Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Never tell a lie - Lügen können töten - Psychothriller

Never tell a lie - Lügen können töten - Psychothriller

Titel: Never tell a lie - Lügen können töten - Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
mehr Zeug rausgeschleppt werden muss.«
    »Nein, danke.« Mrs Bindel nahm die Brille ab, putzte sie mit dem Papiertaschentuch und tupfte sich den Schweiß von der Stirn. »Puh! Das hier war der Rest.«
    Phoebe schnüffelte an den Pappkartons, die bereits ordentlich auf dem Rasenstreifen zwischen Bürgersteig und Straße vor Mrs Bindels Haus aufgereiht standen. Aus einem ragte der Stiel einer Bratpfanne heraus. Ein anderer war bis zum Rand mit Rohrstücken und weißem Badporzellan gefüllt. Ein dritter enthielt einen Vorrat säuberlich gestapelter Plastikcontainer aus einem Delikatessenladen, der für ein ganzes Leben gereicht hätte.

    Keiner der Kartons weckte Ivys Neugier so stark wie die Korbtruhe. Ihre Rückwand war angeschrägt, als sei sie für einen Schiffsladeraum bestimmt, und der Deckel war mit zwei Metallscharnieren befestigt. Auf der anderen Seite befand sich eine Metallöse mit einem Vorhängeschloss.
    Ivy beugte sich hinunter, um die handgeschriebenen kyrillischen Buchstaben auf einem zerfledderten und vergilbten Zettel zu lesen, einem Schiffsanhänger, der an der Metallöse festgebunden war.
    »Das sieht ziemlich alt aus«, meinte sie.
    »Die Truhe war bereits alt, als Pauls Vater uns bat, sie für ihn in unserer Garage aufzubewahren, und das ist viele, viele Jahre her.«
    Paul? Es dauerte eine Weile, bis Ivy begriff, dass Mrs Bindel von Paul Vlaskovic sprach, dem vorherigen Besitzer von Ivys und Davids Haus.
    Das war wirklich seltsam. Ihr riesiges viktorianisches Haus hatte viel mehr Stauraum als Mrs Bindels niedriges Einfamilienhaus mit seinen billigen Fensterrahmen und der hellblauen Plastikverschalung, die sie alljährlich im Frühling und im Herbst mit dem Wasserschlauch abspritzte.
    »Wollte Mr Vlaskovic seine Sachen nicht wiederhaben, als er fortzog?«, wollte Ivy wissen.
    »Ich habe ihn nicht gefragt, und jetzt ist es zu spät.« Mrs Bindel hob gleichmütig ein kleines Schild auf, das aus einem Stück Pappe an einem Stock bestand. Darauf hatte sie geschrieben: Bitte bedienen Sie sich. Sie rammte das Schild neben die Korbtruhe ins Gras. »Pauls Vater
muss diese Truhe in den zwanziger Jahren aus seiner alten Heimat mitgebracht haben.«
    Die Familie von Ivys Mutter war ebenfalls zu Beginn des vorigen Jahrhunderts aus Russland eingewandert. Ivy hatte eine Tonbandaufnahme gemacht, auf der ihre Großmutter die schwierige Überfahrt schilderte. Sie erzählte von den fünf Koffern, von denen einer mit Zwieback gefüllt war, weil Ivys Urgroßmutter gewusst hatte, dass sie auf dem Schiff kein koscheres Essen bekommen würden. Sie kamen mit nichts als den Kleidern am Leib an, denn bevor sie Ellis Island erreichten, hatte Ivys Urgroßmutter die Koffer samt Inhalt gegen Wasser eintauschen müssen. Wären sie noch eine Woche länger unterwegs gewesen, wären sie verdurstet, wie so viele andere.
    Ivy hatte die Tonbandaufnahme wieder und wieder angehört. Großmutter Fays Stimme erzählte, wie Männer in dunklen Uniformen und Mützen sie herumgestoßen und versucht hatten, sie die Rampe hinunter und in ein großes Haus zu treiben. »Aber meine Mutter stand da und sah zu, wie unsere Koffer ausgeladen wurden. Sie gehörten uns nicht mehr, und das Herumstehen in der eisigen Kälte brauchten wir so nötig wie ein Loch im Kopf. ›Komm weiter‹, flehte ich sie an. Und die Männer brüllten und schimpften und schrien uns Worte zu, die ich nicht verstand.«
    Würde die Korbtruhe Spitzentischtücher und handgestickte Bettwäsche enthalten wie die, die ihre Urgroßmutter verkauft hatte, um ihre Familie zu retten? Als Ivys Urgroßmutter wegen der Dinge, die sie verloren hatte, Tränen vergoss, hatte der Urgroßvater sie gescholten.
»Kümmere dich nicht um den alten Schmattes. Wir sind in Amerika. Hier kriegen wir alles neu.«
    »Was ist da drin?«, fragte Ivy Mrs Bindel.
    »Das weiß ich nicht. Sie ist abgesperrt.«
    Seltsame Logik. Mrs Bindel hatte keine Hemmungen, die Truhe wegzuwerfen, aber sie brachte es nicht über sich, sie aufzubrechen. Dabei wäre es nicht einmal schwierig gewesen. Die Beschläge waren verrostet und sowieso nicht besonders stabil.
    »Sind Sie kein bisschen neugierig?«
    »Wollen Sie sie haben?«, fragte Mrs Bindel hoffnungsvoll und richtete sich auf.
    »Also … ich meine…« Bist du verrückt? , schimpfte ihre innere Stimme. Gerade erst bist du Mr Vlaskovics altes Gerümpel losgeworden, und jetzt willst du dir noch mehr davon zulegen? »Ich wollte doch nur …«
    »Also gut!« Mrs Bindel

Weitere Kostenlose Bücher