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Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition)

Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition)

Titel: Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meira Pentermann
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bewegten sich nicht. Ein dicker Mann mit dunklen Haaren und einem Eintagebart legte eine Hand auf den Fensterrand des Toyotas. Auf seiner grauen Uniform war das VMIS–Zeichen zu sehen, ein Fahrradreifen mit Armen anstelle von Speichen, deren Hände das Rad fest umklammerten.
    „Ausweis“, sagte der Wächter leicht genervt.
    Leonard riss seinen Kopf nach rechts und griff zum Handschuhfach. Natalia reichte Leonard jedoch schon die beiden Ausweise. Wie sie vorher abgesprochen hatten, behielt Sie den vorgetäuschten Klinikbesuch für sich und ließ den Besucherpass im Handschuhfach.
    Leonard nickte seiner Tochter dankbar zu. Er reichte dem Wärter die Ausweise und sagte: „Bitte sehr.“
    Der Mann runzelte leicht die Stirn und sah Leonards Ausweis prüfend an, um dann mehrmals erst Leonard und den Ausweis anzusehen. Leonards Herz raste schonungslos, aber er sah lässig Richtung Westen, so, als ob er die vor ihm liegende Straße musterte.
    Der VMIS–Wärter schob den tragbaren Netzhaut–Scanner vor Leonards Gesicht. Leonard fügte sich und drehte den Kopf, sodass sein rechtes Auge nur noch ein paar Zentimeter von dem Scanner entfernt war.
    Nachdem der Mann die Informationen auf seinem Bildschirm geprüft hatte, widmete er seine Aufmerksamkeit Natalias Ausweis.
    Leonard unterdrückte ein erleichtertes Seufzen. Dem Anschein nach war der Eintrag in der Datenbank rechtzeitig geändert worden und Leonards Netzhaut–Scan war nun mit der Akte von einem gewissen Dr. med. Robert H. Cook verbunden.
    Doch Leonards Erleichterung sollte nicht lange anhalten. Als sich der dicke Mann nach vorne beugte, um Natalia zu inspizieren, musste Leonard erneute eine Panikattacke unterdrücken. Natalias neue Identität, Madison Simpson, war auf Alinas Decknamen abgestimmt, nicht seinen. Sie könnten Dr. Robert Cook verdächtigen, Heather L. Simpsons Tochter kidnappen zu wollen. Warum hatten er und Natalia ihre Hintergrundgeschichte nicht vorher miteinander abgesprochen?
    Der Wärter starrte Natalia eine gefühlte Ewigkeit an und kniff dabei die Augen zusammen. Natalia saß aufrecht da und lächelte leicht. Sie neigte den Kopf etwas zur Seite und Leonard betete, dass sie nicht vorhatte, zu sprechen.
    Der ungepflegte Mann lehnte sich über Leonard und hielt den Netzhaut–Scanner in Natalias Gesicht. Er zog seine Hand zurück und, als er die Informationen auf seinem Bildschirm las, runzelte die Stirn. „Entschuldigen Sie mich“, sagte er schroff, während er sich vom Wagen entfernte und mit leicht feindseligem Gang in Richtung Wachturm marschierte.
    Leonard verließ der Mut.
    „Keine Sorge, Dad“, sagte Natalia. „Wir werden schon durchgelassen.“
    Er bewegte kaum die Lippen, als er seitlich durch seinen Mund flüsterte. „Dein Name ist Madison Simpson und meiner Robert Cook. Sie werden ein junges Mädchen sicherlich nicht mit jemandem verreisen lassen, der nicht ihr Vormund ist.“
    „Ich bin mir sicher, dass Max das auch bedacht hat.“
    „Max, Max. Du und Alina, ihr scheint diesem Gauner ja über alles zu vertrauen. Natürlich hat er das nicht bedacht. Er hat angenommen, du würdest mit deiner Mutter verreisen.“
    Der dicke Wärter kam wieder auf den Wagen zugelaufen und hatte einen großen, robusten Mann mit rasiertem Schädel bei sich. Auf der rechten Schulter des glatzköpfigen Mannes war ein Tattoo einer Dornenranke zu sehen, die bis zum Hals des Wärters hinaufkletterte und sich um diesen herumschlang.
    Der erste Wärter ging auf Leonards Seite des Wagens, während sich der tätowierte Aufseher Natalias Fenster näherte. Sie unterdrückte ein leichtes Keuchen. Sie sah ihren Vater an und ihr Blick war mit Panik erfüllt. Leonard gab ihr ein Zeichen, ihr Fenster runterzulassen und versuchte dabei einen hoffentlich ermutigenden Gesichtsausdruck vorzutäuschen.
    Sie war doch eben noch so zuversichtlich, du Idiot. Warum musstest du sie mit deinem Zweifel anstecken?
    Der tätowierte Mann lächelte freundlich, als er sich nach vorne beugte, um mit Natalia zu sprechen.
    „Wie geht es dir denn heute, junge Dame?“
    „Gut“, sagte Natalia mit leicht heiserer Stimme.
    „Ist dieser Mann dein Onkel?“
    Sie nickte, ohne zu zögern.
    Max hatte also wirklich an alles gedacht . Leonard unterdrückte ein erleichtertes Seufzen. Dann fragte er sich, ob es von Max ein Wink mit dem Zaunpfahl gewesen war, dass er Leonards falsche Identität zu der von Alinas Bruder gemacht hatte. Aber das spielt jetzt keine Rolle.
    „Weiß deine Mutter,

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