Nicholas Dane (German Edition)
ist leider nicht möglich. Und etwas Trost …«
Nick spürte, wie Creals Hand sein Bein heraufgekrochen kam.
»Nicht weinen. Es bricht mir das Herz, wenn du weinst«, murmelte Mr Creal. Und jetzt gab es keinen Zweifel mehr. Die Hand bewegte sich weiter aufwärts. Nick wurde eiskalt. Wollte er …
Plötzlich packte Mr Creal Nicks Kopf fester. Er beugte sich zu dem Jungen hinüber, presste seinen ganzen Körper gegen ihn, schwang sein Bein über Nicks und schob seine Hand die letzten entscheidenden Zentimeter hoch, so dass er ihn nun in der Hand hielt. Nick war so schockiert, dass er völlig erstarrte.
»Keine Angst, Nick. Wir alle brauchen hin und wieder etwas Trost«, sagte Mr Creal. Und seine Finger bewegten sich.
»Sir, Sir«, jammerte Nick. In ihm tobten Entsetzen, Furcht und Scham, alles zugleich. Er versuchte die Hand zur Seite zu schieben, aber Mr Creal verstärkte den Druck auf seinen Kopf, bis es wehtat. Nick hätte ihn mit Gewalt von sich stoßen müssen, einen anderen Ausweg gab es nicht.
»Wehr dich nicht, Nick. Ah, da sind wir ja«, schmachtete Mr Creal. Die Finger bewegten sich drängender. »Siehst du? Ist doch schön«, murmelte er, als Nick einen Steifen bekam, obwohl er nicht wollte. »Na klar, das hast du doch schon oft gemacht, jede Wette. Oder etwa nicht?«, zischte er ihm ins Ohr. »Na, siehst du, komm schon. Ja …«
Es war schrecklich, aber Nick wusste nicht, was er dagegen tun sollte. Mr Creal drückte seinen Kopf gegen ihn, presste seine Beine fest nach unten und bearbeitete ihn mit der Hand. Es war recht schnell vorbei. Mr Creal ließ ihn los und wischte sich die Hand mit einem Taschentuch sauber. Er sagte Nick, er solle ins Bad gehen und sich waschen, was er wie benommen tat. In seinem Kopf bewegten sich Wörter. Dass du dich so einem alten Knacker an den Hals wirfst , hatte Davey gesagt. Wusste er Bescheid? Hatte er das hier gemeint?
Nick guckte sich im Spiegel an. Er hätte sich wehren müssen, er hätte diesem kranken Typen in die Eier treten und abhauen müssen. Stattdessen hatte er ihn machen lassen. Was für ein Schwächling er war! Da hätte er ihm genauso gut gleich die Erlaubnis geben können.
Sein Spiegelbild sah ihn angewidert an, als wäre er ein Fremder.
Als er ins Wohnzimmer zurückkam, hatte Mr Creal sich seinen Morgenrock angezogen, und einen schrecklichen Augenblick lang dachte Nick, er müsste sich jetzt bei Mr Creal revanchieren. Aber das war nicht der Fall – noch nicht.
»Ich geh jetzt in mein Bett und du in deins«, sagte Mr Creal. »Hier – sieh mal! Das ist für dich!« Auf dem Tisch lag eine riesige Tüte mit lauter guten Dingen – Zigaretten, Süßigkeiten, mehr als Nick je gesehen hatte. »Du bist heute Abend ein guter Junge gewesen, du hast dich wirklich gut gemacht«, sagte Mr Creal. »Ich hoffe, du weißt zu schätzen, was ich für dich getan habe. Wir alle brauchen manchmal ein wenig Trost, Nick. Ich seh schon, du weißt, was für dich gut ist, was?« Er lachte und klopfte Nick auf den Rücken. Dann machte er einen Schritt vor und nahm Nick in die Arme. Seine Lippen streiften Nicks Wange.
»Gute Nacht, mein Schatz«, murmelte er. Er schob Nick sachte Richtung Tür und streichelte seinen Hintern. Als Nick ging, sagte Creal noch: »Ich freu mich schon darauf, wenn ich dran bin.«
Dann war Nick auf der Treppe und auf dem Weg nach unten. Dort wartete Andrews auf ihn. Heute Nacht ließen sie ihn nicht alleine gehen.
Auf dem Weg über das Gelände hörte Nick hinter sich ein leises Geräusch. Die Nacht war dunkel, alles hatte sich in den Schatten aufgelöst, dennoch konnte er einen kleinen Körper ausmachen, der zum Haupteingang und dann die Treppe hinaufhüpfte. Es war Oliver, der zurück in die Wohnung ging, um dem lieben Tony Creal auf seine Weise Gute Nacht zu sagen.
»Ihr seid vielleicht ein paar widerliche Schwuchteln«, bemerkte Andrews beiläufig, als er Nick ins Haus führte. Nick bog um die Ecke und ging in seinen Schlafraum. Im Bett lag er ganz still. Er war reingelegt worden, ausgenutzt und erniedrigt. Er fühlte sich beschmutzt. An diesem Abend lag er lange wach, aber kurz bevor er einschlief, verwandelte sich seine Scham in etwas anderes. In Hass. In ihm regte sich tiefer, giftiger Abscheu. Doch merkwürdigerweise nicht vor Mr Creal. Sondern vor sich selbst.
12
Die Rache
Am nächsten Morgen erwachte Nick von alleine. Er schlug die Augen auf. Alle anderen Jungen schliefen noch. Er blieb ganz still liegen, rührte sich
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