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Neuromancer-Trilogie

Titel: Neuromancer-Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Gibson
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Bestimmung …«
    »Aber wer schickt die Träume?«
    »Die werden nicht geschickt. Du wirst von ihnen angezogen, so wie du einst von den Loa angezogen worden bist. Continuitys Versuch, die Botschaft deines Vaters umzuschreiben, scheiterte. Ein ureigener Impuls in dir ermöglichte dir die Flucht. Das Coup-poudre versagte.«
    »Hat Continuity die Frau geschickt, um mich zu entführen?«
    »Continuitys Motive sind mir verschlossen. Eine andere Kategorie. Continuity ließ zu, dass Robin Lanier von 3Janes Agenten umgedreht wurde.«
    »Aber warum?«
    Und die Schmerzen waren unerträglich.

    »Sie hat Nasenbluten«, sagte das Straßenmädchen. »Was soll ich machen?«
    »Tupf ihr die Nase ab. Sie soll sich zurücklehnen. Scheiße, sieh selbst zu, wie du damit klarkommst!«
    »Was hat sie da von New Jersey erzählt?«
    »Schnauze. Halt einfach die Schnauze. Sag mir Bescheid, wenn eine Ausfahrt kommt.«
    »Warum?«
    »Wir fahren nach New Jersey.«
     
    Blut auf dem neuen Pelz. Kelly würde stinksauer sein.

37
    Kraniche
    Tick nahm den kleinen Deckel auf der Rückseite des Maas-Neotek-Geräts mit Hilfe eines Zahnstochers und einer Pinzette ab. »Hübsch«, murmelte er, als er durch eine beleuchtete Lupe, über der sein fettiger Lockenschopf herabfiel, einen Blick ins Innere tat. »Wie sie die Leitungen vom Schalter runtertransformiert haben. Raffiniert, die Knaben …«
    »Tick«, sagte Kumiko, »kanntest du Sally schon, als sie zum ersten Mal nach London gekommen ist?«
    »Hab sie kurz danach kennengelernt, glaub ich.« Er griff nach einer Rolle Glasfaserkabel. »Damals hatte sie nämlich noch nicht so viel zu melden.«
    »Magst du sie?«
    Die Leuchtlupe ging hoch und blinkte in ihre Richtung. Dahinter war Ticks linkes Auge verzerrt zu sehen. »Ob ich sie mag? Darüber hab ich noch nie nachgedacht.«
    »Aber du hast nichts gegen sie?«
    »Ist verdammt schwierig , die gute Sally. Weißt du, was ich meine?«

    »Schwierig?«
    »Hat nie so richtig geblickt, wie der Hase hier läuft. Mosert andauernd rum.« Seine Finger waren schnell und sicher: die Pinzette, das Glasfaserkabel … »Bei uns in England geht’s eher geruhsam zu. War aber nicht immer so. Die Unruhen damals, dann der Krieg … Hier macht man alles auf’ne bestimmte Art und Weise, wenn du verstehst, was ich meine. Was man von der Angeberbande allerdings nicht sagen kann.«
    »Wie bitte?«
    »Swain und dieses Pack. Obwohl die Leute deines Vaters, mit denen Swain so dicke ist, doch’nen Sinn für Tradition zu haben scheinen … Man muss wissen, wo’s lang geht. Verstehst du? Also, die Suppe, die Swain uns mit dieser neuen Sache einbrockt, die er da laufen hat, werden wahrscheinlich alle auslöffeln müssen, die nicht direkt dran beteiligt sind. Herrgott, wir haben noch’ne Regierung hier, die nicht von den Multis gesteuert wird. Wenigstens nicht direkt …«
    »Was Swain macht, bedroht die Regierung?«
    »Er verändert sie damit. Verteilt die Macht zu seinen eigenen Gunsten um. Information. Macht. Knallharte Daten. Wenn ein Einzelner genug davon in die Hände bekommt …« Ein Muskel in seiner Wange zuckte. Colins Gerät lag jetzt auf einer weißen, antistatischen Plastikunterlage auf dem Frühstückstisch. Tick schloss gerade die hervorstehenden Kabel an ein dickeres an, das zu einem der Modulpakete lief. »Na denn«, sagte er und rieb sich die Hände, »ich kann ihn dir zwar nicht hier ins Zimmer zaubern, aber wir kommen über ein Deck an ihn ran. Schon mal den Cyberspace gesehen?«
    »Nur in Stims.«
    »Ist kein so großer Unterschied. Jedenfalls wirst du ihn jetzt zu sehen kriegen.«
    Er stand auf. Sie folgte ihm durchs Zimmer zu zwei üppig gepolsterten Ultravelourssesseln neben einem niedrigen, viereckigen,
schwarzen Glastisch. »Drahtlos«, verkündete er stolz, während er sich zwei Trodensets vom Tisch griff und eins Kumiko in die Hand drückte. »Schweineteuer.«
    Kumiko betrachtete die skelettartige, mattschwarze Tiara, zwischen deren Schläfenstücken das Maas-Neotek-Logo eingeprägt war, und setzte sie auf. Sie war kalt auf der Haut. Tick, der zusammengekrümmt im Sessel gegenüber hockte, setzte sein Set ebenfalls auf. »Alles klar?«
    »Ja«, sagte sie, und Ticks Zimmer war verschwunden; die Wände wirbelten wie Karten vor dem leuchtenden Gitter und den aufgetürmten Datenstrukturen ins Nichts.
    »Netter Übergang, was?«, hörte sie ihn sagen. »Ist in die Troden eingebaut. Bisschen theatralisch.«
    »Wo ist Colin?«
    »Moment … Ich will nur mal

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