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Neugier ist ein schneller Tod - Neugier ist ein schneller Tod - A Mortal Curiosity

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Autoren: Ann Granger
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Sir, dass Sie so etwas tun würden!«
    »Danke für Ihr Vertrauen, Sergeant.«

15. KAPITEL
    Inspector Benjamin Ross
    Obwohl ich sicher war, dass Beresford eine ausgezeichnete Küche führen würde, verspürte ich einen gewissen Neid auf Morris mit seinem gekochten Schinken und dem Rosinenkuchen in der Ungestörtheit des Nebenzimmers. Er konnte essen und sich dabei völlig zwanglos geben. Auch wenn Beresford den Anschein erweckte, ein anständiger Bursche zu sein, so stand ich doch im Begriff, mit dem örtlichen Landjunker zu speisen.
    Das Esszimmer jedoch, als wir den Raum betraten, stellte eine mächtige Überraschung dar.
    »Gütiger Himmel!«, rief ich unwillkürlich aus. »Das ist eine mächtig beeindruckende Sammlung!«
    Die Wand über dem Kamin auf der gegenüberliegenden Seite war vollgehängt mit Dolchen, Schwertern, Messern und anderen kleinen Waffen. Nicht wenige davon sahen sehr alt aus.
    »Ach, das«, sagte Beresford achtlos. »Meine Haushälterin sagt, dass sich die Magd jedes Mal beschwert, weil sie auf eine Leiter steigen muss, um alles abzustauben. Aber ich kann sie nicht abnehmen. Sie repräsentieren auf ihre eigene Weise die Geschichte der Familie. Mein Onkel, Sir Henry Meager, hat eine ähnliche Sammlung, allerdings noch weit umfangreicher. Die Beresfords und die Meagers sind seit Jahrhunderten durch Heirat verbunden. Die Meagers schicken ihre jüngeren Söhne ausnahmslos zur See. Wir Beresfords hingegen sind alle ohne Ausnahme Landratten! Eine Menge der Dinge, die Sie dort sehen, sind Zeugnisse dieser familiären Verbindung.«
    »Ich frage mich …«, begann ich zögernd.
    Doch er war mir bereits voraus. »Sie fragen sich, ob vielleicht zufällig ein Stück verschwunden ist? Ich kann Ihnen versichern, sie sind alle da und alle an ihrem Platz. Glauben Sie mir, ich bin nach Hause gerannt – nachdem ich diesen Brennan tot mit einem Messer im Hals im Garten der Schwestern Roche liegen gesehen habe – und habe alles genau überprüft! Ich wollte ganz sicher sein … Sie werden dies wahrscheinlich merkwürdig finden …« Er brach stammelnd ab.
    Jetzt war ich an der Reihe, seine Gedanken zu lesen. »Sie hatten gehofft, dass ein Dieb einen Dolch aus Ihrer Sammlung entwendet hatte und die Waffe in Brennans Hals nicht aus der Eingangshalle von Shore House stammt.«
    »Selbstverständlich hatte ich das! Ich hatte darum gebetet!«, erwiderte er leise, doch mit bebender Stimme. »Nicht, dass sie unbedingt von hier kam, sondern von irgendwo, nur nicht von dort!«
    Er gewann seine Kaltblütigkeit zurück und begegnete meinem Blick mit Gelassenheit, als er ironisch hinzufügte: »Sie sehen, ich lege meine Karten offen auf den Tisch, Inspector Ross.«
    Das tat er, und ich wusste seine Offenheit zu schätzen. Doch ich fragte mich zugleich, wie genau Beresford jedes einzelne Stück aus seiner Sammlung kannte und ob er genau wusste, an welcher Stelle an der Wand es seinen Platz hatte? Würde er beispielsweise bemerken, dass einige Messer umarrangiert worden waren, um eine Lücke zu verbergen?
    Ich blickte mich im Zimmer um. Der Esstisch war nicht sehr groß. Das war gut so, denn mein Gastgeber und ich saßen einander an den Kopfenden gegenüber. Es erschien mir als eine alberne Konvention – wie soll man sich über eine lange Tafel aus poliertem Rosenholz hinweg vernünftig unterhalten? Aber vielleicht diente es einem Zweck. Es schuf Distanz zwischen uns, und Distanz verhindert zu starke Vertraulichkeit. Hatte Beresford überlegt, dass ich ihn auf diese Weise nicht so leicht verhören konnte, ganz gleich wie freundlich? Wie dem auch sei, er hatte mich meiner besten Chance beraubt. Doch nicht jeder Chance – ein Polizist ist immer ein Polizist, selbst wenn er nicht im Dienst ist, wie Lizzie zweifellos als Erste bereitwillig einräumen würde.Früher oder später musste ich mit Beresford über das reden, was sich auf dem Grundstück seiner Nachbarinnen ereignet hatte, und dieser Abend war und blieb die beste Gelegenheit dazu.
    Unsere relative Position zueinander verschaffte mir die Möglichkeit, Beresford unauffällig zu beobachten.
    Er war Mitte dreißig, besaß kurz geschnittenes hellbraunes Haar und einen breiten Unterkiefer. Seine Nase war kurz und seine Gesichtsfarbe rötlich. Später im Leben, wenn er Gewicht zugelegt hatte und nicht mehr so athletisch war, würde er sich wahrscheinlich in einen richtigen John Bull verwandeln. Heute jedoch war er gut gebaut und unübersehbar an ein Leben im Freien

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