Nextopia
– und dem Kauf von Unternehmen wie YouTube (ebenfalls eine nextpandierende Marke, die immerzu neue Features verspricht und ankündigt).
Die mächtigsten Marken der Gegenwart schaffen es, ganz oben zu bleiben, indem sie sich der Nextpansion und der Trendillusion bedienen – was immer Apple oder Google als Nächstes tun, wir erwarten, dass es großartig sein wird und dass sie dadurch noch mehr an Macht gewinnen.
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Die Erwartung der Nextpansion
Ein bizarres Beispiel für die Nextpansion ist Chinese Democracy, ein Album der amerikanischen Rockband Guns n’ Roses, das Anfang 2008 fast 800.000 Google-Treffer ergab. Guns n’ Roses war eine der verkaufsstärksten Musikgruppen der Neunziger, ehe sie sich auflöste. Der Frontmann Axl Rose gründete eine neue Band unter demselben Namen und begann mit den Aufnahmen zu Chinese Democracy im Jahr 1994.
Vierzehn Jahre später, Anfang 2008, war das Album immer noch nicht erschienen. Aber die Guns-n’-Roses-Lizenz blühte und gedieh, die Band reiste um die Welt und machteSchlagzeilen unter der Flagge von Chinese Democracy. Geld floss auch aus dem Verkauf früherer Alben, die zum Zweck des Trailerismus gekauft werden, ehe das Album auf den Markt kommt.
Im September 2008, zwei Monate vor der Veröffentlichung, brachten die Vorbestellungen das Album auf Platz eins der Verkaufslisten, noch vor allen anderen Künstlern mit bereits existierenden Platten.
Als die Band Chinese Democracy im November 2008 endlich herausbrachte – unter dem Slogan »das meisterwartete Album aller Zeiten« –, blieben die Verkaufszahlen hinter den Erwartungen zurück. Es hätte in Nextopia bleiben sollen, denn da war es ein echter Hit.
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Da jeder auf der Megaschnellstraße des Glücks herumflitzt, scheint die Nextpansion eine Unternehmensmethode zu sein, mit der sich die Aufmerksamkeit der Erwartungsgesellschaft aufrechterhalten lässt. Ist das Produkt erst mal auf dem Markt, veraltet es schnell und ist bald wieder vergessen. Hält das Unternehmen es jedoch knapp außerhalb der Reichweite unserer langen Finger, so kann es im Brennpunkt der Aufmerksamkeit bleiben. Wenn wir das Produkt fast, aber nicht ganz in Reichweite haben, reagieren wir wie Kinder vor einem Marshmallow.
Durch die Produktnextpansion hoffen die Firmen, genügend Zeit einzuräumen und genügend Ungeduld und erwartete Freuden zu erzeugen, um sowohl die Anzahl der Kaufwilligen als auch den Preis zu erhöhen, den sie während seiner sehr kurzen Lebenszeit nach der Markteinführung zu zahlen bereit sind. Oder für die Waren, die schon vor seiner Einführung erhältlich sind.
So wie bei Disneys Ankündigung der Cars-Fortsetzung, die für 2011 geplant war. Der Grund dafür ist natürlich die milliardenschwere Werbebranche, die Auto-Merchandisingprodukte in Form von Spielzeug, Kleidung, Schreibwaren und so weiter herstellt. Um diese Branche am Leben zu erhalten(in einem Zeitalter, da zwei Jahre – die seit dem ersten Film vergangen waren – ein ganzes Leben bedeuten), weist Disney auf einen neuen Film hin und auf eine Nextopia-Zukunft, die man nicht erreichen, aber durch den Kauf von hier und jetzt (und in den folgenden vier Jahren) erhältlichen Merchandisingartikeln schon mal abonnieren kann.
James Bond, als Filmlizenz längst über das Trilogiengeschäft hinaus, ist ebenfalls ein Beispiel für die Nextpansion. Der Kinostart von Ein Quantum Trost sollte im November 2008 stattfinden. Doch in den zwei Jahren nach der Premiere des vorhergehenden Bond-Films sickerten ständig Informationen über die Handlung und die Besetzung sowie Filmausschnitte durch. Anfang 2008 gab es bereits über 1,5 Millionen Websites, die sich dem Film widmeten.
Die Nextpansion könnte also auch Teil der Erklärung dafür sein, warum Filmschauspieler, Musiker und Unternehmensvertreter im neuen Jahrtausend alle angefangen haben, sich als Expectitys zu vermarkten. Ungeachtet ihrer beeindruckenden bisherigen Leistungen (zumindest aus der Perspektive des alten Jahrtausends) richteten Menschen wie Johnny Depp und Steve Jobs ihre Aufmerksamkeit und die der Welt auf die Zukunft, um im Blickpunkt der Öffentlichkeit zu bleiben und Geschäfte zu machen:
Johnny Depp erkannte, dass jeder neu herausgekommene Film unter einem gravierenden Nachlassen des Interesses leidet und dass die Lebensdauer eines Films nur kurz ist. Also beschloss er, für seinen nächsten Film Dali ein öffentliches Vorsprechen zu veranstalten. Wenige Tage nach dieser Ankündigung erzeugte
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