Neulandexpedition (German Edition)
schaffte, fünf Minuten meine Hände bei mir zu behalten und dieser Zeitraum war schon lange überschritten.
Also verschränke ich unsere Finger miteinander, sah ihn dabei allerdings nicht an. Insgeheim war ich nämlich doch auf seine Erklärung gespannt, oder zumindest auf den Versuch. Wenn der Mann verlegen war, war er zum Anbeißen.
Als Alwin uns vor meinem Haus aussteigen ließ, kabbelten sich die beiden immer noch. Kopfschüttelnd ging ich zur Haustür und schloss auf.
„Und mit Elias ist jetzt alles in Ordnung?“, erkundigte Jo sich noch einmal. Dabei hatte ich ihm dies schon vorhin versichert. Gleich, nachdem Elias und ich uns wieder zu den anderen in die Küche gesellt hatten.
„Ja, er war nur enttäuscht und hat versucht, mich davon zu überzeugen, dass eigentlich er meine große Liebe ist. Ich hab ihm gesagt, da hätte er früher den Mund aufmachen müssen. Das wird jetzt eine harte Zeit für ihn, aber er wird drüber hinwegkommen.“
„Hm“, machte er nur und ging nicht weiter darauf ein. Ein klares Zeichen, dass er mit den Gedanken eigentlich ganz woanders war. „Was Sandra da angesprochen hat, ich meinte das nicht so“, begann Jo schließlich, sobald wir in meiner Wohnung waren. Na bitte, manchmal war er so leicht zu durchschauen. Ich hatte mit nichts anderem gerechnet.
„Meike fing nur wieder damit an, dass Rike ja ach so schön sei und was für ein ungleiches Paar ihr abgegeben habt“, fügte er hinzu, und klang dabei, als glaube er davon kein Wort. Es entsprach allerdings der Wahrheit.
„Damit hat sie ja auch recht“, bestätigte ich daher ungerührt und goss uns jeweils ein Glas Apfelsaft ein. Abfällig schnaubte Jo. Ach ja, ein Thema, das bei ihm auf der Eifersuchtsliste ganz oben stand.
„Als ob es darauf ankommt.“
„Also hab ich dich mit meinem Charme und großem Herz verzaubert?“, wollte ich wissen.
„Nein, mit deiner schillernden Persönlichkeit hättest du mich fast in die Flucht geschlagen. Denn wenn ich dich daran erinnern darf, hab ich dir schon gesagt, dass ich mich sofort in dich verliebt habe“, er kam auf mich zu und drängte mich sacht geben die Küchenzeile. „Ich find' das Gesamtpaket so unwiderstehlich.“ Sein Blick ließ mich schwer schlucken. Das mit dem Verführer hatte er verdammt gut drauf. Junge, Junge, auf was hatte ich mich da bloß eingelassen? Mein armes Herz!
Kapitel 21
Johan
Donnerstage waren grässlich. Schon zu Schulzeiten hatte ich sie verteufelt. Doppelstunde Latein sowie Sport und Physik. Heute sah es nicht besser aus, denn Donnerstage bedeuteten, dass ich Bjorn nicht sah. Jeden Donnerstag traf der sich nämlich mit seiner Lerngruppe und hatte ergo keine Zeit für mich.
Das hatte ich früher schon gehasst. Jetzt, wo wir zusammen waren, war es noch schrecklicher. Zudem würde er sich danach mit Elias treffen. Alleine, als Wiedergutmachung und damit der sich nicht vernachlässigt fühlte. Ich wusste, dass Eifersucht fehl am Platz war, und doch...
Um mich irgendwie abzulenken und nicht ständig auf die Uhr zu starren, wann er wieder zu Hause wäre und ich ihn zumindest noch anrufen konnte, schob ich eine der DVDs in meinen Laptop, die ich am Wochenende ausgeliehen hatte. Wäre schließlich dumm, die Dinger nicht zu gucken, wenn sie schon hier herumflogen. Außerdem hoffte ich, dass meine Kopfhörer Donovans Gefiedel dämpfen würden.
Am Samstag fand ich den Film noch lahm, was wohl doch an der Ablenkung neben mir gelegen hatte. Wie ich jetzt bemerkte, war er aber gar nicht so schlecht. Viele Explosionen, viel Gemetzel, viel Blut. Genau das Richtige.
Daher zuckte ich auch zusammen, als sich plötzlich das Sofa neben mir senkte. Überrascht sah ich zur Seite und erstarrte – Meike saß neben mir. Wie war die denn hier hereingekommen?
Schnell nahm ich die Kopfhörer ab und stellte den Laptop zur Seite. Ihr Lächeln war schüchtern, ihr Outfit bei weitem nicht. Ein enges T-Shirt mit tiefem Ausschnitt und einen verdammt kurzen Rock.
Oh Shit, ich ahnte Schreckliches und wäre am liebsten aufgesprungen, um soviel Platz wie nur möglich zwischen uns zu bringen, riss mich aber zusammen, denn so unhöflich wollte ich dann doch nicht sein. Vielleicht war sie auch nur hier um ... um ... Ich hatte keine Ahnung.
Ihr Auftauchen erstaunte mich, dass sie es ausgerechnet heute tat, weniger. Dieser Zeitpunkt war garantiert nicht zufällig gewählt. Denn obwohl Meike sich die Woche nicht bei der Clique hatte blicken lassen, bezweifelte
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