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Neulandexpedition (German Edition)

Neulandexpedition (German Edition)

Titel: Neulandexpedition (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nico Morleen
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brav.“
    Auch damit hatte er recht. Wir hatten uns in der ganzen Zeit nicht ein Mal berührt – aus gutem Grund.
    „Wenn ich dich anfass', kommen wir echt zu spät“, gab ich zurück.
    Unschuldig guckend pikste er mich daraufhin in den Oberarm. „Oh ups.“
    Ich gab ein Knurren von mir und zog ihn an mich. Die Anderen erwarteten eh nichts anderes von uns, und wir hatten immerhin einen Ruf zu verteidigen.
     
    ***
     
    Außer Atem kamen wir daher gut zwanzig Minuten zu spät zum verabredeten Weihnachtsmarktbummel. „Sorry, wir ...“, keuchte ich und Sandra winkte ab.
    „Wollen wir gar nicht so genau wissen“, meinte auch Rony, der bereits eine Tüte gebrannte Mandeln in Händen hielt.
    „Schade, ich wollte dir gerade einen detaillierten Bericht über-“, begann ich und er unterbrach mich, indem er sich die Ohren zuhielt und laut „Lalala“, sang. Wir lachten und auch er grinste. „Außerdem seid ihr gar nicht zu spät.“
    Verwirrt sah ich auf meine Uhr. „Ähm ... “
    „Nein, genau pünktlich“, stimmte Elias zu und klaute sich eine Mandel.
    „Wir haben euch eine falsche Zeit gesagt“, meinte Alwin ungerührt und Jo und ich starrten ihn an. „Ihr kommt immer zu spät“, zuckte er die Schultern.
    Jo wurde rot und ich blies gespielt empört die Backen auf und ließ die Luft dann wieder entweichen.
    „Na, wo du recht hast“, gab ich schief grinsend zu und er schlug die Hände zusammen.
    „Halleluja, er gibt es zu.“
    „Ey, jetzt komm. Ich bin sehr einsichtig“, behauptete ich und nun lachte er wirklich schallend los. Vielleicht sollte ich doch ernsthaft sauer sein? 
    „Das bemängelt der Richtige“, zwitscherte Sandra zuckersüß und stolzierte an ihrem Freund vorbei. Dieser folgte ihr auf dem Fuße, denn das ließ Alwin nicht auf sich sitzen.
    Auch wir anderen machten uns nun auf den Weg und so erkundeten wir gemeinsam den Markt. Aßen zu viel, zu süß, zu fett, doch es war egal. Die Stimmung war ausgelassen und trotz der einen oder anderen Kabbelei harmonisch.
    Eine Zeitlang hatte ich schon befürchtet, das alles würde zerbrechen.
    Der Sommer war turbulent und ereignisreich gewesen. Er hatte mein Leben und auch das der Anderen gehörig auf den Kopf gestellt. Hatte unsere Clique verändert, wie nicht zuletzt die Neubesetzung an Larissas Seite zeigte.
    Sie schlenderte nicht weit von uns, bei Cosmo untergehakt, durch die Menge. Er tat ihr gut, er tat uns allen gut, selbst Elias. Auch wenn dieser das wohl gar nicht bemerkte, geschweige denn, jemals zugeben würde. Lieber verweilte Elias hartnäckig auf seinem Anti-Cosmo-Posten. Etwas anderes hätte ich von ihm aber auch nicht erwartet.
    Meike war, wie sie es geplant hatte, vor fast zwei Monaten nach Italien gegangen. Jo und ich waren nicht mit am Bahnhof gewesen, um sie zu verabschieden. Es wäre geheuchelt gewesen und das wollten wir uns allen ersparen.
    Von Elias erfuhr ich später, dass nur Larissa und er selbst dort gewesen waren. Rony hatte kein freibekommen und Alwin und Sandra waren immer noch zu sauer auf Meike.
    Ab und zu kamen Mails von ihr, so wie manche Leute flüchtigen Bekannten Postkarten schickten. Insgeheim hatte sie wohl den Anderen nie verziehen, dass sie mehr auf unserer als auf ihrer Seite standen.
    Es war traurig, dass unsere Freundschaft so zu Ende ging, aber vielleicht besser. Nur für Larissa war es bitter.
    Rike war nach ihrem Besuch nicht zurück nach Essen gekommen. Was sowohl Jo wie auch Cosmo nicht unbedingt bedauerten. Insgeheim hatten sie wohl einen Wir-mögen-Rike-nicht-Club gegründet. Noch eine Gemeinsamkeit mehr, neben ihrer Vorliebe für süße Cocktails, ihrem Frisurentick und meiner Wenigkeit. Aber auch sonst hatten sich die beiden angefreundet und Cosmo konnte einen neuen Stammkunden in seinem Salon verzeichnen.
    Mittlerweile beruhigte sich unser Leben wieder und zum ersten Mal, seit ich denken konnte, freute ich mich sogar auf Weihnachten, denn Johan und ich würden es zusammen verbringen.
    Dabei hatte es zuerst gar nicht danach ausgesehen. Schließlich wäre es logisch gewesen, dass er nach Hause fuhr, um die Feiertage bei seiner Familie zu verbringen.
    Schön mit allem Drum und Dran: Gänsebraten, Klöße, Rotkohl, dabei mit Weihnachtsmusik bedudeln lassen, hinterher die Bescherung und vielleicht noch einem Verdauungsspaziergang im Schnee und anschließendem Kirchenbesuch.
    Jedenfalls stellte ich mir so ein normales Weihnachten vor – eine wirkliche Ahnung davon hatte ich aber nicht.

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