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Neumond: Kriminalroman (German Edition)

Neumond: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Neumond: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Larcher
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sein Sitznachbar gerade gesagt oder welche Sprache er gerade gesprochen hatte (er tippte auf Schweizerdeutsch), darum lächelte er einfach und nickte. »Herrlich«, wiederholte er und meinte es aus vollem Herzen. Die Sonne schien ihm ins Gesicht, und mit dem Wissen, sich gleich auf der Piste nicht zum Deppen machen zu müssen, konnte er die Fahrt völlig unbeschwert genießen. Er lehnte sich zurück und genoss die Aussicht, die aus verschneiten Wäldern, einem zugefrorenen Bergsee und einer alten Burgruine bestand. Unter ihm zogen Skifahrer ihre Bahnen über frisch präparierte Pisten, und einmal glaubte er sogar, Nina, Leander und Valerie entdeckt zu haben. Er winkte euphorisch und brachte damit den Sessel zum Wackeln, was dem Pensionärspärchen ein erschrecktes »hui« entlockte.
    »Verzeihung«, sagte er, lehnte sich wieder zurück und atmete die gute Bergluft ein, die so frisch und sauerstoffreich war, dass er sie am liebsten gar nicht mehr ausgeatmet hätte. Skiurlaub ohne Skifahren konnte richtig schön sein.
    »Uf Wiederluege«, rief das alte Paar, als sie die Bergstation erreichten, und stürzte sich erstaunlich agil die Piste hinunter.
    »Was auch immer«, sagte Morell, winkte ihnen nach und machte sich auf den Weg in Richtung Hexenkessel. Dafür musste er am Pistenrand entlang gehen, was sich als gar nicht so ungefährlich erwies. Nachdem er zweimal fast über den Haufen gefahren worden wäre, entschied er, dass es sicherer war, von der Piste runter zu gehen, was ihn vor ein neues Problem stellte: Hier war der Schnee so hoch, dass er in seine Schuhe drang und seine Socken durchnässte. »Kruzifix«, schimpfte er, stapfte aber tapfer weiter.
    »Was macht der Mann da?«, rief ein Junge aus einer Gruppe Kinder, die an ihm vorbeifuhr.
    Morell schenkte ihnen einen genervten Blick, als er realisierte, dass es genau jene Kinder waren, die ihn vorgestern nach einem seiner vielen Stürze ausgelacht hatten.
    »Der sucht wohl Schneeblumen«, antwortete der Lehrer und lachte.
    »Der Schmäh hat auch schon einen Bart«, rief Morell und merkte, wie seine gute Laune langsam dahinschmolz.
    Und was am Ende der mühsamen Schneewanderung von seiner Hochstimmung noch übrig geblieben war, wurde beim Eintritt in den Hexenkessel endgültig vertrieben. Sollte es seit dem Rausschmiss des Juniors irgendwelche Veränderungen gegeben haben, war davon absolut nichts zu merken. Die Luft roch immer noch nach abgestandenem Rauch und Frittierfett, die Musik war eine Zumutung, und das Publikum bestand zum größten Teil aus Angetrunkenen.
    »Ich suche Sepp Rainer Senior. Ist der hier irgendwo?«, wandte Morell sich an einen jungen Mann, der hinter der Bar arbeitete.
    »Momentschen bitte.« Der junge Mann studierte das Etikett einer Flasche, schenkte deren Inhalt dann in kleine Schnapsgläser und reichte sie einer Gruppe junger Männer. »Wat wollten Sie?«, kam er auf Morell zurück.
    »Ich suche …«
    »Zur Mitte, zur Titte, zum Sack – zack zack«, grölte die Männergruppe so laut, dass Morells Worte völlig untergingen.
    »Meine Güte«, sagte er. »Und dabei ist es noch nicht einmal Mittag. Könnt ihr kurz mal leise sein?«
    »Jetzt sei doch nicht so«, rief einer. »Mach dich mal locker und trink einen mit.« Er wandte sich an den Barkeeper. »Eine Runde Klopfer auf mich.«
    »Klopfer?« Der junge Kerl wirkte ratlos.
    »Wo ist denn jetzt der Seniorchef?«, gab Morell nicht auf. Die Frage erübrigte sich, denn er entdeckte Rainer Senior, der gerade aus der Küche kam und ein Bierfass vor sich herrollte.
    »Herr Rainer.« Morell musste fast schreien, um den Geräuschpegel zu übertönen. »Kann ich Sie kurz sprechen?«
    »Das ist jetzt ganz schlecht.« Rainer Senior stellte das Bierfass hinter die Theke und deutete auf den Gastraum. »Sie sehen doch: Die Bude platzt aus allen Nähten, und ich habe alle Hände voll zu tun. Können Sie nicht ein anderes Mal kommen?«
    »Leider nein. Es wird auch nicht lange dauern. Können wir uns irgendwo in Ruhe unterhalten?«
    Der Wirt wischte sich ein paar Schweißtropfen von der Stirn. »Na gut, dann gehen wir schnell ins Büro, aber wirklich nur ganz kurz.«
    Morell folgte ihm und atmete auf, als er die Tür zum Gastraum hinter sich schloss.
    »Schießen Sie los«, drängte Rainer, noch bevor sie sich hingesetzt hatten. »Wenn ich nicht zuschaue, baut der neue Barkeeper nur Mist. Piefke. Was Besseres war auf die Schnelle nicht aufzutreiben. Kann ein Flügerl nicht von einem Rüscherl

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