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Nevare 01 - Die Schamanenbrücke

Titel: Nevare 01 - Die Schamanenbrücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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meine Worte geschickt die Augen geöffnet, sodass er die Wahrheit sah: dass Epiny nur so tat, als sei sie kindisch. Aber davon wollte er offenbar nichts wissen. Stattdessen sagte er: »Nun, wenigstens hat mein kleines Mädchen jetzt seine erste kindliche Verliebtheit erlebt. Ich denke, ich kann das als ein Zeichen d afür nehmen, dass sie nun doch allmählich groß wird. Und sie hat sich einen feschen Soldatenbu r schen in einer schicken Uniform mit blitzenden Knöpfen dafür ausgesucht. Ich hätte wohl damit rechnen müssen. Aber ich hatte keine Schwestern, wie du weißt. Dein V a ter und ich und unsere beiden jüngeren Brüder, das war wie eine Höhle voller Bärenjungen, als wir aufwuchsen. Meine Mutter verzweifelte bei ihren Versuchen, uns i r gendetwas über junge Mädchen beizubringen und wie man sie behandeln sollte. Epiny und Purissa sind entzü c kend, aber sie sind mir ein Rätsel. Sie spielen mit Puppen und machen Teepartys … es ist bezaubernd, dabei zuz u schauen, aber ich frage dich, wie kann man damit Stu n den zubringen? Du hältst mich zweifellos für zu nac h sichtig. Ich vermute, dein eigener Vater hält seinen Nachwuchs am kürzeren Zügel.«
    »Oh ja, Sir, in gewisser Weise tut er das. Aber in b e stimmten Dingen ist er dann wieder sehr nachsichtig. Einmal, als Elisi ihn bat, ihr von seiner Reise in die Stadt blaue Haarbänder mitzubringen, brachte er ihr nicht bloß zwei, sondern gleich zwanzig mit, in allen blauen Far b tönen, die die Putzmacherin im Angebot hatte. Ich denke nicht, dass es ein Fehler ist, wenn ein Vater in seine Töchter vernarrt ist.«
    Wir hatten jetzt fast mein Wohnheim erreicht und blieben auf dem Gehweg stehen. Meine Ohren und meine Nasenspitze brannten vor Kälte, aber ich hatte das G e fühl, dass mein Onkel noch nicht alles gesagt hatte, was er loswerden wollte.
    »Lass mich das Thema wechseln, Nevare. Deine Bri e fe waren sehr ausführlich, und ich versichere dir, dass deine genauen Schilderungen, wie Kadetten hier beha n delt werden, denen nützen werden, die euch nachfolgen. Aber bring mich doch auf den neuesten Stand, was deine Person betrifft. Wie ist es dir in der letzten Woche erga n gen?«
    »Ach, es ist nichts Außergewöhnliches passiert, würde ich sagen. Die letzten paar Tage waren ein bisschen he k tisch. Wir haben gehört, dass eine Aussonderung stattfi n den soll, nicht von einzelnen Studenten, sondern nach Patrouillen, basierend auf unseren Ergebnissen bei dem bevorstehenden Sektionstest. Es macht uns allen ein bis s chen Sorgen, denn es gibt nicht einen Kadetten hier, der nicht in irgendeinem Fach schwach wäre. Ein Einziger könnte, wenn er durchfällt, alle anderen mit in den A b grund reißen.«
    »Eine was? Eine Aussonderung? Erklär mir bitte, was das ist.«
    Das tat ich, so gut ich konnte, wobei ich mehrere Male betonte, dass es nur ein Gerücht war, ausgestreut von Caulder höchstpersönlich. Der Gesichtsausdruck meines Onkels verfinsterte sich zunehmend. Schließlich sagte er: »Ich persönlich halte dies für eine sinnlose und destrukt i ve Methode, schwächere Kadetten aus der Akademie ›auszusondern‹. Dass die Guten und Leistungsfähigen zusammen mit den Faulen und Schwachen durch das Sieb fallen sollen, bloß weil sie zu Beginn des Studiums zufällig auf eine Stube zusammengelegt wurden, das empfinde ich als einen Akt willkürlicher Grausamkeit euch gegenüber! Ich kenne zwei Mitglieder des Au f sichtsgremiums der Akademie. Ich werde meine ganze Autorität in die Waagschale werfen, um sie dazu zu b e wegen, dieser Geschichte auf den Grund zu gehen. Da ich selbst keinen diensttuenden Soldatensohn habe, we r den sie sich vermutlich fragen, warum ich mich so sehr dafür interessiere. Schlimmer noch, ich fürchte, sie we r den argwöhnen, dass ich mich für die Soldatensöhne der Kriegsherren auf Kosten ihrer eigenen Soldatensöhne stark machen will. Selbst unter günstigsten Umständen agiert das Gremium nicht gerade schnell. Was auch i m mer es in dieser Sache unternimmt, es steht zu befürc h ten, dass es zu spät kommt, um euch diesmal zu retten. Das Einzige, was du daher im Moment tun kannst, ist Lernen, Beten und natürlich deine Kameraden dazu a n halten, das Gleiche zu tun. Immerhin kannst du dich ja auf ein paar freie Tage während der Dunkelabend-Feiertage freuen, wenn du die Prüfungen überstanden hast. Soll ich kommen und dich über die Feiertage zu mir nach Hause holen?«
    Ich wand mich ein bisschen. Ich war sehr gern bei

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