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Nevare 01 - Die Schamanenbrücke

Titel: Nevare 01 - Die Schamanenbrücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Regimentern, Brigaden und D i visionen. Jede Gruppe sei nur so gut wie ihr schwächstes Mitglied und jede Schwadron nur so effektiv wie die i n effektivste Gruppe. Er ließ sich weitschweifig über dieses Thema aus, und ich wurde zunehmend müde, denn alles, was er erzählte, schien mir selbstverständlich. Er forderte jeden Einzelnen von uns auf, uns gegenseitig dabei zu helfen, die besten Kadetten zu werden, die man sich de n ken könne, sei es hinsichtlich unseres Betragens, unseres Lerneifers, unserer Ehre oder unserer Fähigkeiten. Uns e re militärische Karriere und sogar unser Leben könnten eines Tages von anderen Kadetten abhängen, die zu fo r men wir während unserer Jahre auf der Akademie mitg e holfen hätten. Zum Schluss seiner Ausführungen betonte er, dass er uns alle als gleichwertig betrachte, allesamt ausgestattet mit dem gleichen Potential, voranzukommen und unser Studium mit gutem Erfolg zu absolvieren. Es sei unerheblich, ob wir aus der Stadt, vom Land oder von der Grenze kämen. Ebenso unerheblich sei es, ob unsere Väter die wahren Kavallasöhne seien, die von der alten Ritterschaft abstammten, oder Soldatensöhne des alten Adels oder die Soldatensöhne von Kriegsherren. Alle würden hier gleich behandelt und bekämen die gleichen Chancen eingeräumt. Seine Worte waren freundlich und wohlgesetzt, und doch bestärkten sie mich irgendwie in dem Gefühl, dass einige hier die Söhne der neuen Ede l leute als ungehobelte Emporkömmlinge ansahen.
    Nachdem Stiet zu den versammelten Neulingen g e sprochen hatte, richtete der Oberste Kadettenkomma n deur das Wort an uns. An der Art und Weise, wie er se i nen Vortrag herunterleierte, war deutlich zu hören, dass er seine Begrüßungsrede und seine Liste der Mahnungen und Warnungen auswendig gelernt hatte. Das Knurren meines Magens lenkte mich vom Zuhören ab. Als schließlich der Befehlshaber der Carneston-Reiter zu uns sprach, war ich kaum noch in der Lage, mich zu konze n trieren. Sein Name war Hauptmann Jaffers. Er und sein Stab aus Kadetten im dritten Jahr wohnten im untersten Stockwerk von Haus Carneston. Er schwadronierte lan g atmig über die lange und stolze Geschichte von Haus Carneston. Ich musste an mich halten, um nicht die A u gen zu verdrehen, als ich das hörte. Ich hatte mehr »G e schichte« als die Akademie: Sie war vor weniger als zehn Jahren gegründet worden! Aber jeder Kadettenhaup t mann schien seiner stehenden Truppe die gleiche Art von Vortrag zu halten. Sogar Oberst Stiet schaute gelangweilt drein. Nachdem endlich alle Reden geschwungen waren, mussten wir noch länger stehen, bis Stiet und die höheren Offiziere entschwunden waren. Als unser Hauptmann endlich den Befehl zum Essenfassen gab, war mir fast schwindlig vor Hunger, und der Rücken und die Beine taten mir weh vom langen Strammstehen.
    Das Essen war gut; das musste man ihnen lassen. Der Speisesaal war an diesem ersten offiziellen Tag des St u dienjahres voller als am Abend zuvor. Der Ablauf uns e rer Mahlzeit war indes derselbe: Dent hielt uns den gle i chen Vortrag wie schon beim ersten Mal, bevor er uns erlaubte, über den Haferbrei, den gebratenen Speck, die gebackenen Bohnen, das geröstete Brot und den dam p fenden Kaffee herzufallen. Nachdem wir mit dem Essen fertig waren und unser Dankgebet gesprochen hatten, informierte er uns über unseren weiteren Tagesablauf. Alle Gruppen im ersten Jahr folgten demselben Schema. Er wies uns darauf hin, dass es keine Lockerung der A n forderungen für diejenigen unter uns geben würde, die Söhne von neuem Adel seien. Es werde von uns erwartet, dass wir dem edlen Beispiel jener nacheiferten, die vom alten Adel abstammten, und er riet uns, dass wir vieles lernen könnten, indem wir einfach ihr Verhalten nac h ahmten.
    Ich denke, dass wir hierüber wohl so einiges zu mu n keln gehabt hätten, wenn Munkeln bei Tisch erlaubt g e wesen wäre. Stattdessen jagte er uns rasch zurück ins Haus Carneston, damit wir unsere Texte und andere U n terrichtsmittel holten, und geleitete uns dann zu unserer ersten Lektion, bevor er zu seiner eigenen loshastete. Die Militärgeschichte teilte sich ein langes, flaches Bac k steingebäude mit Sprachen und Kommunikation. Wir marschierten in das Klassenzimmer und nahmen unsere Plätze ein, Stühle mit geraden Lehnen, die an langen T i schen standen. Rory saß links von mir, Spink rechts. Gord ging langsam an uns vorbei, als wolle er sich zu uns setzen, aber die Reihe war bereits voll, und so setzte

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