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Nevare 01 - Die Schamanenbrücke

Titel: Nevare 01 - Die Schamanenbrücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Edelleute aus dem gemeinen Volk – dabei hatte jeder einzelne der Soldatensöhne, die König Troven in den Adelsstand erhob, einen edlen Vater. Trotzdem scheut die Familie meiner Frau den Kontakt mit den ne u en Edelleuten und schimpft sie Emporkömmlinge und Betrüger. Es entbehrt jeder Grundlage, aber in diesem Punkt sind sie völlig verstockt.«
    Mein Vater sprach ihm sein Bedauern aus und bete u erte, dass er das alles nicht persönlich nehme. Er sprach darüber mit einem Gleichmut, als unterhielten sie sich über ein Haus mit einem nachgebenden Fundament oder über ein Feld, das plötzlich von Wurzelfäule befallen war. Er verurteilte die Frau mit keinem Wort, noch war bei einem von beiden irgendwelches Missbehagen über die Offenheit herauszuhören, mit der sie über die Einste l lung meiner Tante redeten. Es war ein Makel, den sie beide als solchen hinnahmen, aber sie ließen sich davon nicht in ihrer gegenseitigen Zuneigung beeinträchtigen.
    Daraleen ließ sich ihre Freundschaft zur Königin jede erdenkliche Mühe kosten. Sie stellte ihrer Majestät bei jeder sich bietenden Gelegenheit ihre Töchter vor, alles in dem Bestreben, die Königin zu bewegen, sie einmal zu einem längeren Aufenthalt an den Hof einzuladen. Just zu diesem Zweck hatte meine jüngere Base Epiny b e gonnen, das Okkulte zu studieren, denn Spiritismus, Ge i sterglaube, Seancen und dergleichen Unfug faszinierten die Königin ungemein. Mein Onkel sah diesen Hokusp o kus mit großem Missfallen. »Ich habe ihr gesagt, sie solle es als Studium heidnischer Bräuche oder Flachlandl e genden betrachten. Anfangs schien sie meine Ansichten darüber zu teilen, doch je länger sie sich mit diesem U n sinn beschäftigt, desto mehr plappert sie davon bei Tisch und desto mehr Glauben scheint sie ihm zu schenken. Es beunruhigt mich, Keft. Sie ist jung, und leider benimmt sie sich, als wäre sie noch jünger. Aber ich glaube, je eher sie mit einem soliden Mann verheiratet ist, desto besser wird es für sie sein. Ich weiß, dass Daraleen eh r geizige Pläne mit ihr hat, und hofft, sie mit einem sta n deshöheren Manne verheiraten zu können. Nacht für Nacht bedrängt sie mich mit der Idee, dass Epiny, sollte sie die Gunst der Königin erringen und an d en Hof eing e laden werden, von den feinsten jungen Edelleuten des Reiches gesehen werden würde. Aber ich habe Angst um meine Tochter, Keft. Ich glaube, es wäre besser für sie, wenn sie die Schriften des gütigen Gottes studierte, statt Kristallglockenspiele zu erforschen und die Zukunft mit Hilfe von Silbernadeln vorauszusagen.«
    »Sie scheint sich darin gar nicht so sehr von meiner Yaril zu unterscheiden. Ich meine mich zu erinnern, dass auch Elisi in dem Alter eine Phase der Flatterhaftigkeit durchmachte. Ständig wollte sie über das plappern, was sie in der Nacht zuvor geträumt hatte, und obwohl sie genau weiß, dass ich nichts von den alten Feiertagen ha l te, schmollte sie eine Woche, als ich ihr nicht erlauben wollte, zum Dunkelabend-Ball einer Freundin zu gehen. Gib Epiny noch ein Jahr, Bruder, dann wird der gesunde Menschenverstand ihres Vaters auch bei ihr die Obe r hand zurückerlangen. Mädchen brauchen diese Phant a stereien und Gedankenflüge und die Zeit, ihnen zu fr ö nen, so wie Jungen eine Phase der Tollkühnheit und des Übermutes brauchen, in der sie ihren Mut erproben und sich gegenseitig herausfordern.«
    Ich war überrascht zu hören, dass Väter sich so viele Gedanken über ihre Töchter machten. Doch als ich ei n gehender darüber nachdachte, erschien es mir plötzlich ganz natürlich, und ich fragte mich, ob Carsina und ich eines Tages Töchter haben würden, die wir sicher in den Hafen der Ehe geleiten mussten. Überdies fragte ich mich, ob ich wohl jemals mit Rosse zusammensitzen und mit ihm die Zukunftsaussichten meiner Kinder erö r tern würde. Ich wurde jäh aus meinen Gedanken geri s sen, als Onkel Sefert mich plötzlich ansprach. »Nevare, du schaust so versonnen drein. Worüber denkst du nach?«
    Ich antwortete ehrlich, ohne auf meine Worte zu ac h ten. Ich sagte: »Ich wünschte mir, dass Rosse und ich eines Tages zusammen am Tisch sitzen und über unsere Pläne mit unseren Kindern mit ebensolcher Zuneigung und Wärme sprechen würden, wie ich es jetzt bei dir und Vater erlebe.«
    Obwohl ich nicht vorgehabt hatte, ihnen damit zu schmeicheln, schenkte mein Vater mir das wärmste L ä cheln, das ich je in seinem Gesicht gesehen hatte. »Das wünsche ich mir auch

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