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Nevermore

Nevermore

Titel: Nevermore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Creagh
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Fäusten vom Boden aus anstarrte. Die Trainerin packte Isobel am Arm und beendete mit einem kräftigen Rütteln den hasserfüllten Blickkontakt.
    »Was zum Teufel ist denn los mit euch beiden?«, rief Coach Anne und richtete ihre Aufmerksamkeit auf Alyssa. »Ihr wisst doch, dass ich keinen Streit in meinem Team dulde!« Mit purpurrotem Gesicht drehte sie sich zornig zu Isobel. »In mein Büro! Alle beide!« Damit stürmte sie in Richtung ihres Büros am anderen Ende der Halle.
    Alyssa lächelte Isobel spöttisch an, als sie vom Boden aufstand, und folgte der Trainerin.
    Isobels Gesicht brannte wie Feuer. Sie konnte sich nicht zu einem einzigen Schritt durchringen. Alle starrten sie an und sie wollte nichts lieber tun, als Alyssas makellose Zähne mit der Faust einzuschlagen, ihre perfekte Stupsnase platt zu drücken und ihr für immer dieses überhebliche Lächeln aus dem blöden Gesicht zu wischen. Wut floss durch ihre Adern wie Gift. Sie musste hier raus. Sofort. Sonst würde sie in die Luft gehen.
    Isobel nahm ihre Sporttasche, warf sich den Träger über die Schulter und marschierte mit festen, schnellen Schritten auf die Hallentür zu.
    »Lanley!«, hörte sie die Trainerin hinter ihr herbrüllen.
    Mit gesenktem Kopf kämpfte Isobel sich vorwärts. Sie musst weitergehen. Sie musste. Sonst würde sie explodieren.
    »Lanley, bleib auf der Stelle stehen!«
    Isobel zuckte zusammen und hielt sich die Ohren zu.
    »Wenn du aus dieser Tür gehst, dann verlässt du damit auch das Team! Hörst du?«
    Ja, das hatte sie gehört. Doch sie war jetzt auf Autopilot.
    Sobald sie die Turnhalle hinter sich gelassen hatte, beschleunigte Isobel ihren Schritt und joggte den leeren Gang entlang. Sie bog um die Ecke und wäre beinahe an ihrem Spind vorbeigerannt, hätte sie nicht den kleinen, zusammengefalteten Zettel bemerkt, der im obersten Lüftungsschlitz steckte. Isobel hielt an. Sie ahnte, wessen Handschrift sie darauf vorfinden würde. Sie ließ den Träger ihrer schweren Sporttasche von der Schulter gleiten, riss den Zettel aus dem Schlitz und faltete ihn auseinander.
    Obwohl sie wusste, was sie erwartete, versetzte ihr der Anblick der dunkelvioletten Tinte einen schmerzhaften Stich.
    Wir müssen reden.
    »Nein«, sagte sie laut und zerriss den Zettel. »Müssen wir nicht.« Sie zerfetzte das kleine Stück Papier immer weiter und ließ dann die kleinen Schnipsel wie Asche zu Boden segeln.
    Sie gab ihre Spindkombination ein, versetzte der verbeulten unteren Ecke einen Tritt und machte einen Schritt zurück, als die Tür aufsprang. Sie tauchte hinein und zog ihren Rucksack an einem Träger heraus, stellte ihn vor sich auf den Boden, zog den Reißverschluss auf und nahm Die Gesammelten Werke von Edgar Allan Poe heraus. Dann ging sie zum nächstgelegenen Mülleimer und warf das Buch hinein. Es fiel auf ein Bett aus Zetteln und Plastikflaschen.
    Etwas in Isobel zuckte zusammen und flehte sie an, es wieder herauszuholen.
    Doch etwas anderes jubelte auf.
    Sie ignorierte den Drang, das Buch zu retten, ging zu einem der Zeitschriftenständer und schnappte sich mehrere Schülerzeitungen. Sie knüllte sie zusammen, ging zurück zu dem Mülleimer und streute sie über das Buch wie Blumen auf einen Sarg.
     
    Glücklicherweise kam ihr Vater an diesem Tag etwas zu früh. So musste Isobel nicht befürchten, dass irgendjemand aus dem Team oder vielleicht sogar Brad auftauchen würde. Denn dann würde ihr Vater herausfinden, dass sein Auto gar nicht kaputt und in der Werkstatt war.
    Die Fahrt nach Hause verlief schweigend und ausnahmsweise bombadierte ihr Vater sie nicht mit Fragen wie: »Warum so still?« oder »Ist heute etwas passiert?« Und dafür war Isobel ihm sehr dankbar. Das Letzte, was sie wollte, war, über diesen schrecklichen Tag zu sprechen.
    Als sie zu Hause ankamen, ging Isobel sofort auf ihr Zimmer. Sie fiel auf ihr Bett, vergrub ihr Gesicht in den Kissen, schloss die Augen und schlief glücklicherweise augenblicklich ein. Ihr Körper und ihr Verstand schienen sich einig zu sein, dass es genug war für heute.
    Erst Stunden später wachte sie wieder auf, als ihre Mutter, die gerade von einem Elternabend in Dannys Schule nach Hause gekommen war, nach ihr sah.
    »Izzy?«
    Isobel drehte sich auf die Seite. Sie hatte das Gefühl, zwischen Wachsein und Schlaf hin und her gerissen zu werden. Ihr war heiß und sie schob mit dem Fuß die Bettdecke weg. »Mmh?«, murmelte sie.
    »Willst du nach unten kommen und etwas zu Abendessen? Suppe

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