Nicholas Flamel Bd. 3 Die mächtige Zauberin
tun, das sie garantiert zur Weißglut bringt.«
»Und das wäre?« , fragte de Ayala neugierig.
Perenelle wies mit dem Speer Richtung Wasser. »Ich stehle ihr Boot.« Der Geist sah so enttäuscht aus, dass die Zauberin lachen musste – zum ersten Mal seit Tagen.
K APITEL F ÜNFUNDSECHZIG
G relles mintgrünes Licht drang durch die verzogenen Wände der Scheune. Dünne und dickere Strahlen durchschnitten deutlich sichtbar den Raum.
Umrissen von Licht, das Geweih mächtig und Furcht einflößend, stand der Archon Cernunnos da. Über die Wände tanzten die Silhouetten von Wolfsköpfen.
Sophie erwachte mit einem Schrei. Im nächsten Augenblick hatte ihre blitzende Aura eine silberne Rüstung um ihren Körper gelegt. Mit einem Ruck öffnete auch Josh die Augen. Er rappelte sich auf und seine linke Hand griff automatisch nach Clarent. Das Schwert summte und zischte, als seine Finger sich um den Griff schlossen, und ein farbiger Glanz breitete sich auf der Klinge aus.
Palamedes’ glatte schwarze Rüstung legte sich um seinen Körper. Er zerrte das gewaltige schottische Breitschwert vom Rücken und baute sich vor den Zwillingen auf. Gilgamesch streckte schweigend die Hand aus und zog dem Ritter das gebogene Shamshir-Schwert aus dem Gürtel.
»Wo ist der Alchemyst?«, fragte Palamedes.
»Ich rieche Minze«, antwortete Sophie rasch und atmete noch einmal tief ein. Der unverwechselbare Duft erfüllte die Luft. Sie spürte, wie ihr Herz hämmerte, doch obwohl sie wusste, was vor der Scheune auf sie wartete, fürchtete sie sich nicht. Sie hatten den Archon schon einmal besiegt, und das zu einem Zeitpunkt, als sie noch nicht auf die Wassermagie zurückgreifen konnten.
»Das Licht hat dieselbe Farbe wie Flamels Aura«, stellte Josh fest. »Er muss draußen sein.«
»Wir müssen raus«, drängte Palamedes. »Hier drin sitzen wir in der Falle.« Er drehte sich um und warf sich gegen die Wand. Das vermoderte Holz gab nach, Splitter flogen durch die Luft und er landete kopfüber in der Wiese.
»Lauf!«, rief Gilgamesch. Er fasste Sophie am Arm und schob sie durch das Loch. »Josh, los!«
Josh wollte seiner Schwester gerade folgen, als die Scheunentore aus den Angeln gerissen wurden. Cernunnos zog den Kopf ein, um in die Scheune sehen zu können. Nur sein mächtiges Geweih hinderte ihn daran, sofort hereinzukommen.
Über das schöne Gesicht glitt ein Lächeln und die Stimme summte und zitterte in Joshs Kopf. »So treffen wir uns wieder, Junge. Ich bin gekommen, um mein Schwert zu holen.«
»Das bekommst du nicht«, presste Josh zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
»Ich glaube doch. Denn dieses Mal habe ich mich gut vorbereitet.« Cernunnos zog den rechten Arm zurück, und Josh sah erst jetzt, dass der Gehörnte Gott Pfeil und Bogen in den Händen hielt. Er hörte das Pling einer Saite und sah einen Pfeil in hohem Bogen direkt auf sich zufliegen.
Clarent bewegte sich und richtete sich vor seinem Körper auf, dann legte die Klinge sich über sein Herz.
Die knöcherne Pfeilspitze prallte an Clarent ab, ohne Schaden anzurichten. Es lag jedoch so viel Kraft in dem Geschoss, dass Josh rückwärts wankte. Cernunnos bellte frustriert, legte den nächsten Pfeil ein und schoss.
Clarent zuckte in Joshs Hand. Die Klinge sirrte, als sie den Pfeil in der Mitte durchschnitt.
Zwei der riesigen Wölfe mit Menschengesicht schlüpften an dem Gehörnten Gott vorbei in die Scheune. Sie trennten sich und näherten sich Josh von rechts und links. Er wich zurück, bis seine Beine gegen den alten Traktor stießen. Weiter zurück konnte er nicht. Er stellte sich breitbeinig hin, hielt das Schwert mit beiden Händen vor sich und beobachtete die Wölfe der Wilden Jagd, wie sie auf ihn zukrochen. Aus den Augenwinkeln sah er, dass der Archon den nächsten Pfeil einlegte.
»Wie schnell bist du, Junge?«, fragte Cernunnos. Als er den Pfeil losschickte, rief er noch etwas Unverständliches, worauf die beiden Wölfe sich mit weit offenem Maul nach vorn warfen.
Gilgamesch kam aus der Dunkelheit. Das schwere, gebogene persische Schwert pfiff sirrend durch die Luft. Der erste Wolf sah den König gar nicht, doch in dem Moment, in dem der kalte Stahl sein Fell berührte, zerfiel er zu Staub.
Die zweite Bestie stürzte auf Josh zu. Clarent zuckte zur Seite und die Kreatur explodierte in einer Sandfontäne. »Gilgamesch!«, rief Josh. »Achtung!«
Doch der Pfeil des Archon traf den König oben in der Brust, wirbelte ihn herum und ließ ihn zu
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