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Nevare 01 - Die Schamanenbrücke

Titel: Nevare 01 - Die Schamanenbrücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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mit den Kanonen der Lan d sänger gemacht hatte, dass sich nicht nur ihre Reichwe i te, sondern auch ihre Präzision derart vergrößert hatte, war ein militärisches Geheimnis, das die Landsänger bis auf den heutigen Tag eifersüchtig hüteten. Ihre jähe und entsetzliche waffentechnische Überlegenheit hatte uns e rem Jahrzehnte währenden Krieg mit Landsang ein r a sches und herbes Ende bereitet. Wir hatten eine totale, demütigende Niederlage hinnehmen müssen.
    Mit der Abtretung der Küstengebiete an Landsang ha t te die Dienstzeit meines Vaters als Küstenartillerist ein vorzeitiges Ende gefunden, und er war der Kavalla z u gewiesen worden. Unversehens in diese ihm fremde U m gebung geworfen, hatte er sich als ein echter Soldate n sohn erwiesen, denn er hatte das, was er wissen musste, dadurch gelernt, dass er es einfach getan hatte. Die Ve r achtung, die ihm einige seiner Kameraden entgege n brachten, weil er zur Kavalla gestoßen war, ohne von der alten Ritterschaft abzustammen, hatte er einfach an sich abprallen lassen. Seine ersten Jahre hatte er mit der w e nig erbaulichen Aufgabe verbracht, Flüchtlingstrecks aus unseren von den Landsängern eroberten Seehäfen in die Neusiedlergebiete entlang unseren Grenzen mit den Flachländern zu eskortieren. Die Flachländer waren nicht gerade begeistert von den Barackensiedlungen gewesen, die da an ihren Grenzen aus dem Boden sprossen, aber unsere Vertriebenen mussten schließlich irgendwohin.
    Kleinere Scharmützel mit berittenen Flachlandkri e gern lieferten meinem Vater seine ersten Erfahrungen mit dem Kampf von Pferderücken zu Pferderücken. Trotz oder gerade wegen dieser seiner harten Lehrjahre bei der Kavalla befürwortete er die Gründung einer Akademie mit Nachdruck. Er sagte mir immer, er sei strikt dagegen, dass ein junger Mann sich sein militärisches Rüstzeug auf der Basis von Versuch und Irrtum aneigne, so wie er es mangels einer Alternative habe tun müssen. Er trat für eine systematische militärische Ausbildung ein. Manche sagten, er habe eine zentrale Rolle beim Aufbau der Akademie gespielt. Ich selbst weiß, dass er zu fünf ve r schiedenen Anlässen dorthin eingeladen wurde, um vor jungen Offizieren zu sprechen, die ihre Abschlussdipl o me verliehen bekamen. Eine solche Ehre war ein Zeichen für die Hochachtung, die mein Vater beim König und bei der Akademie genoss.
    Bevor die Akademie gegründet wurde, hatte unsere Kavalla aus den Resten von Gerniens altem Ritterstand bestanden. Während unseres langen Seekriegs mit Lan d sang war unsere Kavalla so etwas wie das Folklorekorps unserer Streitkräfte gewesen, dessen Existenzberecht i gung sich mehr oder weniger darin erschöpfte, dass es zu feierlichen Anlässen auf prachtvoll mit Federbüschen geschmückten Rössern in blitzblank gewienerter Rüstung durch die Straßen paradierte. Fußsoldaten bemannten die Lange Mauer, die unsere Landgrenze zu Landsang bild e te, und sie machten ihre Sache gut. Bei den wenigen M a len, wo wir versucht hatten, auf dem Landwege nach Landsang einzudringen, waren unsere schweren Schlachtrösser mit ihren gepanzerten Reitern den Lan d sänger-Kavalieren mit ihren schnellfüßigen Hengsten und Musketen hoffnungslos unterlegen gewesen. Gleichwohl hatte es noch mehr als zwei weiterer Jahre verlustreichen Geplänkels mit den Flachländern gedauert, bis die Ratgeber des Königs endlich begriffen hatten, dass es einer gezielten Ausbildung bedurfte, wenn man eine Kavalla schaffen wollte, die mit dem unkonventi o nellen Kampfstil der Flachländer zurechtkommen konnte. Unsere schwer gepanzerten Pferde konnten wenig gegen Krieger ausrichten, die Magie gegen sie zum Einsatz brachten und sich sodann blitzschnell aus der Reichweite von Schwert und Lanze entfernten. Unsere Kavalla mus s te erst dazu gezwungen werden, Feuerwaffen und Schießkunst – Dinge, die den Idealen und Traditionen des alten Rittertums geradezu Hohn sprachen – für sich zu akzeptieren, bis wir endlich beginnen konnten, die Oberhand über einen Feind zu gewinnen, der keine Schande darin sah, die Flucht zu ergreifen, wenn das Blatt sich gegen ihn wendete.
    Ich sollte also der erste Angehörige meiner Familie sein, der seine Ausbildung auf der Akademie des Königs erhielt. Und ich sollte der erste Student sein, der unser Familienwappen mit dem Spondiasbaum in der Schule trug. Mir war bewusst, dass ich nicht der einzige Sohn aus der ersten Generation des neuen Adels sein konnte, aber mir war auch klar, dass

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