New York - Love Story
vorbei und ich habe
das Gefühl zu erwachen. Erst als ich die Augen aufschlage, bemerke
ich, dass ich sie zuvor geschlossen hatte.
»Und?« David schaut mich mit einem undefinierbaren
Ausdruck in seinen grauen Augen an.
»Und jetzt brauche ich was zu trinken«, erkläre ich bestimmt.
Im Leben würde ich nicht zugeben, dass mir der
Tanz tatsächlich Spaß gemacht hat!
»Champagner?« Der seltsame Gesichtsausdruck ist wieder
dem ironischen Grinsen gewichen.
»Bestimmt nicht!«
Wir bahnen uns einen Weg zur Bar und David ordert zweimal
Cola. Genau wie auf den Stufen vor dem Metropolitan
Museum stoßen wir mit unseren Gläsern an.
Madeleine und Hugo nähern sich. Sie sind so beschäftigt
mit Small Talk hier und Luftküsschen da, dass sie uns zunächst
gar nicht bemerken. Doch plötzlich steuern sie direkt
auf uns zu und auch David wird von seiner Mutter mit überschwänglichen
Küssen auf die Wangen begrüßt.
»Wie gefällt es euch? Amüsiert ihr euch gut? Ist nicht alles
wunderbar gelungen?« Madeleine feuert die Fragen ab, als
würde sie darauf gar keine Antwort erwarten. Sie wünscht
uns noch einmal viel Spaß – und schon sind sie und Hugo
wieder in der Menge verschwunden. David schüttelt leicht
den Kopf.
»Ich glaube, meine Mom mag dich«, eröffnet er mir überraschend.
»Was?« Ich glaube, ich habe mich verhört. »Sie kommandiert
mich herum. Und sie hat ständig etwas an mir auszusetzen.«
Shit, jetzt denkt David garantiert, ich wolle seine
Mutter schlechtmachen. Aber er lächelt nachsichtig.
»Ja, so ist sie halt. Aber ich finde, sie ist etwas umgänglicher
geworden, seit du da bist. Wahrscheinlich erinnerst du
sie an die guten alten Zeiten in Deutschland.«
Plötzlich fällt mir wieder ein, was ich David eigentlich
direkt am Anfang hätte sagen sollen. Aber er hat mich mit
seiner Aufforderung zum Tanzen so durcheinandergebracht,
dass ich es schlicht vergessen habe.
»Ich muss dir etwas erzählen. Ich habe herausgefunden,
wie dein Vater heißt.« Keine Ahnung, was ich erwartet hatte –
Begeisterung, Dankbarkeit? – aber David mustert mich nur
skeptisch.
»Wie das?«
»Das ist … etwas kompliziert«, stammele ich. Soll ich
David etwa erzählen, dass ich in den versteckten Briefen seiner
Mutter herumgeschnüffelt habe? Das lässt mich nicht
gerade in einem guten Licht dastehen, finde ich. »Sagen wir
einfach: Ich habe meine Quellen!«
David zuckt mit den Schultern. »Okay.«
Etwas enttäuscht sage ich ihm den Namen, den ich herausgefunden
habe. Doch dann belohnt er mich mit einem breiten
Lächeln.
»Das könnte uns wirklich weiterhelfen«, meint er.
»Uns?«
Was soll das denn bedeuten?
»Nachdem ich allein nichts herausgefunden habe, habe ich
einen Privatdetektiv beauftragt«, erklärt er mir.
Wow! Ein Privatdetektiv. Das hört sich ja an wie in einem
Gangsterfilm.
Bevor ich weiter nachhaken kann, unterbricht
David meine Gedanken.
»Ich habe übrigens auch eine Überraschung für dich.«
Fragend schaue ich ihn an.
Eine Überraschung?
»Ich habe mich mal umgehört, wie ich es dir versprochen
hatte. Und ich glaube, die Band von deinem Freund tritt am
Montag im Chicky CitCat auf.«
»Wo, bitte?« Ich bin so überrascht von Davids Neuigkeit,
dass ich mich im ersten Moment gar nicht freuen kann. Mir
fällt nur die blöde Frage nach diesem komischen Namen ein.
»Das ist ein Club im Meatpacking District«, erklärt David
geduldig. »Dort treten häufig unbekannte Nachwuchsmusiker
auf. Montags findet regelmäßig ein kleiner Band-Wettbewerb
statt. Und wie ich gehört habe, ist diese deutsche Band,
die du suchst, dieses Mal dabei.«
Unglaublich!
David ist das gelungen, was ich seit drei Wochen
vergeblich versucht habe. Mir schießen die Tränen in die
Augen, und ich muss blinzeln, um nicht vor David loszuheulen.
Am liebsten würde ich ihm um den Hals fallen, aber irgendwie
traue ich mich nicht. Auf einen Schlag bin ich schrecklich
aufgeregt. Mein Wunsch geht in Erfüllung. Ich werde Simon
wiedersehen! Gleichzeitig fühle ich mich unglaublich nervös.
Wie wird unser Wiedersehen ablaufen? Hoffentlich wird er
sich freuen, mich zu sehen! Und was, wenn nicht?
»Wo genau ist der Club denn?«, frage ich David, um mich
von meiner plötzlichen Panik abzulenken.
»Wenn du willst, komme ich mit«, bietet er mir überraschend
an. »Dann hast du auch keine Probleme mit dem Türsteher.«
»Klar, gerne.« David ist wirklich ein toller Typ, stelle ich
mal wieder erstaunt fest.
Ein toller Typ, dessen
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