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Nevare 01 - Die Schamanenbrücke

Titel: Nevare 01 - Die Schamanenbrücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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ich, dass ich es li e ber nicht wissen wollte.
    Kurz darauf blies Kort die Lampe aus, und wir alle knieten uns neben unsere Betten, um das Nachtgebet zu sprechen. Ich betete länger und inbrünstiger als gewöh n lich und bat den gütigen Gott, mir den besten Weg zu weisen, um mit diesen Zwistigkeiten fertig zu werden. Danach legte ich mich im Dunkeln in mein schmales Bett und versuchte einzuschlafen, während ich den Atemz ü gen der anderen im Zimmer lauschte.

10. Klassenkameraden
     
    Mitten in der Nacht trommelte irgendjemand. Ich drehte mich auf die andere Seite und fiel aus meiner Koje. Sie war viel schmaler als mein Bett zu Hause, und es war das dritte Mal in dieser Nacht, dass ich herausfiel. Ich stöh n te, als ich mich auf dem kalten Fußboden wiederfand. Da hörte ich, wie eine Tür auf und wieder zu ging, und sah, wie jemand mit einer Kerze in der Hand in unser Zimmer kam. In dem Moment war ich schlagartig wach und set z te mich auf. »Das können noch nicht die Trommeln sein, die das Morgengrauen ankündigen. Es ist stockdunkel da draußen.«
    »Nicht, wenn du die Vorhänge aufziehst«, bemerkte Kort trocken, während er zum Fenster ging und die Vo r hänge zurückzog. Der Nachthimmel hatte einen zarten Perlmuttton angenommen. »Das ist die Trommel zum Aufstehen. Bis zum Weckhorn müssen wir gewaschen, angezogen und unten auf dem Paradeplatz angetreten sein. Schon vergessen?«
    »Fast.« Ich gähnte.
    Spink setzte sich auf seinem Bett auf und blinzelte wie eine Eule. Natred hatte sich das Kissen über den Kopf gezogen und hielt es sich mit beiden Händen über die Ohren. Ich sah die Gelegenheit, als Erster am Wasc h ständer zu sein, und ergriff sie beim Schopf. Kort drängte mich unsanft beiseite, um ihn sich mit mir zu teilen, wä h rend wir uns rasierten. Als er auf dem Weg zu seinem Spind an Natreds Bett vorbeikam, trat er gegen das F u ßende. »Steh auf, Nate! Wir wollen Dent doch keinen Vorwand liefern, uns heute wieder zu triezen.«
    Ich war bereits dabei, mich in meine Stiefel zu zwä n gen, als Natred sich aus seiner Koje wälzte. Trotzdem war er fast gleichzeitig mit uns abmarschbereit. Nate tä t schelte sich grinsend die Wange, als er den Waschständer verließ. »Ich liebe es, blond zu sein! Mein Vater hat g e sagt, ich brauchte mich frühestens mit Anfang zwanzig zu rasieren!«
    Spink hatte unterdessen bereits das Bett für ihn g e macht. Er versprach ihm in drohendem Tonfall, dass es das erste und letzte Mal sei, und fügte hinzu, dass Natred ihm jetzt etwas schuldig sei. Wir waren ungeheuer s tolz darauf, wie sauber und aufgeräumt unsere Stube war und wie fein wir alle herausgeputzt waren. Wir verließen u n seren Flur und riefen den Nachzüglern, die noch auf i h ren Zimmern waren, zu, sie sollten sich beeilen, damit wir nicht alle ihretwegen Ärger kriegen würden. Als wir die Treppe hinunterpolterten, die Uniformhüte unter den Arm geklemmt, gesellten sich Kadetten aus den anderen Etagen zu uns, bis wir schließlich unten aus unserem Wohnhaus strömten und in einer grüngekleideten Flut von Studenten aufgingen, die sich in der Dunkelheit kurz vor der Morgendämmerung auf den Paradeplatz ergoss.
    Das Hornsignal war noch nicht erschollen, aber U n teroffizier Dent war bereits an Ort und Stelle. Er begehrte zu wissen, wo der Rest seiner Gruppe sei, gab uns aber keine Zeit zum Antworten, sondern fuhr sogleich fort, er erwarte, dass wir als Gruppe erscheinen würden und dass wir sehr bald lernen würden, dass die Männer eines K a vallatrupps aufeinander Acht gaben. Die Zeit bis zum Eintreffen der Anderen nutzte er, um an unserem E r scheinungsbild herumzumäkeln. Erst fragte er Spink, ob er in seiner Uniform geschlafen habe, dann forderte er Kort auf, Spink zu erklären, was eine Schuhbürste sei und wozu man sie benutze. Mich wies er an, ich solle meinen Hut gerade aufsetzen, und warnte mich, wenn ich weiterhin die falsche Einstellung an den Tag legte, werde er mir das schon auszutreiben wissen. Er umkreiste N a tred mehrere Male und musterte ihn dabei, als sei er ein exotisches Tier, bevor er ihn schließlich fragte, wie lange er schon auf zwei Beinen laufe und wann er zu lernen gedenke, wie man aufrecht stehe. Während ein zornesr o ter Natred nach einer Antwort suchte, erschien Gord auf dem Platz. Er kam allein herangetrabt, mit knallroten Backen; einer seiner Uniformknöpfe hatte bereits dem Druck seines Wanstes nachgegeben und war aufgespru n gen. Dent schien Natred sofort völlig

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