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Neuromancer-Trilogie

Titel: Neuromancer-Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Gibson
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erinnert.
    »Drogen«, sagte Danielle eine Viertelstunde später nach ihrem letzten Bissen Ente.
    »Keine Sorge«, meinte Porphyre beschwichtigend, »wenn Sie erst mal in New York sind, kriegen Sie alles, was Ihr Herz begehrt.«
    Danielle lächelte. »Du bist so amüsant. Weißt du, dass ich eine Kopie deiner Geburtsurkunde habe? Ich kenne deinen richtigen Namen.« Immer noch lächelnd, sah sie ihn vielsagend an.
    »Worte tun nicht weh«, sagte er und füllte ihr Glas nach.
    »Und da war auch so eine interessante Anmerkung zu kongenitalen Defekten.« Sie trank einen Schluck Wein.
    »Kongenital, genital … Wir alle verändern uns so sehr heutzutage, nicht wahr? Wer hat Ihre Frisur gemacht, meine Liebe?« Er beugte sich vor. »Was einen mit Ihnen versöhnt, Danielle, ist, dass der Rest Ihres Geschlechts im Vergleich zu Ihnen ansatzweise menschlich wirkt.«
    Danielle lächelte.
     
    Das Interview selbst ging ziemlich glatt über die Bühne. Danielle war eine so erfahrene Interviewerin, dass ihre Scheinangriffe niemals die Schmerzgrenze überschritten, wo sie ernsthaften Widerstand hervorrufen könnten. Doch als sie sich mit der Fingerspitze über die Schläfe strich und dabei einen unter der Haut sitzenden Schalter betätigte, der ihr Aufzeichnungssystem deaktivierte, rüstete sich Angie für die eigentliche Attacke.

    »Danke«, sagte Danielle. »Der Rest des Flugs ist natürlich off the record.«
    »Trinken Sie doch einfach noch ein, zwei Flaschen und machen Sie ein kleines Nickerchen«, sagte Porphyre.
    »Was ich nicht verstehe«, sagte Danielle, ohne ihn zu beachten, »ist, warum du dir solche Umstände gemacht hast.«
    »Umstände, Danielle?«
    »Warum du überhaupt in diese langweilige Klinik gegangen bist. Du hast gesagt, es hätte sich nicht nachteilig auf deine Arbeit ausgewirkt. Du hast auch gesagt, du wärst davon nicht high geworden, im üblichen Sinn.« Sie kicherte. »Trotzdem behauptest du, es wäre ein derart schrecklicher Suchtstoff gewesen. Warum hast du dich denn nun entschlossen, damit aufzuhören?«
    »Es war furchtbar teuer …«
    »Das dürfte in deinem Fall doch wohl ein rein akademisches Problem sein.«
    Stimmt, dachte Angie, obwohl eine Woche auf diesem Stoff annähernd so viel kosten dürfte, wie du im Jahr verdienst.
    »Ich schätze, es hat mir nicht gefallen, dass ich Geld hinlegen musste, um mich normal zu fühlen. Oder wenigstens halbwegs normal.«
    »Hattest du eine Toleranz entwickelt?«
    »Nein.«
    »Komisch.«
    »Eigentlich nicht. Diese Designer liefern Substanzen, die angeblich die traditionellen Nachteile umgehen.«
    »Aha. Aber wie steht’s mit den neuen, den akuten Nachteilen?« Danielle schenkte sich Wein nach. »Mir ist natürlich eine andere Version der ganzen Geschichte zu Ohren gekommen.«
    »Ah ja?«
    »Natürlich. Was es gewesen ist, wer es gemacht hat, warum du es abgesetzt hast.«

    »Und zwar?«
    »Es war ein Antipsychotikum, das in Sense/Net-eigenen Labors hergestellt worden ist. Du hast es abgesetzt, weil du lieber verrückt sein möchtest.«
    Danielles Lider über den strahlend blauen Augen begannen zu flattern; Porphyre nahm ihr sanft das Glas aus der Hand. »Gute Nacht, meine Liebe«, sagte er. Danielle fielen die Augen zu; sie begann leise zu schnarchen.
    »Porphyre, was …?«
    »Ich hab ihr was in den Wein getan«, sagte er. »Sie wird nichts merken, Missy. Sie wird sich nur noch an das erinnern, was sie aufgezeichnet hat.« Er grinste breit. »Du wolltest dich doch wohl nicht den ganzen Flug über von diesem Miststück zuquatschen lassen, oder?«
    »Aber sie wird es merken, Porphyre!«
    »Eben nicht. Wir sagen ihr, sie hätte allein drei Flaschen Chablis gekillt und im Waschraum eine Riesensauerei veranstaltet. Und so wird sie sich auch fühlen .«
    Er kicherte.
     
    Danielle Stark schnarchte noch immer – mittlerweile ziemlich laut – auf einer der beiden Klappkojen im rückwärtigen Teil der Kabine.
    »Porphyre«, sagte Angie, »meinst du, sie könnte Recht haben?«
    Der Friseur sah sie mit seinen prächtigen, nicht menschlichen Augen an. »Und du hättest es nicht gemerkt?«
    »Keine Ahnung …«
    Er seufzte. »Missy macht sich zu viele Gedanken. Du bist jetzt runter davon. Genieß es!«
    »Ich höre aber Stimmen, Porphyre.«
    »Tun wir das nicht alle, Missy?«
    »Nein«, sagte sie, »nicht solche wie ich. Kennst du dich mit afrikanischen Religionen aus, Porphyre?«

    Er lächelte süffisant. »Ich bin kein Afrikaner.«
    »Aber als du noch klein warst

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