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New York - Love Story

New York - Love Story

Titel: New York - Love Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Lankers
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Waldorf Astoria stehe ich ohnehin nicht besonders«,
erwidere ich, und bei der Erinnerung an die unangenehme
Überraschung, die ich vor dem Nobelhotel erlebt
habe, läuft mir ein Schauer über den Rücken.
    Ich mache es mir auf der Picknickdecke so gemütlich,
wie es auf Steinstufen eben geht, und fixiere den Eisbecher:
Chocolate Fudge – meine Lieblingssorte. David reicht mir
einen großen Löffel. Die Masse ist fast geschmolzen, trotzdem
ist der Geschmack unschlagbar.
    »Und hier ist dein Lieblingsplatz?«, frage ich mit vollem
Mund zwischen zwei Löffeln voll Eiskrem.
    »Hm.« David nickt. Auch er hat einen Löffel in der Hand
und langt in den Eisbecher, wann immer ich ihm dazu die Gelegenheit
lasse. Entweder hat er ähnliche Gene wie ich, oder
er treibt viel Sport, damit die Kalorien sich nicht niederlassen.
An seinem durchtrainierten Körper kann ich jedenfalls kein
Gramm Fett zu viel entdecken.
    Eigentlich hätte ich ahnen können, dass David mich zu
dieser Treppe führen würde. Wieso hätte er gestern Nachmittag
mit einem Buch hier sitzen sollen, wenn er nicht eine
besondere Vorliebe für diesen Platz hätte?
    »Warum gefällt es dir ausgerechnet hier so gut?«, frage ich.
Ich könnte mir eine Menge Plätze in New York vorstellen,
die aufregender sind als die Steinstufen vor einem Museum,
auch wenn ich die Stelle in diesem Augenblick ausgesprochen
schön finde.
    »Es ist die Mischung«, erklärt David. Die Kerzenflamme
erhellt flackernd von unten sein Gesicht. Seine Züge wirken
ernst. »Dieser Platz ist so typisch New York. Mit all seinen
Menschen, den vielen Touristen, dem monumentalen
Gebäude und so weiter. Aber gleichzeitig hat man hier die
ganze Alte Welt im Rücken. Griechische Tempel, Kunst aus
Europa … Mein Vater ist Deutscher, weißt du.«
    Er hält inne, als müsste ich darauf etwas erwidern. Mir fällt
allerdings nichts ein. Seine Stimme klingt plötzlich so anders,
als er diesen letzten Satz ausspricht. So, als würde er mir ein
streng vertrauliches Geheimnis erzählen.
    Ich versuche, in seinem Gesicht zu lesen. Noch immer
flackert der Kerzenschein über seine Züge, und ich erkenne
nicht, was dahinter liegt.
    »Äh, nein, das wusste ich nicht«, sage ich und komme mir
ungelenk vor.
    »Das ist das Einzige, was ich über ihn weiß. Dass er Deutscher
ist«, fährt David fort. Es soll wohl spöttisch wirken,
kommt aber eher zynisch heraus. »Madeleine macht ein großes
Geheimnis um seinen Namen. Schon seit einiger Zeit versuche
ich, mehr über ihn herauszufinden. Aber bislang ohne
Erfolg.«
    »Das tut mir leid.« Ungemütlich rutsche ich auf der harten
Steinstufe hin und her. Mein Dad ist bestimmt kein Traumvater,
aber immerhin weiß ich, wer er ist und wo er lebt.
Hätte ich Lust darauf, könnte ich jederzeit zu ihm fahren.
    »Möchtest du was trinken?« David hält mir ein Glas hin
und schüttet zu meiner Erleichterung Cola hinein.
    »Besser als Champagner, dachte ich mir.« Er zwinkert mir
zu und tut so, als wäre alles wieder in bester Ordnung, aber
ich kann spüren, dass ihn die Sache mit seinem Vater mehr
aufwühlt, als er zugeben möchte. Deshalb fällt es mir plötzlich
ganz leicht, David zu verraten, weshalb ich ursprünglich
nach New York gekommen bin.
    »Ich suche auch jemanden«, sage ich und trinke einen großen
Schluck lauwarme Cola. »Er heißt Simon. Und er war
mein Freund. Ist mein Freund«, verbessere ich, denn ich
glaube ja noch immer fest daran, dass alles nur ein Missverständnis
ist. »Immerhin kenne ich seinen Namen«, fahre ich
mit einem müden Lächeln fort. »Aber ich habe leider keine
Ahnung, wo er sich in dieser wahnsinnig riesigen Stadt aufhält.«
Nachdem die ersten Sätze gesagt sind, gibt es kein
Halten mehr. Nach und nach strömt die ganze wirre Simon-
Story aus mir heraus. David hört mir schweigend zu, nickt
immer wieder, damit ich fortfahre, und trinkt seine Cola.
    Der Himmel ist bereits dunkel, und es sind ein paar Sterne
zu erkennen, als ich schließlich mit dem Erzählen fertig bin.
    »So ein Mist«, sagt David – auf Deutsch! Es klingt so witzig,
dass ich unfreiwillig lachen muss. Obwohl sich nichts an
meiner Lage geändert hat, fühlt sich der ganze Schlamassel
plötzlich nicht mehr unlösbar an.
    »Du sprichst Deutsch?«, frage ich.
    »Ein bisschen«, erklärt David bescheiden auf Deutsch und
wechselt dann wieder ins Englische. »Ich habe es an der High
School belegt. Man kann nie wissen …«
    Ich schüttele den Kopf, beeindruckt von so viel

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