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Nevare 01 - Die Schamanenbrücke

Titel: Nevare 01 - Die Schamanenbrücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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von Künstlern und Schriftstellern aus Alt-Thares waren zu ihnen gepilgert, um ihre sonderbare Lebensform zu dokumentieren, und hatten die Rattenmenschen mit Tuchen, Scheren und a n deren Handelsgütern entlohnt.
    Die Kidona waren die Räuber gewesen, die von den Überfällen auf andere lebten. Die Nomadenstämme w a ren bei ihren Wanderungen einem von den Jahreszeiten bestimmten Muster gefolgt, das von den Weidegründen für ihre Herden bestimmt wurde, und die Kidona waren ihnen gefolgt, ganz so, wie Raubtiere den Wanderantil o pen der Prärie folgen. Seit Generationen schon reisten gernische Händler gen Osten, um den Bewohnern des Hügellandes und der Plateaus ihre Felle abzukaufen, wenn die Stämme sich zu ihrem traditionellen Herbs t markt zusammenfanden, aber im Großen und Ganzen hatten unsere Völker einander wenig Beachtung g e schenkt.
    »Seit Generationen hatten sie nichts, das wir wollten, und wir wussten, dass sie wie der Teufel dafür kämpfen würden, es zu behalten. Sie hatten ihre Magie, und die wenigen Male, wo wir die Schwerter mit ihnen gekreuzt hatten, hatten wir den kürzeren gezogen. Wie kann man gegen einen Mann kämpfen, der mit einem Finge r schnippen dein Pferd auf die Knie zwingen oder eine Kugel ablenken kann? Also ließen wir sie in Ruhe. Wir waren ein Volk von Seefahrern. Wir hatten unser Territ o rium, und sie hatten ihres. Wenn die Landsänger uns nicht so abgeschnürt hätten, hätten wir die Flachländer womöglich für immer in Ruhe gelassen. Erst als wir selbst bedrängt wurden, begannen wir unsererseits, sie zu bedrängen. Wir hatten immer gewusst, dass Eisen die Magie der Flachländer außer Kraft zu setzen vermag; das Problem war, nahe genug an sie heranzukommen, um Eisen gegen sie zum Einsatz bringen zu können. In den alten Zeiten hatten einer der gernischen Könige einmal Ritter ausgesandt, um den Sohn eines ermordeten Ede l mannes zu rächen. Zwar konnte ihre Magie einem in E i sen gepanzerten Reiter oder seinem gepanzerten Ross nichts anhaben, aber wir konnten sie auch nicht stellen. Sie flohen einfach. Wir versuchten, ihnen mit Boge n schützen beizukommen, aber ein Schamane konnte ihre Bogen mit einem Fingerschnippen verbiegen. Bleik u geln? Sie bremsten sie in ihrem Flug, fingen s ie aus der Luft auf und machten daraus Schmuck. Doch als wir lernten, Eisenkugeln in unseren Musketen zu verwenden, wendete sich das Blatt. Eisengeschosse konnten sie nicht ablenken, und eine einzige, mit Eisenschrot geladene Flinte, abgefeuert aus dem Hinterhalt, konnte mit einem Schlag einen ganzen Stoßtrupp von ihnen niederstrecken. Plötzlich waren wir in der Lage, ihre Schamanen auf eine Entfernung, die zwei- bis dreimal höher war, als sie e r wartet hatten, aus dem Sattel zu holen. Wir brauchten sie nicht einmal zu töten; es reichte, so viel Eisen in sie hi n einzupumpen, dass sie ihre magischen Kräfte verließen. Sie konnten uns nicht einmal nahekommen.
    Doch selbst da noch hätten sie die Chance gehabt, uns zurückzudrängen, wenn sie nur auf die Idee gekommen wären, sich mit den anderen Stämmen zusammenzutun und vereint gegen uns zu kämpfen. Sie waren Nomaden, ihre Jungen wurden gleichsam im Sattel geboren, und sie waren allesamt so hervorragende Reiter, wie wir es nie sein werden. Aber darin lag zugleich auch ihre Schw ä che. Wenn Dürre oder Seuche oder ein Grenzstreit dro h ten – wenn sie nicht gewinnen konnten, zogen sie eben weiter in neue Gebiete. Und eben das taten sie fortwä h rend: zurückweichen, wenn wir vorrückten, und dabei ihre Rinder und Schafe und ihren Besitz für uns zurüc k lassen. Ein paar der kleineren Gruppen ließen sich natü r lich nieder, schlossen Frieden mit uns und begriffen, dass sie fortan wie normale Menschen leben mussten, an e i nem festen Ort. Aber andere kämpften weiter gegen uns, bis sie das Barrierengebirge im Rücken spürten. Bewa l detes und gebirgiges Gelände sind kein Ort für Reite r truppen. Von da an wurde der Krieg richtig hässlich. Wir hatten die verschiedenen Stämme aufeinandergedrängt. Einige von ihnen wandten sich gegen ihresgleichen. Sie wussten, dass sie fast ihre gesamten bisherigen Weid e gründe verloren hatten. Der größte Teil ihrer Herden war uns in die Hände gefallen oder verendet zurückgeblieben. Von den Hochplateaus aus konnten sie über die Flac h lande schauen und unsere Zitadellen und Städte aus dem Boden sprießen sehen, wo einst ihre Tiere gegrast hatten. Die Schlacht von Breittal war eine der

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