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Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition)

Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition)

Titel: Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meira Pentermann
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schon. Du hilfst mir jetzt, Fajitas zu machen.“
    „Aber—“
    „Ich hab leider kein Gemüse mehr gekriegt, aber das Hühnchen sieht noch ganz ordentlich aus und ich glaube, ich habe hinten auf der Terrasse noch eine fast reife Tomate gesehen. Wir müssen uns zwei Weizentortillas teilen.“ Sie bewegte sich mit ihren Lippen näher an sein Ohr. „Du musst mal eine Pause machen. Du versuchst es nach dem Abendessen einfach noch mal, dann wird dein Kopf vielleicht etwas freier sein.“
    „Was ist, wenn ich ihn nicht finden kann?“
    Sie hob ihre Arme und drehte die Handflächen nach oben. „Dann musst du dich wohl dumm stellen und so tun, als hättest du deinen Ausweis verloren, wenn du ankommst.“
    „Klasse. Dann bringen sie mich bestimmt in einen extra Raum und fragen mich aus. Ich bin geliefert.“
    Alina sprang plötzlich auf und sagte in normaler Lautstärke. „Fajitas, Mister. Ich brauche einen Kochassistenten.“
    „Jawohl, gnädige Frau“, antwortete er scherzhaft und folgte ihr aus dem Zimmer.
    ***
    Nach dem Abendessen nahm Leonard die Suche wieder auf und überprüfte erneut alle Orte, die er zuvor schon abgesucht hatte, diesmal durchstöberte er aber sogar den kleinsten Winkel. Natalia war auf ihr Zimmer gegangen, also suchte Leonard auch die offensichtlichen Stellen im Haus ab. Ich bezweifle zwar, dass ich ihn im Gemeinschaftsbereich des Hauses verstecken würde, aber man weiß ja nie. Er stieß auf einen Haufen Fotoalben und nahm sich vor, diese durchzublättern, sobald er den Kopf etwas freier hätte. Sonst blieb die ausgeweitete Suche erfolglos.
    Er ging nach oben und traf Alina in ein Handtuch gewickelt an.
    „Ich nehme ein Bad“, sagte sie. Dann neigte sie den Kopf zur Seite und sah ihn mit fragenden Augen an.
    Er antwortete mit einem Kopfschütteln.
    Alinas heiterer Gesichtsausdruck verschwand. „Warum machst du für heute nicht Schluss, Schatz. “ Sie zwinkerte ihm zu. „Ich leiste dir Gesellschaft, sobald ich ein langes Bad genommen habe.“ Sie blickte unbewusst hinaus auf den Flur in Richtung von Garretts Zimmer. Sie sah schnell wieder weg. Eine Sekunde lang war Schmerz in ihren Augen zu erkennen, doch dann kam jene gekünstelte Zufriedenheit wieder zum Vorschein, die Alina nach außen hin so gut darstellte. Als sie bemerkte, dass Leonard immer noch einen knappen Meter von ihr entfernt nur dastand, runzelte sie die Stirn und scheuchte ihn mit den Armen gestikulierend weg.
    Er ging beleidigt den Flur entlang und versuchte dabei gegen das aufkommende Gefühl aus Wut und Enttäuschung anzukämpfen. Ich muss in meinem eigenen Haus in Rätseln sprechen und hör mich dabei an wie ein totaler Vollidiot. Was für eine Welt ist das nur? Ein Schauer lief ihm über den Rücken. Schon zum zweiten Mal während der letzten vierundzwanzig Stunden dachte er darüber nach, eine neue Zeitmaschine zu bauen, um diesem Orwell–artigen Albtraum zu entfliehen. Es wird lange dauern, bis ich wieder alle Teile zusammen habe, sagte er sich. Ich muss diesen Ausweis finden. Der Stützpunkt ist wahrscheinlich der beste Ort, um alles zusammenzubekommen, was ich brauche.
    Leonard sah auf und bemerkte die Dachbodenluke an der Decke; in der Ecke daneben hingen Spinnweben. Es war ziemlich offensichtlich, dass die Luke in letzter Zeit nicht geöffnet worden war, zudem war es ziemlich unwahrscheinlich, dass er jeden Morgen und Abend in den Flur gehen würde, um seinen Ausweis zu holen oder zu verstecken. Trotzdem zog ihn die Dachbodenluke irgendwie an. Er nahm einen kleinen Hocker aus dem Flurschrank und drückte leise gegen die Luke. Er tastete den Dachboden erst mit den Händen ab, bevor er die Luke schließlich doch vollständig zur anderen Seite aufdrückte. Beim dritten Tastversuch spürte Leonard, dass etwas Glattes auf dem Isoliermaterial lag. Leise zog er eine Geschenkbox hervor, schloss die Dachbodenluke wieder und kehrte zum Schlafzimmer zurück.
    Im Inneren der Schachtel fand Leonard einen Block voll mit Notizen und Berechnungen in kaum lesbarer Schrift. Die nächsten paar Seiten beinhalteten skizzenhafte Zeichnungen, die fast wie Landkarten aussahen. In der Schachtel befanden sich außerdem ein paar Dutzend Familienfotos. Alinas Eltern. Leonards Eltern. Als er bis zum Boden der Schachtel vorgedrungen war, fand Leonard zwei Ausweise – sie sahen aus wie Namensschilder. Obwohl andere Namen darauf standen, ließen die Bilder darauf schließen, dass einer der Ausweise Alina und der andere Natalia gehörte.

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