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Neuland

Neuland

Titel: Neuland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eskhol Nevo
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sie anfing, mitJungs zu schlafen, und dachte, kaum zu glauben, dass wir zum Schluss nicht miteinander geschlafen haben.
    Er telefonierte nach Hause, wollte Neta sprechen und sagte ihm, Junge, ich komme bald nach Hause, ich bin gleich da, und er versprach, ich hab auch ein Geschenk von Opa für dich.
    Sie holte ihr Telefon aus der Tasche, um mit Ejtan zu reden, drückte es sich lange an die Brust und schickte ihm zum Schluss nur eine SMS.
    Am Gate trafen sie sich wieder. Jeder mit seinen eigenen, versiegelten Tüten in der Hand.
    Sollen wir einsteigen?, fragte Dori.
    Ich warte gern bis zum letzten Moment, sagte sie und setzte sich hin. Du kannst aber schon einsteigen, wenn du willst.
    Er setzte sich neben sie, stellte die Tüten zwischen seine Beine und nahm ihre Hand.
    Zusammen schauten sie auf die Schlange der Fluggäste, die langsam kürzer wurde. Bis nur noch sie beide übrig waren.
    Inbar, du verpasst noch deinen Flug.
    I know. Sie lächelte, blieb sitzen, breitete die Arme über die beiden Lehnen neben sich und fragte sich, ob er die Anspielung auf Before Sunset verstand. Im Film war es Julie Delpy, die zu Ethan Hawke, verheiratet mit Kind, sagte, dass er noch seinen Heimflug verpassen würde, und er war es, der ihr antwortete, I know , und die Arme auf dem Sofa in der Wohnung in Paris ausbreitete.
    Komm, sagte Dori und reichte ihr die Hand.
    Sie nahm sie und zog ihn ein bisschen zu sich.
    Für einen kurzen Moment zogen sie beide, jeder in seine Richtung, bis sie nachgab, aufstand und mit ihm ging.

Nessia
    dagegen blieb in Neuland und wartete auf den Wandernden Juden Jamili, bis der auf seinem Pferd aus den Dörfern zurückkam.
    Hi Ness, sagte er, als er sie sah. Hi, antwortete sie, und dann gingen sie zu seinem Zimmer, zogen einer dem andern die Stiefel aus und schliefen miteinander
    und immer wieder
    immer wieder
    immer wieder
    denn wo sollten sie hin mit dieser ganzen sexuellen Spannung.
    Nach der Zigarette danach fragte er: Kommst du mit mir mit? Und sie sagte: Natürlich. Und er stellte klar: Ich habe nicht gesagt, wohin. Und sie lächelte und sagte: Deshalb.
    Und sie packten ihre Sachen und zogen weiter, an einen anderen Ort, in eine andere Zeit. Ein Paar wandernder Juden.

Inbar und Dori
    sprachen auf dem Flug nicht viel.
    Beim Start und über Buenos Aires waren sie noch ineinander verschränkt, die Hände, die Finger. Danach verteilten die Flugbegleiter Zeitungen vom Vortag mit Bildern des Krieges. Inbar erkannte einige zerstörte Häuser in Haifa und erschauderte. Dori betrachtete die Kolonnen von Reservesoldaten auf dem Weg nach Norden und überlegte, wie lange er es sich erlauben konnte, zu Hause zu sein, bevor er sich bei seiner Einheit melden würde. Wenigstens musste er Neta sehen, plötzlich war er ganz verrückt nach ihm, so sehr, dass ihm schon das Zwerchfell schmerzte, er musste ihn umarmen, mit ihm Taki spielen, ihn dafür entschädigen, dass er ihn so lang allein gelassen hatte, dafür, dass er es genossen hatte, sich ein bisschen von ihm zu erholen. Aber wäre es nicht vielleichtbesser, wenn er direkt zu seiner Einheit führe, um den Jungen nicht mit einem erneuten Abschied noch mehr verrückt zu machen? Verdammte Scheiße, woher sollte er wissen, was in diesem Moment richtig war? Wie schwierig war das Elternsein, von dem er drei Wochen unbezahlten Urlaub genommen hatte.
    Ohne es zu merken, lösten er und Inbar sich voneinander. Sie klappten die Armlehne zwischen ihren Sitzen herunter. Versanken ein jeder in seiner Sorge und Not. Danach wurde ein Film gezeigt, ausgerechnet: Der Soldat James Ryan, als sei der Krieg nicht schon genug, der die Passagiere zu Hause erwartete. Beide nahmen einige Minuten nach Filmbeginn die Kopfhörer ab. Sie schlief an seiner Schulter ein. Das schon. Und er neigte seinen Kopf zu ihrem, jedoch eher aus Müdigkeit wie ein Schausteller auf dem Jahrmarkt, am Ende eines langen Tages, als um der angenehmen, süßen Nähe willen.
    Als er über dem Atlantik eingeschlafen war, schreckte ihn plötzlich ein Albtraum auf: Aus Netas Brust wuchs auf der linken Seite ein schöner, winziger Ölbaum, und er wusste nicht, was tun. Man konnte den Jungen doch nicht so in den Kindergarten lassen, mit einem winzigen Ölbaum in der Brust. Andererseits, wer garantierte ihm, dass er nicht auch Haut und Herz mitentwurzelte, wenn er ihn herausriss. In seiner Panik suchte er im Arzneischränkchen nach einer Salbe zur Behandlung winziger Ölbäume, die aus der Brust wachsen, und fand sie

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