NeuGier
ist einfach ein Haus, das ich gekauft habe, um es zu restaurieren und dann wieder zu verkaufen.«
»Also hast du die Party veranstaltet?«
»Jepp.« Er streichelte über Kates Arm. »Ich finde Karneval zwar ganz amüsant, aber die Party war eigentlich nur eine spontane Idee, um dich dazu zu bringen, als Krankenschwester verkleidet hier aufzutauchen.«
Kate musste lachen. »Nicht dein Ernst! Wann hattest du die Idee?« Sie wandte den Kopf, um ihn anzusehen. Er erwiderte ihren Blick und schmunzelte dabei.
»Heute Morgen. Als ich dir die Frage gestellt habe.«
»Und die ganzen Leute … kennst du die alle?«
»Nein. Ich habe eine paar Freunden Bescheid gesagt und sie gebeten, ein paar Freunde mitzubringen, die wiederum ihre Freunde einladen sollten …«
»Du bist verrückt!«
Jackson schnaubte, war aber noch immer amüsiert. »Da lege ich allergrößten Wert drauf, für verrückt gehalten zu werden. Wer ist schon gern normal?«
Schweigend betrachteten sie sich. Schließlich drehte Kate den Kopf zurück und schloss die Augen. »Ich werde mich gruseln, hier allein zu sein«, flüsterte sie.
Jackson strich ihren Arm hinab bis zu ihrer Hand und verschränkte seine Finger mit ihren. »Dann bleibe ich, bis du eingeschlafen bist.«
Sieben
Auf der Heimfahrt im Taxi war Jackson gedanklich noch immer bei Kate. Sie hatte behauptet, auch nicht einschlafen zu können, wenn er wartete, und war es dann dennoch.
Wenn sie schlief, war sie sogar noch hübscher. So entspannt und fein waren ihre Züge dann. Als er eine der glatten, blonden Strähnen aus ihrem Gesicht gestrichen hatte, hatte er gelächelt, dieser unwiderstehliche Mund. Von ihrem Anblick verzaubert, hatte er noch eine Stunde gewartet, war sichergegangen, dass sie tief schlief, dann hatte er seinen Arm unter ihr vorgezogen und war aufgestanden. Ein Teil von ihm wäre schon sehr gern bei ihr geblieben, doch ein anderer Teil – derjenige, der von der Vernunft geleitet wurde – bestand darauf, dass das nicht gut wäre. Auch wenn er Lust hatte, Kate nächtelang zu vögeln.
Sie war heiß und begehrenswürdig, und in mancher Hinsicht so herrlich widersprüchlich. Sie war schüchtern und doch mutig. Sie hatte ihre Prinzipien, doch die schienen frei von Tabus. Sie war zu einhundert Prozent feminin, aber ohne weibliches Gezicke, Gejammer oder Genörgel. Sie stellte keine Fragen, keine Ansprüche und machte doch klar – ohne ein Wort, allein durch ihre Art – dass man ihr zum einen nichts vormachte und dass ihre Messlatte zum anderen verdammt hoch hing. Außerdem erzählte sie ihm nicht ihr Leben.
Was er von ihr wusste, ließ sich an einer Hand abzählen. Genau so fand Jackson es optimal. Informationen über ihr Lieblingsessen, ihre Freunde, wo sie wann studiert oder gelernt hatte, die taten nichts zur Sache; die machten die Stunden, die sie miteinander verbrachten, weder besser noch schlechter. Wie sie lebte, wo sie herkam – das interessierte ihn nicht. Ob sie in einer Beziehung war, darüber hatte er zwar schon nachgedacht, doch die Frage so wenig gestellt, wie sie ihn danach gefragt hatte, denn nicht einmal das war von Belang. War sie in keiner Beziehung, okay. War sie in einer, auch okay – allerdings musste er dann nicht erfahren, warum sie sich auf ihn einließ. Nicht weil er rücksichtslos war, sondern weil es ihr Ding war und ihr Leben.
Was er empfand, wenn er mit ihr schrieb, sprach oder bei ihr war, das hatte er lange nicht empfunden: Faszination – für sowohl ihre Ausstrahlung und ihr Wesen als auch ihren Geist. Außerdem ahnte er, dass sie beide in Sachen Sex in derselben Klasse spielten, die gleichen Erwartungen stellten und ganz ähnliche Vorlieben pflegten, die auf identische Weise Befriedigung fanden.
Zuhause angelangt, duschte Jackson und fiel todmüde ins Bett. Sein letzter Gedanke galt Kate.
***
Jacksons erster Gedanke beim Aufwachen galt ebenfalls Kate. Er rollte sich auf die Seite, blinzelte gegen die Morgensonne und angelte sein Telefon vom Nachtschrank. Natürlich hatte sie nicht geschrieben. Natürlich erwartete sie, dass er sich meldete, nach der gemeinsam verbrachten Nacht. Es war bereits elf Uhr.
Auf seine Erkundigung schrieb sie, dass sie wieder zu Hause war und den Schlüssel, wie gewünscht, in den Postkasten geworfen hatte.
Jackson beließ es dabei. Er stand auf, machte sich Kaffee und trank ihn auf der Terrasse seines Appartements, von wo aus man einen Teil von San Francisco bis hin zur Golden Gate Bridge und den State
Weitere Kostenlose Bücher