Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Neun Tage Koenigin

Neun Tage Koenigin

Titel: Neun Tage Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Meissner
Vom Netzwerk:
konnte sie ja nicht ganz direkt ausfragen.
    „Edward hat gefragt, wie ich denn das Interesse des Königs geweckt hätte, und seine Frage klang so … als wäre er eifersüchtig, Lucy.“
    „Vielleicht war er das ja auch tatsächlich.“
    Sie lächelte, wodurch die kleine rote Wunde an ihrem Kinn breiter wurde. Sie berührte die Stelle, schien sich dessen aber gar nicht bewusst.
    „Und?“, fragte ich weiter.
    „Ich habe ihn daran erinnert, dass der König und ich Cousin und Base zweiten Grades sind. Und er würde doch sicher nicht den König um die Zeit beneiden, die dieser mit seiner Base verbringt.“
    „Gut gemacht“, erwiderte ich munter.
    Jane drehte ihren Kopf zu mir um. „Und dann hat er zu mir gesagt: ,Vielleicht habt Ihr und Euer Cousin zweiten Grades ja über seine anstehende Heirat mit Prinzessin Elisabeth von Valois gesprochen?‘“
    „Hat er das denn?“
    „Ja, das hat er wirklich! Und ich habe gesagt, dass ich nicht befugt sei, Einzelheiten meines persönlichen Gespräches mit dem König weiterzugeben!“
    Ich lachte. „Ihr seid so schlau, Mylady.“
    Sie wandte sich wieder von mir ab, lächelte, und ich fuhr mit dem Bürsten fort.
    „Es ist wahr“, sagte sie, nachdem sie eine Weile geschwiegen hatte. „Es ist wahr, dass der König die französische Prinzessin heiraten wird. Das hat er mir selbst erzählt.“
    Es war unmöglich einzuschätzen, was sie von diesen Plänen hielt. „Und, sind Mylady mit dieser Regelung zufrieden?“
    „Ich mag meinen Cousin, ich meine, den König. Aber ich glaube nicht, dass ich ihn heiraten würde, wenn ich selbst die Entscheidung zu treffen hätte. Ich hege nicht den Wunsch, Königin zu werden. Und er ist … so ungeduldig. Ich glaube auch nicht, dass er sich besonders viel aus Büchern und Lernen macht wie ich. Er beschäftigt sich nicht mit den vielen Schriften der neuen Religion. Wir konnten kaum ein gemeinsames Gesprächsthema finden.“
    „Vielleicht ist er ja mit den Angelegenheiten der Krone so beschäftigt, dass er gar nicht die Zeit und Muße hat, all die Bücher zu lesen, die Ihr lest.“
    Einen Moment wirkte sie nachdenklich. „Wahrscheinlich.“
    Wieder Schweigen.
    „Mit Edward Seymour war es anders“, fuhr sie dann fort.
    „Wie meinen, Mylady?“
    „Wir hatten vieles, worüber wir reden konnten. Ich war traurig, als die Musik aufhörte und der Tanz zu Ende war. Ich bin wieder zum König zurückgegangen und habe erneut versucht, ein Gesprächsthema zu finden.“
    „Ich verstehe. Also habt Ihr und der König nicht viele Worte gewechselt?“, fragte ich.
    Sie nickte.
    Ich beugte mich zu ihr hinunter und flüsterte: „Dann werdet Ihr ja der Marquise kaum etwas zu berichten haben!“
    Da brach Jane in ein heftiges Lachen aus, so süß und kindlich und so heftig, dass ihr die Tränen die Wangen hinunterliefen und auf den dunkelroten Spuren der Wut ihrer Mutter landeten.
    Nicht einmal vierzehn Tage später begann dann das Schweißfieber, die Straßen und Paläste von London heimzusuchen – Paläste und Bauernhöfe gleichermaßen.
    Jane sah den König nicht noch einmal wieder, aber auch Edward Seymour nicht, bevor der Marquis schließlich davon überzeugt werden konnte, seine Familie in Bradgate vor der Krankheit in Sicherheit zu bringen.
    Mylady hatte nichts zu mir gesagt, aber ich wusste, dass sie sich fragte, wann sie den jungen Seymour wiedersehen würde. In Bradgate schienen London und alles, was damit zu tun hatte, sehr weit weg.
    Aber nicht lange nach unserer Ankunft in Bradgate erhielten wir Nachrichten, die für den Haushalt der Familie Grey alles verändern sollten.
    Die beiden Halbbrüder der Marquise, zwei junge Söhne ihres verstorbenen Vaters, des Herzogs von Suffolk und seiner zweiten Frau, waren innerhalb weniger Stunden beide am Schweißfieber gestorben. Die Stiefmutter der Marquise, die Herzogin Katherine Willoughby, war jetzt die Witwe eines Adeligen ohne Erben, eine Mutter mit einem Adelstitel, aber ohne Söhne.
    Dadurch wurden der Marquis und die Marquise von Dorset über Nacht Herzog und Herzogin von Suffolk.

Siebzehn
    Jane schien sehr froh darüber, wieder in Bradgate zu sein, weg von den endlosen Feiern und Festen, den Sportveranstaltungen und Zeremonien, bei denen sie ständig den Blicken der Öffentlichkeit ausgesetzt war, was für mich bedeutet hatte, ständig mit Nadel und Faden in der Hand bereitzustehen.
    Auch ich war froh, jetzt wieder in der ländlichen Idylle zu sein, näher an meinem Zuhause und nur

Weitere Kostenlose Bücher