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Nevare 01 - Die Schamanenbrücke

Titel: Nevare 01 - Die Schamanenbrücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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die Köpfe zusammen, als besprächen sie irgendetwas.
    Fast sofort begann die Menge sich aufzulösen und aus dem Zelt zu strömen, aber es dauerte noch eine Weile, bis wir uns vom Fleck bewegen konnten. »So etwas habe ich noch nie gesehen«, sagte Trist. Er rieb sich die A u gen, die von dem Staub heftig gerötet waren. Ich wandte mich ein Stück von meinen Kameraden ab und spuckte mehrmals, um den üblen Geschmack aus dem Mund zu bekommen. Dann wischte ich mir den Mund mit meinem Taschentuch ab und bekam sofort einen heftigen Niesa n fall. Viele der Leute um mich herum husteten.
    Rory hielt immer noch die Gitterstäbe umklammert. »Sie ist … also, sie hat schon was ganz Besonderes«, sto t terte er. Sein Mund stand halb offen, während er die Frau anstarrte, die im Halbdunkel der Lattenkiste kaue r te.
    »Willst du sie haben?«
    Wir fuhren alle herum, verblüfft von dem schlüpfrigen Angebot des Wärters. Irgendwie hatte er sich unbemerkt an uns herangepirscht. Er sagte in gedämpftem, ve r schwörerischem Ton zu Rory: »Ich habe gesehen, wie du sie angeschaut hast. Du gefällst ihr, das seh ich. Ich mach so was für gewöhnlich ja nicht, aber …« Er blickte sich hastig um, als fürchte er, dass jemand mithörte. »Ich könnte für dich ein Treffen mit ihr arrangieren. Allein. Oder auch mit ein paar Freunden, solange ihr versprecht, nicht zu grob zu ihr zu sein. Sie ist eine Schönheit, und ich bin dafür verantwortlich, dass sie das auch bleibt.«
    »Was?«, fragte Rory verdutzt.
    »Du weißt doch, was du willst, mein Freund. Ich sag dir, wie du es k riegst. Du gibst mir jetzt das Geld, damit wir wissen, dass du derjenige welcher bist. Und gegen Mitternacht, wenn nicht mehr so viele Leute hier sind, kommst du hierher zurück. Ich bring dich dann zu ihr. Alles, was sie von dir möchte, ist dein Kautabak. Fleck sind ganz verrückt nach Kautabak. Sie wird alles m a chen, was du von ihr willst. Alles. Und deine Freunde können zugucken, wenn du willst.«
    »Das ist ja widerlich«, sagte Oron. »Sie ist eine Wi l de.«
    Der Wärter zuckte mit den Achseln und fuhr sich mit der Hand über sein gestreiftes Hemd. »Mag ja sein, ju n ger Mann. Aber viele Männer haben’s gern ein bisschen wild. Die besorgt’s dir so, dass dir Hören und Sehen ve r geht. Das wirst du dein Lebtag nicht vergessen, das schwör ich dir. Die ist frei von jeder Scham, das sag ich dir.«
    »Tu’s nicht«, sagte ich leise zu Rory. »Sie ist nicht das, was sie zu sein scheint.« Ich hatte eine böse Vora h nung, die ich aber nicht hätte erklären können.
    Er fuhr hoch, als hätte ich ihm mit einer Nadel ins Hinterteil gepiekst, und schien sehr verblüfft, mich dort zu sehen. Er hatte sich so vollkommen auf das Mädchen und das niederträchtige Angebot des Wärters konze n triert, dass er meine Anwesenheit offenbar völlig verge s sen hatte. »Nein, natürlich nicht, Nevare! Für was für einen Trottel hältst du mich?«
    Der Wärter lachte leise. »Wenn du auf ihn hörst, dann bist du in der Tat ein Trottel – weil du die Chance deines Lebens verpasst hast. Mach es jetzt, solange du noch jung bist, und wenn du dann eines Tages alt bist, kannst du von der Erinnerung zehren.«
    »Hauen wir ab«, sagte Oron. Es schien ihm nichts au s zumachen, dass seine Worte zimperlich klangen. Ich war nur froh, dass er es gesagt hatte, und nicht ich. Wir alle wandten uns zum Gehen.
    »Kommt später wieder, ohne eure Freunde!«, rief der Wärter hinter uns her, als wir uns durch die Menge drängten. »Dann könnt ihr ihnen später erzählen, was sie verpasst haben.«
    Aber es war nicht Rory, der sich noch einmal umdre h te, sondern Trist. Würden sie noch einmal zurückgehen? Ich vermutete es stark. »Gucken wir uns noch die restl i chen Attraktionen an und verschwinden dann von hier«, schlug ich vor.
    »Ich brauch ein Bier«, sagte Rory. »Ich muss unb e dingt den Staub in meiner Kehle runterspülen. Ich hau jetzt ab.«
    Er trennte sich von uns, und ich fürchtete, dass er z u rückgegangen war, um mit dem Wärter zu sprechen. Ich sagte mir, dass ich, falls es so war, ohnehin nichts daran ändern konnte. Plötzlich fiel mir siedend heiß wieder ein, dass ich ja eigentlich nach Epiny hatte suchen wollen. Während ich mich vom Menschenstrom weitertragen ließ, hielt ich vergeblich nach ihrem hohen Zylinderhut Ausschau. Wir sahen dann noch den Feuerläufer, den Riesen und den Insektenfresser. Als wir damit fertig w a ren, war keiner meiner Kameraden von der

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