnerten, der ihre Anschlüsse gelöst hatte – starrten gebannt auf diese tanzende, leuchtende Murmel. Am Ende war die ganze statische Elektrizität verbraucht, und sie konnten den hohlen Glasbehälter wahrnehmen, aus dem das Boot bestand, bis eine Welle das Fahrzeug endlich in eine Höhlenöffnung beförderte und alle Bücher und Angestöpselten hinunterrannten, um sich das genauer anzusehen.
    Mit aufgeregtem Stimmengemurmel wurden Lichter überall